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Fluchtpunkt Mosel

Titel: Fluchtpunkt Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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Sicherheit der Kinder in der ersten Reihe. Zielstrebig rannte der Hund auf einen Mann in einer dick gefütterten braunen Jacke zu. Er verbiss sich in dessen Arm und ließ ihn erst los, als ein Hundeführer ein knappes Kommando gab.
    Die Zuschauer applaudierten. Quintus begleitete den Beifall mit einem kurzen Heulen. Von seiner Verletzung war ihm kaum mehr etwas anzumerken.
    »Hast du keine Bedenken, dass Stiermann Quintus entdeckt?«, fragte Monika, die wusste, dass der Präsident dem Hund Hausverbot erteilt hatte.
    »Kein Problem«, sagte Walde. »Nachdem Quintus bei der Verfolgung eines Verdächtigen angeschossen wurde, ist das Hausverbot aufgehoben worden. Obendrein wurden mir die Kosten für den Schaden in der Zelle erlassen.«
    »Es wären auch keine angefallen«, sagte Monika. »Die Firma, die die angeblich unzerstörbare Zelle eingerichtet hat, kommt für den Schaden auf.«
    »Das hat mir Stiermann nicht erzählt.« Walde kraulte Quintus das Nackenfell.
    »Übrigens, für nächste Woche hat Zeligs Anwalt einen Haftprüfungstermin erwirkt.«
    Gabi winkte einem Mann zu, der aus einem Fenster des Seitentrakts fotografierte.
    »Endlich!« Monika trat vom Fenster zurück. »Ich muss rüber, der Typ von der Tageszeitung ist da.«
    »Ich hab erfahren, dass dieser François das Haus eines Nachbarn von Theis gemietet hat, der wegen Demenz in ein Heim gehen musste«, sagte Grabbe, als Monika gegangen war. »Die Kinder haben es ihm ohne Mietvertrag überlassen und hätten ihn so auch leichter wieder rausgekriegt, falls der Vater gestorben wäre.«
    »Muss das jetzt sein?«, sagte Gabi. »Der Fall ist längst gegessen.«
    »Mehr sog ich dozu nich«, äffte Grabbe den in Untersuchungshaft sitzenden François nach. »Er hat sich schon ein halbes Jahr lang in der tristen Reihenhaussiedlung auf den Knast vorbereiten können.«
    »Aber dabei durfte er wenigstens die spannenden Telefonate von Frau Theis belauschen.«
    Im Hof waren in der Zwischenzeit Hindernisse aufgebaut worden, an denen nun die Kletterkünste der Hundestaffel vorgeführt wurden.
    »Ich weiß nicht, was der Zelig sich von der Haftprüfung verspricht«, sagte Grabbe. »Er behauptet, das Gefäß auf dem Gelände des keltischen Ringwalls von Steineberg gefunden zu haben.«
    »Damit kommt er nicht durch. Sattler hat genügend Spuren von ihm im Haus sichergestellt. Es fehlt nur noch das Geständnis. Aber wie ich Zelig kenne, wird er das erst im allerletzten Moment vor Gericht ablegen, wenn er einsieht, dass nichts mehr geht.«
    Mit einem Mal hatte Grabbe das Bild des kleinen Daches über der Haustür in der Siedlung vor Augen, das den Unterschied zu den anderen Reihenhäusern machte. Eine Filmszene kam ihm in den Sinn: Eine Polizeitruppe suchte vergeblich einen Raum nach einem Täter ab. Der Gesuchte hing wie eine Spinne unbemerkt unter der Decke. Keiner der Verfolger kam auf die Idee, nach oben zu schauen.
    Von Theis’ Garten her hatte Grabbe den aufwändig überdachten Kamin gesehen.
    »Ihr könnt mich jetzt für bekloppt halten«, Grabbe klang aufgeregter, als er es zeigen wollte. »Aber ich würde gern noch mal zu Frau Theis fahren. Kommt jemand mit?«
    ›Der Tag der offenen Tür ist keine Pflichtveranstaltung‹, so hatte es der Polizeipräsident in seiner Rundmail an alle Mitarbeiter formuliert. Die Anwesenheit an diesem Tag sollte lediglich die Verbundenheit mit der Dienststelle dokumentieren. Was bedeutete, dass sie nicht dem Überstundenkonto zugeschrieben werden durfte.
    *
    Der Geruch von angebrannten Zwiebeln wehte durch die Straße. Die Hausfassaden waren dunkel vom Regen.
    Als Grabbe am Haus der Witwe klingelte, überlegte er, ob er ihr den Besuch hätte ankündigen sollen. Walde und Gabi zwängten sich ebenfalls unter das Vordach, um Schutz vor dem Regen zu suchen.
    Gabi schaute hinüber zu dem Haus auf der anderen Straßenseite, hinter dessen Gardinen François seinen Beobachtungsposten gehabt hatte.
    Carola Theis öffnete die Haustür. Bis auf helle Hausschuhe war sie schwarz gekleidet. Vor zwei Tagen war die Urne von Aloys Theis beigesetzt worden. Vom Präsidium war niemand dabei gewesen.
    »Guten Tag, Frau Theis, entschuldigen Sie bitte die Störung.« Grabbe reichte der blass wirkenden Frau die Hand. Er wartete, bis die anderen es auch getan hatten.
    »Mir ist da etwas eingefallen.«
    »Kommen Sie doch herein«, lud sie die Witwe ein.
    »Möchten Sie einen Kaffee?«
    Quintus’ wedelnder Schwanz schlug gegen Waldes Beine.
    »Nein, danke, machen

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