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Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lawrence
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eigenen Revolver getroffen!« Er hielt seine blutende Hand hoch. »Und du hast meinen Daumen erwischt, du Miststück!«
    »Mach nur eine Bewegung«, sagte Belle, während sie den Lauf ihrer Pistole senkte, »und ich schieß dir in die Weichteile. Jetzt nimm die Hände hoch!«
    »Du hast deine Munition doch schon verschossen«, sagte er und grinste verächtlich.
    »Das ist eine Double Deringer«, sagte Belle. »Wie du siehst, hat sie nur einen Lauf, aber zwei Hähne. Hier ist noch eine andere Kugel, Kaliber .41, die nur darauf wartet, losgelassen zu werden.«
    »Du dreckige Hure!«, sagte er. Aber er hielt seine Hände oben. Noch immer rann ihm das Blut aus seiner flachen Nase, & er schaute uns mit einer Art Schielen an. An seiner weinerlichen Stimme hatte ich ihn erkannt. Er war derjenige, dem Ma Evangeline die Bratpfanne über den Schädel gezogen hatte.
    Rasch nahm Belle ihre linke Hand zu Hilfe, um ihn abzutasten. Sie fand einige Silberdollar und etwas Papiergeld.Sie stopfte sich das Geld in ihren Ausschnitt und sagte: »Mach die Augen zu, du Wurm, und zähl bis hundert!«
    Der Weinerliche führte ihren Befehl aus. Während seine Augen zugepresst waren und seine Lippen stumm die Zahlen formten, schnappte sich Belle meine Hand & zog mich durch die Menge der Celestials. Sie hatten mit ihrer Schreierei aufgehört und schauten uns interessiert zu.
    Ich ließ Belles Hand los und folgte ihr über einen eingezäunten Platz, auf dem einige Pferde standen. Sie rutschte auf einem der Kothaufen aus und fluchte, wobei sie Ausdrücke verwendete, die ich hier nicht niederschreiben kann. Ich half ihr auf, und schon waren wir weg & erklommen einen steilen Hang zwischen einem Holzlagerplatz und der Rückseite einer Brauerei.
    Wir schafften es hinauf zur nächsten Straße, Belle raffte ihren beschmutzten Rock hoch und rannte. Ihr zusammengestecktes Haar löste sich, und der Hut mit der Feder hüpfte wie ein toter Vogel auf und ab.
    Wir befanden uns jetzt auf einer ebenen Straße. Ich lief hinter ihr her – vorbei an vielen kleinen Holzbaracken & einigen wenigen Backsteinhäusern & ein oder zwei Zelten. In einigen der Baracken standen blaue oder rote Lampen in den Fenstern. Viele der Häuser waren noch nicht fertig gebaut & einige wenige waren noch unbewohnt.
    Chinatown war ein Gewirr aus engen Gassen gewesen, aber diese Straße war breit genug für Verkehr. Ich sah Fuhrwerke & Maultierkarren & einen Milchwagen. Die großen Pferde, die den Milchwagen zogen, scheuten, als Belle Donne an ihnen vorbeirauschte, und der Fahrer musste sie beruhigen.
    Ein glänzender schwarzer Buggy näherte sich, und im Vorbeifahren rief die Fahrerin aus: »Hast du’s eilig, Belle? Brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?« Es war eine hübsche Frau in einem luftigen gelben Kleid & passender Haube. Sie wartete nicht auf Antwort, sondern lachte nur und streifte ihre weißen Pferde kurz mit der Peitsche.
    Ich hörte, wie Belle etwas von einer »verdammten Short Sally und ihrem Getue« murmelte, aber dann hatte sie auch schon die Straße überquert und drückte ihren Rock zusammen, um in eines der halb fertiggebauten Holzhäuser treten zu können. Es hatte bereits Wände, aber keine Türen, keine Fensterscheiben und auch kein Dach. Wir setzten uns mit dem Rücken zur Wand unter eines der Fensterlöcher. Da ich an die dünne Luft nicht gewöhnt war, rang ich nach Atem. Mir war schwindelig, und einen Moment lang glaubte ich, ohnmächtig zu werden.
    Während ich mich langsam erholte, schaute ich mich um. Der Schatten des Berges hatte begonnen, sich schleichend über die Stadt zu legen, und ich nahm an, die Bauarbeiter, die an diesem Haus arbeiteten, waren nach Hause gegangen. Oder ihnen war das Geld ausgegangen und sie hatten das Haus vorübergehend verlassen. Weil es kein Dach gab, konnte ich hinaufschauen & einige Wolken am tiefblauen Himmel über uns sehen. Die untergehende Sonne färbte sie rosa & gold.
    Draußen auf der Straße hörte ich das beruhigende Geräusch des Verkehrs. Meine scharfen Ohren machten keine klirrenden Sporen oder eilige Pferdehufe aus, die uns verfolgten.
    Belle fummelte an ihrem Hut herum und versuchte,ihn wieder an seinem Platz festzustecken. »Ich hätte auch gern so ein feines kleines Gefährt wie Sally«, sagte sie, wobei sich ihre Brust noch immer hob & senkte. »Und zwei eigene Ponys. Ich könnte sie oben im Flora-Temple-Mietstall unterstellen.« Sie tätschelte ihren Hut, der nur ein bisschen schief saß.
    Ich hielt mich am

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