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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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klingelte. Es war Sattler, Frau Theis war im Anmarsch.
     
    »Mehr sog ich dozu nich«, äffte Gabi den Akzent des Mannes nach, als sie die Straße überquerten, wo Sattler und seine beiden Mitarbeiter bereits vor der Tür von Nr. 37 standen.
    Hinter den Fenstern brannte nun Licht.
    Als Gabi klingelte, tat sich erstmal nichts.
    »Sie ist gerade nach Hause gekommen«, berichtete Sattler. »Vielleicht ist sie zur Toilette.«
    Tatsächlich hörte Gabi eine Klospülung. Sie fasste in ihre Handtasche und tastete vergeblich nach dem Durchsuchungsbefehl.
    Sie suchte immer noch, als Carola Theis die Haustür öffnete und sichtlich überrascht den fünf Polizisten gegenüberstand.
    »Dürfen wir reinkommen, wir haben einen Durchsuchungsbefehl.« Grabbe sprang für seine Kollegin ein, die inzwischen versuchte, mit Hilfe des Feuerzeugs in ihre Tasche zu leuchten.
    »Ja, dann kommen Sie herein.« Carola Theis’ Mund blieb leicht geöffnet.
    Sattler hielt den Aluminiumkoffer vor sich, als er sich zwischen den Einkaufstüten, die auf dem Boden des Windfangs standen, und der Witwe vorbei ins Hausinnere schlängelte.
    »Hier ist das Biest.« Gabi hatte die gerichtliche Verfügung endlich gefunden und hielt sie Carola Theis hin, die das Schreiben so teilnahmslos entgegennahm, als hätte man ihr auf der Simeonstraße einen Werbeflyer in die Hand gedrückt.
     
    Während Sattler und seine Kollegen nebenan das Wohnzimmer durchsuchten, schauten sich Gabi und Grabbe in der Küche um, wo Carola Theis am Tisch Platz genommen hatte und sie stumm beobachtete.
    Eine Viertelstunde später waren sie dort fertig.
    »Sie können Ihre Lebensmittel einräumen, wenn Sie wollen«, sagte Gabi zu der Witwe, die immer noch in Gedanken versunken auf ihrem Stuhl saß.
    In dem schmalen Garten hielt sich Grabbe auf dem mit Schiefer angelegten Pfad. Von hier aus wirkten die in warmes Licht getauchten Räume des Hauses sehr gemütlich.
    Hinter einem Fenster in der oberen Etage war Gabi zu sehen. Über dem Kamin schien, genau konnte er es in dem schwachen Licht nicht erkennen, ein Kupferdach angebracht zu sein, eine weitere Extravaganz, die sich sonst niemand ringsum leistete.
     
    Sattler und seine Leute hatten bereits die untere Etage und den Keller durchsucht, als Grabbe, der Gabi nach oben gefolgt war, hörte, wie die Tüten aus dem Windfang geräumt wurden.
    »Guckt mal, was wir gefunden haben!« Sattler kam mit einem Telefon in der Hand ins Schlafzimmer, wo Grabbe sich mit dem Nachtschrank neben dem Bett Zeit ließ, während Gabi in einer Kommode mit Unterwäsche stöberte.
    Das Telefon war aufgeschraubt
    Grabbe sah auf Transistoren, Platinen und Kabel.
    »Und, was siehst du?«, flüsterte Sattler.
    »Eine Wanze?«, riet Gabi.
    »Genau!«, sagte Sattler.
    »Nein! Das glaub ich nicht.«
    »Doch, ist aber so«, stellte Sattler zufrieden fest.
    *
    Im Polizeipräsidium war es ruhig geworden. Es roch immer noch ein wenig nach Zigarettenrauch. Ab der Pforte war niemand mehr auf den Gängen und Treppen zu sehen. In seinem Büro öffnete Walde eine Minute lang das Fenster und ließ einen Schwall kalter Luft herein.
    Er fand die Nummer von Raskovic im Speicher seines Mobiltelefons.
    »Bruno!«, meldete sich eine laute Stimme. Im Hintergrund war Straßenverkehr zu hören.
    »Bock hier. Quintus ist wieder zu uns zurückgekommen.«
    »Dacht ich’s mir«, sagte der Mann. »Ich bin unterwegs, um ihn zu suchen. Dann ist es ja gut.«
    Walde wartete. Als der Mann nichts mehr sagte, fragte er: »Und was nun?«
    »Er hat meine Isomatte zerbissen, und als ich geschimpft hab, ist er weggelaufen.«
    In Waldes Telefon wurde ein parallel ankommendes Gespräch gemeldet.
    »Ja, wollen Sie ihn denn wieder abholen kommen?« Walde fragte sich, wie Quintus es geschafft hatte, heil über die vielen Straßen zu kommen.
    »Sie wollten mir den Hund ja sowieso nicht geben. Ich glaub, ich guck mich mal im Tierheim um.«
    Walde schaltete in die andere Leitung. »Herr Kommissar, hier randaliert der Frohnen in der Zelle.«
    Er brauchte einen Moment zum Umschalten. »Bringen Sie ihn zu mir hoch.«
     
    »Das kann ich Ihnen gleich sagen, Herr Kommissar, da unten bringen mich keine zehn Pferde mehr rein.« Der Redeschwall ging los, kaum dass Frohnen einen Fuß in Waldes Büro gesetzt hatte. »Dieses Loch da unten, das grenzt an Folter, das ist Abu-Ghureib und Guantanamo in einem. So was hält selbst Amnesty International in Deutschland für unmöglich. Der Architekt, der dieses Loch geplant

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