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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Anfang der Neunziger.«
    »Und dort ist er geblieben bis zu seinem Verschwinden?«
    »Nein, er hat immer nur solange da gearbeitet, wie die Firma Aufträge hatte. Nie länger als ein paar Monate. Das wurde mit den Jahren immer weniger. Die Firma hat vor ein paar Jahren Pleite gemacht.«
    »Sie sagten, Ihr Mann sei in etwas reingeschlittert«, kam Walde auf die vorherige Aussage der Frau zurück. »Gab es drüben Kumpels, mit denen er auf Suche ging oder waren das Leute von hier?«
    »Nein, keiner von hier. Es waren Leute von drüben, die sich dort auskannten. Besonders einer, der François, mit dem war er viel unterwegs.«
    »Können Sie etwas mehr erzählen?«
    »Der war, glaube ich, jünger als Aloys. Er hat ihn mir nie vorgestellt. Er sagte, der habe was drauf, aber er sei kein Feiner.«
    »François, war das sein Vor- oder Nachname?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das war sein Vorname. Zuerst dachte ich, er wäre Luxemburger oder Franzose. Aber Ali erzählte mir, dass die in der DDR vor der Wende ihren Kindern oft exotische Namen gaben, wegen dem Fernweh oder so.«
    »Und dieser François, mit dem ist Ihr Mann drüben auf…« Walde suchte nach einem Wort. »… auf Gräbertour nach archäologischen Funden gegangen. Haben sie was gefunden?«
    Sie nickte.
    »Und was war es?«
    »Das kann ich nicht sagen. Ali hat so gut wie nichts mitgebracht. Das war wohl alles nicht legal, was die da aus der Erde geholt haben. Ich denke, das meiste haben die gleich verkauft. Dieser François hatte Beziehungen. Ich hab mich als Steuerfachgehilfin nicht nur im Job, sondern auch privat um die Finanzen gekümmert. Aloys hat oft monatelang kein Geld vom Konto abgehoben. Er hat alle Ausgaben mit dem Geld bestritten, das er mit den Funden verdient hat. Irgendwann kam er mit einer schweren BMW, einer 1100er, krachneu, mit allen Extras. Die hat damals fast zwanzigtausend Mark gekostet.«
    »Eine Menge Geld«, sagte Walde. »Und wie lange ging das so?«
    »Aloys nannte diese Zeit die Goldgräberjahre. Mitte der Neunziger war es vorbei. Aloys war dann auch wieder mehr hier in Trier.«
    »Und dieser Mann aus dem Osten?«
    »Von dem hab ich jahrelang nichts mehr gehört.«
    *
    Ein Polizist hatte Frohnen Tabak, Gürtel und Schnürsenkel gebracht, die er vor dem Einsperren in der Zelle hatte abgeben müssen. Seither hatte er sich weitgehend beruhigt, und Grabbe erlaubte ihm, am offenen Fenster eine Zigarette zu rauchen.
    Was Grabbe vor sich auf dem Monitor sah, ließ ihn seit Minuten die kalte Luft und die möglicherweise daraus resultierenden gesundheitlichen Folgen vergessen.
    »Sie bleiben hier! Ich bin gleich wieder da!« Grabbe hielt es nicht mehr auf seinem Stuhl. Er registrierte im Augenwinkel Frohnens Nicken, als er zur Tür hinaus und ohne anzuklopfen in den Vernehmungsraum platzte.
    »Entschuldigung, ihr müsst euch das mal bei mir drüben ansehen!«
     
    »Was ist das?«, flüsterte Walde, als er das verschwommene Foto auf Grabbes Monitor betrachtete.
    »Ein Radarfoto«, kam Gabi ihrem Kollegen zuvor. »Das ist ein Motorrad und dahinter«, sie fuhr mit den Fingern am Monitor entlang, »das sind Leitplanken.«
    »Die Aufnahme wurde am 17. August 1999, kurz nach sechs Uhr bei Eisenach gemacht. 192 Stundenkilometer, wo maximal 100 erlaubt sind«, flüsterte Grabbe und schaute zu Frohnen, der scheinbar unbeteiligt auf einem Stuhl saß, aber ganz sicher die Ohren bis zum Anschlag gespitzt hatte. »Eine BMW R 1100 GS. Seht mal die Jacke.«
    Walde beugte sich tiefer zum Monitor hinunter. Mit Mühe konnte er zwei helle Streifen an den Oberarmen und einen über der Brust erkennen.
    »Kommt die euch bekannt vor?«, fragte Grabbe. »Er hat Koffer am Motorrad und trägt einen Rucksack.«
    »Rucksack?«, sagte Gabi zweifelnd. »Ist das nicht ein zweiter Helm?«
    »Und das Kennzeichen?«, fragte Walde.
    »Das ist bekanntlich hinten am Motorrad«, Grabbe hörte sich leicht genervt an. »Deshalb kann man diesen Rasern auch nichts anhaben. Anstelle der fest installierten Radarfallen brauchst du eine Heckblitzanlage.«
    »Ja und?«, fragte Walde.
    »Die ist teuer, kostet um die zweihunderttausend. Ende der Neunziger gab es auf diesem Autobahnabschnitt etliche Unfälle mit Todesfolge wegen überhöhter Geschwindigkeit, darunter waren vier Motorradfahrer. Das hat jemanden im Ordnungsamt Eisenach dazu bewogen, eine Mappe anzulegen mit einer Sammlung der spektakulärsten Geschwindigkeitssünder. Der Stadtrat sollte dazu bewegt werden, eine Heckblitzanlage

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