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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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an die Zeichnung auf dem alten Fünfzig-Markschein erinnerte, das Gespräch mit einem Kunden beendet hatte.
    »Herr van Sweelik?«
    Der Mann nickte.
    »Grabbe.« Er ließ den Dienstgrad weg. »Wir haben miteinander telefoniert.«
    »Guten Tag.« Der Mann reichte ihm über die Auslage die Hand.
    »Wie Sie wissen, haben wir Ihre Visitenkarte bei jemandem in Steineberg gefunden.« Grabbe hatte einen Notizblock aus der Innentasche seines Mantels gezogen, dem er nun ein Foto entnahm.
    »Kennen Sie den Mann, Aloys Theis?« Er reichte das Foto über die Auslage.
    Inzwischen waren weitere Besucher neben Grabbe stehen geblieben.
    »Tut mir Leid.« Van Sweelik schüttelte den Kopf.
    »Und den hier?«
    »Ist der tot?« Der Händler betrachtete das Foto des Opfers, das trotz Bildbearbeitung den morbiden Charme der Pathologie nicht verleugnen konnte.
    »Ja.« Grabbe nickte. »Kennen Sie den Mann?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Wie kann er an Ihre Visitenkarte gekommen sein?«
    »Die liegt immer hier am Stand aus.« Van Sweelik zeigte auf den kleinen Stapel am Rand des Tisches.
     
    Gabi nutzte den Platz, den Frohnen ihr gebahnt hatte. Viele der Besucher grüßten den stellvertretenden Vorsitzenden des Münzvereins. In der gesamten Halle waren außer zwei Frauen, die hinter Ständen saßen, nur Männer unterwegs.
    Gabi prallte auf Frohnen, der abrupt vor ihr stehen geblieben war. An dem Stand konnte sie keine Münzen entdecken.
    »Das sind römische Haarnadeln, Broschen, Ringe und Gemmen mit Miniaturgravuren«, erklärte Frohnen.
    Gabi beugte sich ein wenig nach vorn. Dieser alte Plunder machte sie in keiner Weise an. Die Dinge, die daneben lagen, schon eher.
    »Das sind Pfeilspitzen und Steinbeile aus der Steinzeit«, Frohnen war ihrem Blick gefolgt.
    »Sind die echt?« Gabi schaute Frohnen an und war wieder vom intensiven Blau seiner Augen fasziniert.
    »Ein bisschen Vertrauen gehört auch dazu.«
    »Wer’s glaubt, wird selig?«
    Frohnen zuckte mit der Schulter und ging zum nächsten Stand, wo eine Box ohne Glasabdeckung randvoll mit silbrigen Münzen gefüllt war. Manche Münzen wiesen einen grünen Rand auf.
    »Das ist der Karl«, stellte Frohnen den Mann hinter dem Stand vor.
    »Gabi«, sie reichte dem Mann in dem dicken Norwegerpulli die Hand.
    »Der Karl ist auch so einer, der an dem Tag, Sie wissen, wo dieser Fund in der Schwesternklinik gemacht wurde, nicht dabei war.«
    »Ich hab bei meinem Schwager Fliesen gelegt«, sagte Karl. »Das hätt ich auch sein lassen können. Ein Jahr später war ich sowieso geschieden und der Kerl hat mich seither nicht mehr angeguckt.«
    Gabi war über die Ruhe in der Halle verwundert. Der Geräuschpegel war in Anbetracht der vielen Besucher nicht hoch. Münzfreunde schienen eher zu den leisen Zeitgenossen zu gehören.
    Am Tisch gegenüber fragte ein Händler einen über die Auslage gebeugten Mann, ob er eine bestimmte Münze unter der Glasabdeckung herausnehmen solle.
    »Die da!« Der Akzent in der Stimme machte Gabi aufmerksam. Instinktiv drehte sie sich um und sah den Rücken eines untersetzten Mannes in dunkler Lederjacke. Ihr Blick wanderte an ihm hinunter bis zu den schweren Stiefeln. War das nicht der Mann aus dem Haus gegenüber von Frau Theis?
    Als sie wieder nach oben schaute, bemerkte sie, dass der Mann ebenfalls auf sie aufmerksam geworden war, sich nun aber der Münze widmete, die der Händler ihm hinhielt.
    Als sie sich wenig später nochmals nach dem Mann umblickte, war er verschwunden. Das konnte kein Zufall sein! Sie reckte den Kopf und sah, dass er sich durch den Mittelgang entfernte. Wie ihr schien, ein wenig schneller als die anderen Besucher. Jetzt schaute er zurück. Für einen Sekundenbruchteil trafen sich ihre Blicke.
    »Mehr sog ich dozu nich«, murmelte Gabi.
    »Wie?«, fragte Frohnen.
    »Entschuldigen Sie mich bitte.« Gabi folgte dem Mann durch das Gedränge. Hieß der Typ nicht Schwarz oder so ähnlich? Sie schaute sich um, konnte aber weder Grabbe noch Walde entdecken.
    Sie rempelte jemanden an.
    »Können Sie nicht aufpassen?« Ein kleiner Mann hielt schützend die Hand über ein Tablett voller Münzen, das er mühsam auf dem Arm ausbalancierte und sah sie böse über seine auf die Nasenspitze gerutschte Lesebrille an.
    »François!«, rief Gabi laut über die Köpfe hinweg.
    Reflexartig drehte der Mann sich um.
    Sobald er wieder nach vorn schaute, sprintete Gabi los. Den Oberkörper vorgebeugt, die Ellenbogen an die Rippen gepresst und die Hände in

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