Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fluchtpunkt Aqualung

Fluchtpunkt Aqualung

Titel: Fluchtpunkt Aqualung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
dreiundsechzig Menschen helfe!« Yaku spuckte aus.
    »Aber ich nicht!« Plutejo sprang vom Baum. Wasser und Schlamm spritzte nach allen Seiten. An Yakubar vorbei stampfte er ans Ufer. Furchtlos schritt er auf Caryxzar zu. »Ich fliege das Ding. Wann soll's losgehen …?«
     
    *
     
    Die kleinen Wartungsroboter beachteten ihn kaum. Sie verhielten sich, als sei ihnen sein EMC-Muster vollkommen vertraut. Diese Phase seines Planes verlief derart unkompliziert, daß selbst er so etwas wie Erstaunen empfand.
    Mit flinken Bewegungen zogen die hellgrauen Maschinen ihre Werkzeuge aus Taschen und Laschen, untersuchten die Wand, durch die hindurch seine Nanosonden in die Leitungen des Bordhirns ragten, steckten Werkzeuge weg, holten neue heraus und so weiter. Ihre humanoiden Körper waren aus widerstandsfähigem, halbelastischem Kunststoff. Die Gesichter ihrer schmalen, kapselförmigen Schädel hatten bis auf den 360 Grad umfassenden Sensorenkranz in Stirnhöhe keinerlei Konturen. Auf ihren kurzen, stämmigen Beinen bewegten sie sich rasch und sicher. Ihre Arme bestanden aus drei Teleskopgliedern, die bis zu insgesamt drei Metern Länge ausgefahren werden konnten, und die Feinmotorik ihrer Kunsthände mit den sechs Teleskopfingern galt auch fünfhundertneunzig Jahre nach Beginn ihrer Serienproduktion noch als legendäres Meisterstück terranischer Ingenieurskunst. Die Organhirner nannte sie übrigens Langfinger .
    Während sie begannen, die Wandplatten abzuschrauben, fuhr er die Nanosonden seines Quantenfokus durch die Augenhöhlen aus und drang mit ihnen durch die optischen Sensoren in den Kunststoffschädeln der humanoiden Roboter bis zu ihren Quantenkernen vor. Als die physische Verbindung stand, richtete er konzentrierte Magnetfeldbrücken auf die INGA 12. In Bruchteilen von Sekunden überspielte er ein Programm, das sie seiner Herrschaft unterwarf. Er sagte ihnen, was sie zu tun hatten.
    Sie schraubten die gelösten Platten wieder fest, schlüpften aus seiner Nische und kehrten zurück an ihre Arbeitsplätze. Eine Stunde hatte er ihnen gegeben. In neununddreißig Minuten würde die LAURIN springen.
    Er glich seine internen Chronometer mit seinem Zeitplan ab. In seinem Quantenfokus erschienen aktuelle Uhrzeit und Datum: 54-02-14 01.29.51. Noch achtunddreißig Minuten bis zum Sprung; noch neundundfünfzig Minuten bis zur Eröffnung des Angriffs; noch hundertneunundsiebzig Minuten bis zum übernächsten Sprung. Der Countdown lief. Eigentlich gab es keinen Weg mehr zurück.
    Er sandte ein Peilfeld durch das Schiff – keine auffälligen Bewegungen. Die drei Wartungsroboter stapften eine Ebene über ihm auf den Eingang zum Triebwerksschacht zu. Er analysierte die Kommunikation zwischen Bordhirn und Organhirnern. Nichts, was ihn warnen müßte.
    In der Zentrale allerdings schien man nervös zu werden. Ständig bellte die Herrin des Schiffes irgendwelche Befehle in den Bordfunk. Hin und wieder nahm sie auch mit dem Bordhirn direkt Kontakt auf. Das reagierte mit den Antworten, die er vorschlug. Ein paar Minuten noch, dann hatte er den fremden Quantenkern soweit mit seiner Identität überschwemmt, daß er die Antworten selbst geben konnte.
    Er wartete. 54-02-14 01.44.25. Noch dreiundzwanzig Minuten bis zum Sprung; noch vierundvierzig Minuten bis zur Eröffnung des Angriffs; noch hundertvierundsechzig Minuten bis zum übernächsten Sprung. Er holte schon einmal die Koordinaten in seinen Quantenfokus. Noch hielt er sie jedoch zurück.
    Die drei Wartungsroboter analysierten inzwischen den Druckkammerreaktor. Wie er ihnen befohlen hatte, ließen sie sich Zeit damit. Das Bordhirn meldete die Vollendung seiner Animation. Er überprüfte Bildqualität, Akustik und Taktzahl. Perfekt. Alles kam nun auf eine sekundengenaue Koordination an und darauf, daß Merican seine Botschaft verstand.
    Minuten später eine Anfrage der Kommandantin an das Bordhirn direkt. Wann seine Selbstanalyse endlich abgeschlossen sei, wollte die Herrin wissen. Und nun war es soweit: Das Bordhirn machte ihm einen Vorschlag für eine Antwort und bat um Bestätigung. Er beherrschte das Kunsthirn! Etwas, das Merican vermutlich grimmige Freude genannt hätte, vibrierte durch seinen Titanglaskörper.
    Er lehnte den Vorschlag des Bordhirns ab und antwortete selbst und mit der Stimme des Bordhirns. »Selbstanalyse abgeschlossen. Überhitzte Leitungen in L-42-3-1-19. Bitte um vier INGA 12.«
    L-42-3-1-19 bezeichneten exakt die Koordinaten im linken Schiffsschenkel, an denen

Weitere Kostenlose Bücher