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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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registrierte den überraschten Gesichtsausdruck des stellvertretenden Vorsitzenden des Münzvereins, als er die drei Kripoleute erkannte.
    »Sie sind doch nicht wegen mir hier?« An Frohnens Pullover war auf Brusthöhe ein Schild geheftet, das ihn als ›Aufsicht‹ auswies.
    »Wie man’s nimmt.« Gabi ließ den Mann ein wenig zappeln. »Wo wollen Sie denn hin?«
    »Nach Hause, ich bin seit gestern Abend hier und werde mich jetzt aufs Ohr hauen.«
    »Was haben Sie denn die ganze Zeit gemacht?«
    »Die Tische aufgebaut und danach Nachtwache geschoben. Die meisten Händler haben gestern Abend schon ihre Ware hier abgestellt. Das geht in die Hunderttausende, was da an Werten auf den Tischen rumliegt.«
    »Interessant.«
    »Warum sind Sie hier, wenn ich fragen darf?«
    »Wir treffen uns mit jemandem und können bei der Gelegenheit auch mal ein wenig Einblick in die Welt der Münzen bekommen.«
    Quintus hatte sich wieder beruhigt und beschnupperte nun Frohnens Hosenbeine.
    »Wissen Sie, wo wir den Stand von einem van Sweelik finden können?«, fragte Grabbe.
    »Das haben wir gleich.« Frohnen ging zum Kassenstand und kam mit einem Hallenplan wieder. Sein Zeigefinger glitt kurz über das Papier, dann zeigte er auf die gegenüberliegende Wand. »Da drüben, das müsste der mit der Kappe sein. Der hat super Sachen.«
    Besucher drängten sich an ihnen vorbei.
    »Und was hat unser Museumsdirektor hier nebenan zu bieten, dass die Leute so brav Schlange stehen?«
    »Da gibt es kostenlose Münzgutachten, hab ich auch schon gemacht. Die Leute finden bei der Wohnungsräumung eine Zigarrenkiste voller Münzen und glauben nun, dass der Opa ihnen ein Vermögen hinterlassen hat. Manche haben Gedenkmünzen von Olympiaden und ähnlichen Quatsch dabei und sind nachher umso mehr enttäuscht.«
    »Aha!«, sagte Gabi und beobachtete, wie ihre Kollegen und der Hund sich durch die Besucher in Richtung des Monschauer Münzhändlers schlängelten.
    »Wenn Sie wollen, kann ich Sie noch ein wenig herumführen«, bot Frohnen an.
    Gabi überlegte für eine Sekunde, ob der Mann tanzen könne, verwarf den Gedanken aber sofort wieder.
    »Okay, dann geh ich mal«, reagierte Frohnen auf ihr Kopfschütteln.
    »Nein, nein, ich war in Gedanken, ich möchte gern mehr über die Messe erfahren.«
     
    Da, wo sich eine Lücke zwischen den über die Auslagen gebeugten Rücken auftat, sah Walde Kästen, in denen Münzen auf Samt lagen, nach Silber und Gold getrennt, mal mit, mal ohne Preisschilder, mal dicht zusammen, mal weiter auseinander.
    Als Walde an einem Stand Halt machte, lief Grabbe vor ihm unbeirrt weiter. Auf dem Tisch waren antike Skulpturen von Steinköpfen bis zu Metallfüßen, Münzen, Scherben und Öllampen ohne System angeordnet. Die etwa fünfzigjährige Frau mit Kopftuch und der ältere Mann stammten vermutlich aus der Türkei. Ihre kostbare Ware mutete an wie aus den Geschichten aus ›Tausend und eine Nacht’.
    »Wenn davon ein Stück am Flughafen in Griechenland oder der Türkei in deinem Koffer gefunden wird, gehst du direkt in den Knast.« Die tiefe Stimme konnte nur Waldes Freund Jo gehören.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Walde.
    »Das sollte ich eher dich fragen.« Jo wies die Reihe hinunter. »Ich hab jedes Jahr mit ein paar Kollegen aus dem Münzverein einen Stand.«
    »Und ich bin dienstlich hier«, sagte Walde halblaut.
    »Geht es auch etwas genauer?« Jo senkte ebenfalls seine Stimme.
    »Eine Zeugenbefragung, nichts Weltbewegendes.«
    In der Halle war es warm. Walde zog seine Jacke aus und hängte sie sich über den Arm. Quintus knurrte und zog gleichzeitig an der Leine in Richtung eines Mannes, der ihnen entgegenkam. Den untersetzten Mann in Motorradkluft, der einen respektvollen Bogen um den Hund machte, hatte Walde noch nie zuvor gesehen. Es dauerte eine Weile, bis sich Quintus wieder beruhigte.
    »Das da musst du dir mal ansehen!« Jo war zum nächsten Stand gegangen.
    Auf rotem Samt waren ausschließlich Goldmünzen drapiert. An manchen befanden sich nähere Beschreibungen und Preise. Walde beugte sich tiefer darüber.
    »Ganz schön teuer, zwischen 800 und 1.500«, stellte er fest.
    »Keine Euro, das sind englische Pfund«, erläuterte Jo. »Mister Summer kommt aus Gloucester, unserer englischen Partnerstadt.« Jo nahm einen Kasten vom Tisch und hielt ihn Walde unter die Nase. »Siehst du unten auf der Münze die Prägung TR? Die sind in Trier geprägt.«
     
    Grabbe wartete, bis der Mann mit dem braunen Hut, der ihn

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