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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Zeit die Anschaffung von immer mehr Regalen und Schränken erfordert. Neben dem Stuhl vor einem komplett mit Kisten zugestellten Schreibtisch gab es noch eine Zweiercouch. Es war kalt in dem Raum. Im Kaminofen glomm hinter der Glasscheibe ein halb verkohltes Stück Holz.
    »Ich hab extra für dich den Ofen angemacht.« Jo räumte Zeitschriften von der Couch. »Magst du einen Kaffee?«
    Walde mochte im Moment nichts lieber als einen heißen Kaffee, aber er erinnerte sich auch an das Gebräu, das er in diesem Haus schon serviert bekommen hatte, und lehnte ab. Sein angeschlagener Zeh machte sich wieder bemerkbar. Der fühlte sich im Gegensatz zu den anderen warm und dennoch steif an. Walde ließ sich auf das Sofa nieder und schaute zu Jo hoch, der auf dem Stuhl am Schreibtisch Platz genommen hatte. »Quintus hast du ja schon kennengelernt.« Er berichtete Jo, wie er zu dem Hund gekommen war und ließ dabei nicht aus, was Quintus bereits angestellt hatte.
    »Klar kannst du den Hund hier lassen. Erstens haben wir keinen Rasen und Marie hat, glaube ich, als Kind mal einen Hund gehabt.« Jo stand auf und legte ein kleines Stück Holz in den Ofen. »Und was deinen Rasen angeht, den bringe ich gerne wieder in Ordnung.« Jo grinste. »Bei der Gelegenheit könnte ich mal mein Suchgerät drüber schwingen. Vielleicht findet sich ja noch was Interessantes in deinem Garten, keine zweihundert Meter von der Porta entfernt.«
    »Nee, lass mal«, sagte Walde, »ich bin dir schon dankbar, wenn du den Hund nimmst.«
    Der rauchende Scheit im Ofen begann plötzlich lichterloh zu brennen. Eine Weile blickten beide ins Feuer.
    *
    Als sie ins Präsidium kamen, besorgte Grabbe sich als erstes den Schlüssel des Wagens, den sie am Morgen für die Fahrt zum Museum benutzt hatten. Das Auto stand im Hof. Als Grabbe das Handschuhfach öffnete, waren die Bonbonpapierchen verschwunden. Nachdem er den ersten Kollegen, der den Wagen nach ihnen benutzt hatte, nach dem Verbleib der Papierchen fragte, stieß er auf großes Unverständnis, sodass er sich lieber die Mühe machte, in ein paar Papierkörbe zu schauen. Vergeblich.
    »Was hast du in dem Auto gesucht?«, fragte Gabi, als er oben im Büro ankam.
    Sie hatte ihn also durchs Fenster beobachtet. Er schüttete die Bonbonpapierchen von Steineberg aus der Hülle auf seinen Schreibtisch und erklärte ihr, dass er ähnliche auf dem Parkplatz vor dem Landesmuseum gefunden habe.
    »Es gibt eine Menge Leute, die Bonbons lutschen«, sagte Gabi daraufhin.
    »Ist mir klar, aber ich fand es schon seltsam, dass es dieselbe Sorte war.« Grabbe nahm eines der Papiere vom Tisch und las laut: »Vivil, Waldfrucht.«
    »Was denkst du, wie viel Leute diese Sorte Bonbons lutschen?«
    »Ist mir klar, und es ist bestimmt auch Zufall, dass ich heute zweimal auf solche Papierchen gestoßen bin.« Grabbe fühlte die Verpackung. »Das ist Kunststoff, der nicht so schnell verrottet. So was schmeißt man nicht einfach auf den Boden. Bonbonlutscher sind keine Raucher.«
    »Soll das vielleicht heißen, Bonbonlutscher sind bessere Menschen als Raucher?« Gabi nahm eins der Papierchen und hielt es sich dicht vor die Augen.
    »Nein, aber es passt nicht zu einem Spaziergänger, Bonbonpapier in die Natur zu werfen.«
    »Vermutlich haben das auch Autofahrer gemacht. Vielleicht Raucher, die zum Schäferstündchen einen frischen Atem haben wollten und die Papierchen rücksichtslos aus dem Fenster geworfen haben.« Damit beförderte sie die Verpackung in ihren Papierkorb. »Wie die das auch mit ihren Kippen machen.«
    »Nein, nicht wegwerfen! Wer weiß, zu was ich sie noch brauchen kann.« Grabbe bückte sich und fischte das Bonbonpapier wieder heraus.
    *
    »Magst du einen Topi?«, fragte Jo und nahm zwei Schnapsgläser und eine Flasche mit einer klaren Flüssigkeit aus der Glasvitrine.
    »Was ist denn das?«, fragte Walde.
    »Topinambur ist ein Knollengewächs, das drüben auf der anderen Seite der Mosel wuchert. Falls wir mal eine Hungersnot haben, könnte ich damit monatelang die Familie ernähren.«
    »Und jetzt hast du Schnaps daraus gebrannt?«
    »Nee, die Flasche hat mir jemand geschenkt. Weinbrand ist mir eigentlich lieber, aber das Zeug muss weg.« Er leerte sein Glas in einem Zug.
    Walde tat es ihm nach. Der Schnaps war weit milder, als er erwartet hatte.
    »Übrigens kennst du wahrscheinlich den Toten aus Steineberg, von dem ich dir erzählt habe, Aloys Theis.«
    Walde spürte, wie sich vom Magen her eine wohlige Wärme in

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