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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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hat, ist entweder total inkompetent oder ein Verbrecher.« Er schnappte nach Luft. »Oder beides.«
    Der Beamte, der Frohnen hereingeführt hatte, gab ihm zu verstehen, dass er sich auf einen Stuhl setzen solle.
    »Nehmen Sie ihm bitte die Handschellen ab!« Walde sah auf Frohnens Schuhe, an denen die Schnürsenkel fehlten.
    »Soll ich wirklich?«, fragte der Polizist. »Sie müssten mal sehen, wie es da unten aussieht.«
    »Geht schon in Ordnung«, versicherte Walde.
    »Kann ich was zu rauchen haben?« Frohnen schien sich ein wenig zu beruhigen, als ihm die Handschellen abgenommen wurden.
    »Da müssen wir nach nebenan.« Zum einen besaß Walde keine Zigaretten, zum anderen wollte er sich in seinem Büro nicht die Luft verpesten lassen.
    Er führte Frohnen in einen Raum, der zu Vernehmungen genutzt wurde, öffnete eines der Fensteroberlichter und versicherte sich, dass die Fenster darunter nicht geöffnet werden konnten.
    »Ich geh mal nach Zigaretten Ausschau halten.« Beim Hinausgehen warf Walde einen prüfenden Blick auf den Mann. Der hatte die zittrigen Hände auf die Tischplatte gelegt, aus deren Mitte ein kleines Mikrofon ragte. »In Ordnung, Herr Kommissar.«
     
    Walde machte sich gerade an Gabis Schreibtisch zu schaffen, als seine Kollegin in der Tür auftauchte.
    »Kann ich helfen?« Gabi hatte betont laut gesprochen und beobachtete, wie Walde, der tief über eine Schublade gebeugt war, zusammenzuckte. »Wenn du Geld brauchst, hättest du mich doch fragen können!«
    »Ich suche eine Zigarette.« Walde konnte seine Verlegenheit nicht verbergen. »Frohnen hatte einen kleinen Zellenkoller. Er sitzt nebenan im Vernehmungszimmer.«
    »Grabbe!« Gabi trat schnell zurück auf den Flur und sah noch, wie ihr Kollege Frau Theis bereits wieder aus dem Vernehmungszimmer führte. Sie ging wieder zu Walde. »Mist, jetzt haben die beiden sich gesehen.«
    »Wer?«, fragte Walde.
    »Wer schon, wir haben Frau Theis dabei.«
    »Klar«. Walde kam hinter dem Schreibtisch hervor. »Kann ich eine Zigarette haben?«
    »Eigentlich ist das gar nicht schlecht, dass Frohnen und die Theis sich gesehen haben.« Gabi streckte Walde die offene Zigarettenpackung hin.
     
    Frohnen brach den Filter ab, bevor Gabi ihm Feuer reichte.
    »Ich muss Sie bitten, mitzukommen«, sagte sie.
    »Aber nicht wieder da runter. Da kriegen Sie mich nicht mehr rein!«
    »Keine Bange, Herr Frohnen, wenn Sie sich ruhig verhalten, dürfen Sie meinem Kollegen Grabbe bei der Arbeit zusehen.«
    Sie wartete, bis der Mann einige Züge an der Zigarette genommen hatte. »So, können wir jetzt?«
    Sie ließ Frohnen den Vortritt und dirigierte ihn ins gegenüberliegende Büro, wo Grabbe am Rechner saß und Walde ihm über die Schulter sah.
    »Die faulen Beamten, sitzen freitagabends noch im Büro, statt nach Hause zu gehen«, spöttelte Gabi beim Hinausgehen zu Frohnen gewandt. »Da haben Sie ja was für Ihre nächsten Stammtischgespräche.«
     
    Im Vernehmungsraum nahm Gabi neben Walde Platz und schaltete das Aufzeichnungsgerät ein. Ihnen gegenüber hatte Carola Theis ihre Handtasche vor sich auf den Tisch gestellt und schlang nun ihre Arme darum. In der Luft hing noch der Geruch von Frohnens Zigarette.
    »Sie wissen, warum wir Sie hierher gebracht haben?«, begann Gabi die Befragung.
    Die Frau nickte. »Ich kann es mir vorstellen.«
    »Ihr Mann hat Sie angerufen.«
    »Ja, er hat mich angerufen. Ich war dermaßen durcheinander.« Sie ließ die Tasche los, setzte die Ellenbogen auf die Tischplatte und stützte ihren Kopf in die Handflächen. »Ich habe wirklich geglaubt, dass er tot ist. Es war so unwirklich. Ich hab danach nur noch weinen können.«
    »Was wollte er?«
    »Er wollte mich treffen, er hat wohl gemerkt, dass ich erst mal den Anruf verkraften musste. Er wollte sich später noch mal melden.«
    »Und dann hat er wieder angerufen?«, fragte Gabi.
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hätte zurückgerufen, aber seine Nummer war unterdrückt.«
    »Warum haben Sie uns davon nichts erzählt?«
    »Ich war hin und her gerissen. Was kommt als Nächstes? Ist er diesmal wirklich tot?« Sie seufzte tief. »Und dann habe ich ihn bei der Identifizierung gesehen.« Sie ließ den Kopf noch tiefer in die Hände sinken. »Da hatte ich keine Tränen mehr.«
    Das Telefon auf dem Tisch klingelte. Walde schnaufte und nahm den Hörer ab: »Ja?«
    »Entschuldige, ich bin es nur«, meldete sich Grabbe. »Es gibt ein Problem mit dem Durchsuchungsbefehl für Zelig.

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