Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lawrence
Vom Netzwerk:
nassen Laken hindurch, deren Laugengeruch sehr stark war, während uns die Celestials, an denen wir vorbeistürmten, verwundert anstarrten.
    »Hier«, sagte sie außer Atem. »Hier rein!« Sie zog mich in ein Waschhaus voll großer hölzerner Bottiche mit Seifenwasser & noch mehr starrenden Celestials & dann wieder hinaus in eine Gasse. Wild blickte sie sich um und zog mich dann durch eine Tür, über der nur ein Vorhang hing. Wir fanden uns in einer heißen und dampfenden Hütte wieder, in der es nach Stärkemittel roch. Fünf chinesische Männer standen mit Bügeleisen hinter Tischen und ließen Dampfwolken aufsteigen. Als wir hereinkamen, schauten sie mit aufgequollenen Backenhörnchengesichtern zu uns auf und bügelten dann einfach weiter, als wäre es gar nichts Ungewöhnliches, dass eine gefallene Taube und ein Indianerjunge in ihre Arbeitsstätte platzten. In der Mitte des Raumes standen zwei kleine hölzerne Tische. Auf diesen waren die sauberen Laken, die noch gebügelt werden mussten, hoch aufgetürmt. Einige davon hingen an den Tischbeinen herunter. Belle rannte auf einen der Tische zu und zog die Laken noch weiter herunter, sodass sie beinahe ein Zelt bildeten.
    Als ich zu ihr lief, um mich ihr anzuschließen, stieß sie mich weg.
    »Geh du unter den anderen«, sagte sie. »Unter meinemist kein Platz für uns beide.« Also kroch ich unter den anderen Tisch und zog ebenfalls einige der Laken herunter, um mich zu verbergen. Als ich das Gefühl hatte, dass mein Versteck keinen Verdacht erwecken würde, teilte ich zwei der herabhängenden Laken und spähte hindurch. Die Tür, durch die wir hereingekommen waren, wurde nur von einem Stoffvorhang verdeckt, der sich manchmal ausbeulte, Dampf aus dem Raum herausließ und sich anschließend wieder glattlegte.
    Als ich die Celestials bei ihrer Arbeit betrachtete, verstand ich auch, warum ihre Wangen so prall waren. Es lag daran, dass sie den Mund voll Wasser hatten. Fachmännisch sprühten sie dieses Wasser aus ihren Mündern auf die Laken & drückten dann ihre Bügeleisen darauf, wobei sie zischende Dampfwolken aufsteigen ließen.
    Drüben konnte ich Belles pinkfarbenen Reifrock unter den Laken ihres Tisches hervorlugen sehen. Aber wann immer sie ihn an einer Seite hereinzog, kam er an einer anderen wieder zum Vorschein. Als ich das bedrohliche Klirren von Sporenstiefeln näher kommen hörte, begann ich mir ernsthaft Sorgen zu machen.
    Mir blieb beinahe das Herz stehen, als der Stoff über der Tür zur Seite gerissen wurde, sich der Dampf teilte und einen Mann mit schwarzem Schlapphut und sandfarbenem Staubmantel erkennen ließ.
    Ich wusste, dass es Walt oder einer seiner Männer war.
    Der Mann ließ seinen finsteren Blick schweifen, und genau in diesem Moment rutschte ein Stück von Belles Reifrock unter den Laken hervor.
    »Da seid ihr!«, rief der Weinerliche, & seine Sporen rasselten, als er auf sie zustürzte – in eindeutiger Absicht.

KONTOBUCHBLATT 10

    Als der Desperado mit der weinerlichen Stimme und dem schwarzen Hut vor Belles Versteck angekommen war, schritt ich zur Tat. Ich schlüpfte unter meinem Tisch hervor, schnappte mir ein kaltes Bügeleisen von einem leeren Tisch & schleuderte es ihm entgegen.
    Der Weinerliche brüllte, taumelte zurück & packte sich mit der freien Hand ins Gesicht. Aus seiner Nase spritzte das Blut.
    Als die Celestials sahen, dass ihre schneeweißen Laken von dieser blutroten Flut in Gefahr gebracht wurden, waren sie nicht mehr zu halten. Drei von ihnen schoben den Weinerlichen aus dem Schuppen hinaus. Ein anderer schnappte mich, und der letzte zog Belle aus ihrem Versteck. In einem einzigen Moment hatten sie uns alle drei auf die Gasse hinausgeworfen. Auf Chinesisch schrien sie uns an.
    »Gottverd … mt!«, rief der Weinerliche, schüttelte sich von den Celestials ab und ging auf mich los. »Du hast mir die Nase gebrochen! Ich mach euch beide kalt!« Er zog einenColt’s Navy Revolver aus der rechten Tasche seines Staubmantels, spannte den Hahn & zielte auf mich.
    Aber bevor er den Abzug drücken konnte, ertönte ein Schuss. Belle hatte ihre Taschenpistole abgefeuert. Die Kugel musste den Desperado an seiner Hand oder am Handgelenk getroffen haben, denn seine Waffe flog durch die Luft und fiel zu Boden. Als sie unten auftraf, ging sie mit einem Knall los & der Mann kreischte auf. »Ich bin getroffen!« Der Weinerliche hielt einen Fuß hoch, und wir sahen, dass der Hacken seines Stiefels abgeschossen worden war. »Von meinem

Weitere Kostenlose Bücher