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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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du diesen Schlitten eigentlich schon?« Gabi hatte die Hände in Zehn-vor-Zwei-Stellung am Lenkrad von Waldes Volvo, während sie die vorgeschriebene Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Eifelautobahn einhielt.
    Walde rechnete nach. »Im Sommer werden es neun Jahre.«
    Er hatte den Schuh wieder angezogen. Wenn er die Zehen entspannte und sie keine Berührung mit dem Schuh hatten, spürte er kaum noch etwas.
    »Was hat er vor?«, fragte Grabbe von der Rückbank her.
    Walde drehte sich um und sah, wie Quintus’ Kopf hinter Grabbe auftauchte.
    »Schnüffeln.«
    »Nennst du das schnüffeln?« Grabbe wies auf die beiden zerbissenen Kopfstützen, die Walde hinter der Rückbank befestigt hatte.
    Quintus hatte bereits wieder die Zähne um die aufgerissene Polsterung gelegt, lupfte nun die Stütze aus der Halterung und verschwand damit hinter der Rücklehne.
    »Weiß die Technik, dass wir uns mit dem Amtstierarzt in Steineberg treffen?«, fragte Gabi.
    »Ich hab mit Sattler ausgemacht, ihm Bescheid zu geben, falls das Tauwetter da oben was bewirkt hat, und, was das Bewegen im Gelände angeht, vorsichtig zu sein.« Grabbe drehte mit skeptischer Miene den Kopf, als es hinter ihm im Kofferraum verdächtig knackte.
     
    Als die drei an dem Grundstück in der Nähe von Steineberg ankamen, wartete Amtstierarzt Dr. Rupprath neben einem alten 190er Mercedes , der wahrscheinlich älter als sein Besitzer war.
    »Die Kriminaltechnik will auch noch das Gelände durchsuchen«, sagte Grabbe, während er das Tor aufschloss. »Bitte beschränken Sie sich auf die Wege, die notwendig sind.«
    Im Gänsemarsch ging es zum Zwinger. Gabi folgte am Schluss hinter dem telefonierenden Grabbe. Sie hatte keine Lust, ihren Gang in den für das aufgeweichte Gelände unpassenden Schuhen beobachten zu lassen.
    »Dachte ich mir’s doch«, sagte Rupprath, als sie vor dem Zwinger standen. »Das Gras ist ziemlich hoch.«
    »Und das bedeutet?«, fragte Gabi.
    »Die vier Hunde wurden mit Tamaron vergiftet, ein geschmacksneutrales Insektizid, das in hoher Konzentration wahrscheinlich mit Leberwurst oder einem anderen Leckerli vermischt wurde.«
    Walde blieb mit seinen Kollegen zurück, während der Tierarzt den Zwinger betrat und sich über die Erde beugte.
    »Malamuts haben einen gesunden Appetit. Ich gehe mal davon aus, dass die vergifteten Leckerlis hier reingeworfen wurden und die Hunde sich sofort darauf gestürzt haben.« Er ging in die Hocke und zerteilte mit den Händen die Grashalme, zwischen denen eine durchsichtige Schicht wässrigen Schnees lag. »Der überlebende Malamute …«
    »Quintus«, ergänzte Walde, der sich den Namen des Giftes in seinen Block notiert hatte.
    »Der hat sich vielleicht hier vorne, wo hohes Gras wächst, einen Fleischkloß geschnappt und dabei ziemlich viel Gras verschlungen. Das dauert meistens keine zehn Minuten, dann erbrechen die Hunde grüne Kugeln.« Rupprath strich mit seinen langen blassen Fingern durch das Gras, hob etwas auf und legte es auf seine Handfläche.
    Walde sah etwas braunes Undefinierbares.
    »Es könnte Hundekotze oder auch Kot sein«, sagte der Tierarzt.
    Als er sich anschickte, das Exponat in der Brusttasche seines Jeanshemdes zu verstauen, reichte ihm Grabbe eine kleine Plastiktüte.
    »Und wenn ihm die Happen einfach von den anderen weggeschnappt wurden?«, fragte Walde. »Er hat eine Verletzung an der Vorderpfote.«
    »Nehmen wir mal an, Quintus hätte nichts von dem vergifteten Fleisch gefressen«, sagte Gabi, »dann hätte der Täter ihn wahrscheinlich auf andere Art und Weise um die Ecke gebracht. So clever, die Situation genau einzuschätzen und sich totzustellen war Quintus bestimmt nicht.«
    »Es könnte auch sein, dass der Täter in den Zwinger gegangen ist in der Absicht, den überlebenden Hund zu erschlagen oder auf andere Weise zu töten und dann gemerkt hat, dass Quintus total harmlos ist. Malamuts sind alles andere als Wachhunde. Gegenüber Menschen sind sie äußerst freundlich. Vielleicht hat der Täter sich nicht mehr bedroht gefühlt und den Hund verschont.«
    »Der Täter muss irgendwas in dem Zwinger gesucht haben und hat deshalb die Hunde umgebracht«, sagte Gabi. »Und Quintus hatte, wie Sie sagten, sich zwar übergeben müssen, aber bis dahin schon genug von dem Gift intus, um eine Zeit lang außer Gefecht zu sein.«
    »Alles möglich.«
    »Könnten Sie sich Quintus einmal ansehen?«, sagte Walde. »Er ist draußen im Wagen.«
    »Dann schauen wir uns schon mal im Haus um«,

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