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Fluchtpunkt Aqualung

Fluchtpunkt Aqualung

Titel: Fluchtpunkt Aqualung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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in Yakus Nähe am Seeufer stand, verzog sich und tauchte in der Menge unter. Aus der domartigen Krone über den Kalosaren drang nur noch Rauch, keine Flammen mehr.
    Der Große warf das Messer hinter sich und trat ein paar Schritte heran. Etwa vier Meter vor dem weißhaarigen Mann blieb er stehen. Jetzt erst wurde es Yaku bewußt, daß er selbst noch im Wasser stand. Eine unbewußte Vorsichtsmaßnahme? Ein Ausdruck seiner Angst? Seine Wut verrauchte, er fühlte sich unsicher. Venus und ihre Waffe hinter sich zu wissen, erschien ihm auf einmal ungemein praktisch.
    »Ich bin der edle Caryxzar«, sagte der Große mit dem grünen Umhang. »Ich bin der Sohn Kyfelesinors des Sohnes Ryxelisas des Sohnes Filexiromars des Sohnes …«
    Der Lingusimultaner streikte, während der Große mit dem grünen Umhang seine Ahnenreihe herunterbetete. Den vielen fremdartigen Namen war das Programm nicht gewachsen. Erst nach ein oder zwei Minuten setzte das Gerät wieder ein.
    »… ich bin der Erste Töter aller Waldkalosaren an den blauen Wassern der Wälder von …« Hier folgte ein Name, den der Lingusimultaner wieder nicht übersetzte. »Und wer bist du, Wahnsinniger?«
    »Ich bin Yakubar Tellim von Doxa IV, Sohn von Giseldor Tellim von Tell, Sohn des Frederik Tellim von Tell, Sohn des Ralofan Tellim …« Yakubar in seiner Angst und in seiner Erregung zählte die Namen seiner Vorfahren auf, soweit er sie eben kannte, ergänzte sie sicherheitshalber durch die Namen seiner verstorbenen Frau Elsa und seiner Kinder Mirjam, Hosea, Jesaja und Amoz und baute auch noch seine Enkel Jannis, Kobald und Corall in die Vorstellung ein. Der Reeder von Doxa IV schloß mit folgenden Worten: »Ich habe den Tod besiegt, edler Caryxzar, und die Republik verfolgt mich dafür. Nichts ängstigt mich mehr, Sohn des Kyfelesinors des Sohnes Ryxelisas, und ich bitte dich um Gnade für diese nackten Kreaturen, Erster Töter aller Waldkalosaren an den blauen Wassern.«
    »Ich will deine Bitte nicht rundweg abschlagen, Yakubar Tellim von Doxa IV.« Der große Kalosar trat noch einen Schritt näher. »Nur solltest du zwei Dinge verstehen.« Jetzt erst erkannte Yaku seinen Kopfschmuck: den weißgefiederten Schädel eines großen Vogels mit breitem schwarzem Schnabel. »Dein Begleiter hat Feuer in einen Heiligen Baum geschleudert. Die Heiligen Bäume schenken uns Wohnstatt, Nahrung, Kleidung und Schutz. Wir können sie nicht anders versöhnen als durch das Opfer eines Lebendigen.«
    Yaku nickte stumm. Er hoffte, Plutejo würde mithören.
    »Und dann, nun ja … dann sprichst du vom Wert des Lebens und wirfst uns vor, uns für den Mittelpunkt des Weltalls zu halten.« Dieser Caryxzar mußte ein Gebildeter sein. Yaku staunte. Fließend sprach der Kalosarenhäuptling eine der fünf Hauptsprachen, und der Lingusimultaner übersetzte Wort für Wort. »Vielleicht hast du recht. Sicher aber ist, daß diese da unsere Jäger und Krieger töten.« Er deutete auf die beiden Toten. »Sicher ist, daß sie auch unsere Frauen und Kinder nicht schonen. Und sicher ist weiterhin, daß sie mit ihrer schwarzen Ungötterburg auf unsere Welt herabfuhren und nun in alle Himmelsrichtungen ausschwärmen, um zu töten, zu rauben und zu zerstören. Was willst du mir darauf entgegnen, Yakubar Tellim von Doxa IV?«
    Yaku suchte nach Worten. »Was soll ich sagen, edler Caryxzar, Erster Töter der Waldkalosaren an den blauen Wassern? Ich entschuldige mich für meinen jungen Freund Plutejo Tigern von Genna, der allzu schnell zur Waffe greift …«
    Yaku überlegte fieberhaft, doch es gab kein Argument, das die Worte des Kalosarenhäuptlings entkräften konnte, und Yaku verzichtete darauf, eines zu konstruieren.
    »Es mag wahr sein, daß die Abgesandten der glorreichen Galaktischen Republik Terra auf Aqualung sich aufführen wie die Herren des Kosmos. Sie neigen in der Tat dazu. Aber glaube mir, edler Caryxzar, Erster Töter der Waldkalosaren an den blauen Wassern, ich und die beiden jungen Terraner hinter mir auf dem Baum gehören nicht zur Republik. Im Gegenteil: Die Republik verfolgt uns wie Schwerverbrecher, obwohl wir weiter nichts im Sinn hatten, als unser Leben zu retten.«
    »Ein tapferer Mann, der sein Leben und jedes Leben seines Stammes zu retten in der Lage ist. Nur – was willst du mir geben, edler Yakubar Tellim von Doxa IV, damit ich diese drei Nackthäute am Leben lasse?«
    Yaku dachte nicht lange nach. »Ich schenke dir den Himmelsspeer, mit dem wir auf Aqualung gelandet sind.

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