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Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Laderaum war der Wagen leer.
    »Das ist der Wagen der Swopes«, sagte Beverly. »Sie haben ihn prinzipiell verbotenerweise direkt neben dem Eingang zum Krankenhaus geparkt. Einmal, als ihnen einer unserer Wachleute eine Verwarnung hinter den Scheibenwischer steckte, ist Emma hinausgelaufen, hat geheult und von ihrem kranken Kind gesprochen, worauf er den Zettel zerrissen hat.«
    Ich klopfte an die Tür. Keine Antwort. Ich klopfte kräftiger. Noch immer nichts. Der Raum hatte ein einziges verdrecktes Fenster, aber der Blick nach drinnen wurde durch Wachstuchvorhänge verwehrt. Ich klopfte noch einmal, und als daraufhin nichts die Stille unterbrach, kehrten wir ins Büro zurück.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich, »wissen Sie, ob die Swopes in ihrem Zimmer sind?«
    Ein lethargisches Kopfschütteln war die Antwort.
    »Haben Sie eine Telefonzentrale hier?« fragte ihn Beverly. Der Iraner hob den Blick von seiner Lektüre und blinzelte.
    »Wer sind sie? Was wollen Sie?« Sein Englisch hatte einen starken Akzent, seine Haltung war mürrisch und herablassend.
    »Wir sind vom Western Pediatric, dem großen Kinderkrankenhaus. Das Kind der Swopes ist zur Behandlung dort. Es ist äußerst wichtig, daß wir mit den Eltern sprechen.«
    »Ich weiß nichts.« Er richtete seinen Blick wieder auf das Lehrbuch.
    »Gibt es hier eine Telefonzentrale mit Leitungen in die einzelnen Einheiten?« wiederholte Beverly. Ein kaum merkbares Nicken.
    »Dann rufen Sie bitte in Zimmer fünfzehn an.«
    Mit theatralischem Seufzen zerrte er sich hoch aus seinem Stuhl und ging durch eine Tür hinter uns. Eine Minute später kam er zurück.
    »Niemand da.«
    »Aber ihr Wagen steht davor.«
    »Hören Sie, Lady, ich weiß nichts von irgendwelchen Wagen. Wenn Sie ein Zimmer haben wollen, okay. Ansonsten lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Rufen Sie die Polizei an, Bev«, sagte ich.
    Irgendwie mußte er an eine Prise Amphetamin gekommen sein, denn sein Gesicht erwachte plötzlich zum Leben, und er sprach und gestikulierte mit bis dahin unbekannter Lebhaftigkeit.
    »Warum die Polizei? Warum Sie machen Ärger?«
    »Wir machen keinen Ärger«, sagte ich. »Aber wir müssen dringend mit den Swopes sprechen.«
    Er riß die Hände hoch.
    »Sie sind weggegangen - ich hab’s gesehen. Da lang.« Er deutete in Richtung Osten.
    »Unwahrscheinlich. Sie haben ein krankes Kind bei sich.« Und zu Bev: »Ich habe ein Telefon gesehen, dort drüben an der Tankstelle. Rufen Sie an, sagen Sie, es handelt sich um ein verdächtiges Verschwinden mehrerer Personen.«
    Sie ging zur Tür.
    Der Iraner hob die Kunststoffplatte der Theke hoch und kam herüber auf unsere Seite.
    »Was wollen Sie? Warum Sie machen Ärger?«
    »Hören Sie«, sagte ich zu ihm, »ich kümmere mich nicht darum, was hier für verbotene Spielchen in den anderen Einheiten vor sich gehen. Wir müssen mit der Familie sprechen, und zwar sofort.«
    Er nahm einen Schlüsselbund aus der Tasche. »Kommen Sie, ich zeige Ihnen, sie nicht da. Dann lassen mich in Ruhe, okay?«
    »Abgemacht.«
    Seine Hose war viel zu groß, so daß die Hosenbeine flatterten und auf dem Boden schleiften, als er über den Asphalt ging, murmelnd und mit den Schlüsseln klimpernd.
    Dann steckte er den Schlüssel ins Schloß und drehte ihn um. Die Tür stöhnte beim Öffnen. Wir traten ein. Der Motelangestellte erbleichte, Beverly flüsterte: »O mein Gott!«, und ich bekämpfte ein wachsendes Gefühl des Unheils.
    Das Zimmer war klein und dunkel. Und jemand hatte es völlig verwüstet.
    Die irdischen Güter der Familie Swope waren aus drei Pappkoffern geräumt worden; die Koffer lagen zertreten auf einem der Doppelbetten. Kleidungsstücke und persönliche Dinge waren überall verstreut:
    Shampoo, Rasierwasser und Deodorant leckten aus zerbrochenen Flaschen in klebrigen Spuren über den fadenscheinigen Teppich. Frauenunterwäsche hing schlapp über der Kette der Lampengirlande.
    Taschenbücher und Zeitungen waren zerfetzt wie Konfetti. Offene Dosen und Lebensmittelkartons lagen überall herum, ihr Inhalt war ausgelaufen. Es roch nach Fäulnis und abgestandener Luft.
    Neben dem Bett war eine Stelle, wo nichts auf dem Teppich lag - und hier sah man einen dunkelbraunen, klebrigen Fleck, etwa fünfzehn Zentimeter im Durchmesser.
    »O nein«, sagte Beverly. Sie kam ins Schwanken, verlor das Gleichgewicht, und ich fing sie auf.
    Man braucht nicht lange im Krankenhaus gearbeitet zu haben, um zu wissen, wie getrocknetes Blut aussieht.
    Das Gesicht des

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