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Flucht vor den Desperados

Flucht vor den Desperados

Titel: Flucht vor den Desperados Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Lawrence
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»besteht darin, dass man damit so gut wie nichts trifft. Einer meiner Freunde hat mal auf eine Kuh geschossen. Solange sie sich nicht bewegte, war sie sicher.«
    Ich war mit dem Laden der Waffe fertig, ließ den Zylinder einrasten & schaute zu Sam Clemens auf. »Wenn ich die hier mitnehme, sind Sie dann nicht wehrlos?«
    Er setzte sich hin & paffte an seiner Pfeife. »Ich habe noch einen Colt nebenan in meinem Stockbett. Ich nehme an, den werde ich wohl tragen müssen, damit ich keinen unbewaffneten Eindruck mache. Ich würde dir den genauso gern geben, aber der könnte tatsächlich jemanden verletzen. Die schwache kleine Smith & Wesson kann keiner Fliege etwas zuleide tun. Sie sieht nur so aus.«
    »Und wenn ich jetzt mit dieser Waffe auf das Bild von dem Berg, da an der Wand, zielen würde?«, fragte ich.
    »Dann würdest du es wahrscheinlich verfehlen. Aber sie sieht eindrucksvoll aus, und du kannst die Leute damit abschrecken.«
    Ich wollte den Revolver gerade in die rechte Tasche meiner Wildlederhose stecken, aber schnell fiel mir ein, dass ich ja ein rosafarbenes Baumwollkleid trug. Also steckteich die Waffe & die Ersatzpatronen in meinen Medizinbeutel. Der Griff aus Walnussholz stach etwas hervor. Aber so würde ich leichter drankommen. Ich ließ den Beutel unter den Kragen meines Kleides gleiten.
    Die Tür öffnete sich & ein Junge in meinem Alter trat mit einer dampfenden Kanne ein. Ich konnte Whiskey, Milch, Honig & Muskat riechen.
    »Der Milchpunsch, den Sie bestellt haben, Sir«, sagte der Junge. Er hatte hellbraunes Haar, von dem eine Strähne abstand, und auf seiner Nase saßen verstreute Sommersprossen. Er stellte den Krug in Sams Reichweite ab. Dann sah er mich, & seine Augen weiteten sich.
    »Na, hallo, Miss«, sagte er, nahm seinen Hut ab & drückte ihn an seine Brust. »Ich glaube, wir sind uns noch gar nicht über den Weg gelaufen.« Er schenkte mir ein schiefes Lächeln. »Sind Sie neu in der Stadt? Sie sind ja ’ne echte Schönheit. Ich glaube, so einen kleinen Kuss von Ihnen würd ich mir gern stehlen.«
    »Du bist der Druckerteufel, oder?«, fragte Sam Clemens, während er ein staubiges Glas vom Regal nahm.
    »Ja, Sir.«
    »Wie heißt du, Junge?«
    »Horace, Sir.«
    »Also, Horace«, sagte Sam Clemens. »Ich schlage vor, du verschiebst deine Annäherungsversuche auf einen anderen Tag.« Er goss sich etwas von der sahnigen Flüssigkeit ins Glas. »Jetzt zieh ab.«
    »Ja, Sir«, stammelte Horace. Er ging auf die Tür zu. Weil er mich dabei aber immer noch anschaute, knallte er dagegen. Er wurde rot & eilte hinaus.
    »Was ist ein Druckerteufel?«, fragte ich.
    »Nur ein anderer Ausdruck für einen Druckerlehrling«, sagte Sam Clemens. Er nahm einen Schluck & schnalzte mit den Lippen. »Milchpunsch«, sagte er. »Eine der großartigsten Erfindungen der Menschheit.« Er trank in langen & tiefen Zügen, & als er sein Glas abstellte, sah ich, dass sein staubiger Schnurrbart von der Whiskey-gesättigten Milch feucht geworden war.
    Er schenkte sich ein zweites Glas ein, als sich die Tür öffnete & Dan De Quille zurückkehrte.
    »Ich hab dem Marshal von deinen Eltern erzählt, P. K.«, sagte er, nahm seinen Hut ab und hängte ihn auf den Hutständer. »Er und sein Deputy sind jetzt auf dem Weg runter nach Temperance. Ich hab auch im Colombo Restaurant nachgesehen, aber Belle war nicht dort.«
    Er zog sich einen Stuhl heran und sagte: »Du hast doch gesagt, Belle hätte deinen Brief an sich genommen – den, hinter dem Walt und seine Kumpane her sind?«
    »Ja, Sir«, sagte ich.
    »Kannst du dich erinnern, was in dem Brief stand?«
    »Ich kann mich ganz genau daran erinnern. Hab ich etwas einmal gesehen, vergesse ich es nie wieder.«

KONTOBUCHBLATT 19

    Das andere WANTE D-Plakat von Walt, dem Schnitzer, lag mit der Schrift nach oben auf dem Tisch. Dan De Quille drehte es um und schob mir einen Stift zu.
    »Schreib alles von dem Brief auf, an das du dich erinnern kannst«, sagte er. »Wir müssen herausfinden, warum Walt dieses Dokument so dringend haben will. Sam, schenk mir einen Becher von dem Punsch ein. Ich kann jetzt was Starkes gebrauchen.«
    Während die beiden Reporter ihren Milchpunsch tranken, kopierte ich den Brief, so genau ich konnte. Ich fügte sogar die unleserliche Unterschrift und die Bezeugung von meinem Pa hinzu. Dann schob ich das Ergebnis zu ihnen hinüber.
    Dan De Quille und Sam Clemens beugten ihre Köpfe über meine Nachahmung des Briefes.
    Nach einer Weile schaute Dan zu mir

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