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Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Kriminalbeamter sein«, sagte Beverly.
    »Das ist Milo.«
    »Ihr Freund - ach so.« Sie war etwas erschüttert.
    »Stimmt, und er ist sowohl das eine wie das andere.«
    Milo sprach kurz mit den beiden Streifenbeamten, nahm dann einen Notizblock und einen Stift heraus, trat über das Band, das man quer vor den Eingang zu Einheit fünfzehn gespannt hatte, und ging hinein. Er blieb eine Weile drinnen, kam wieder heraus und machte sich weitere Notizen.
    Dann latschte er hinüber zum Büro. Ich stand auf und traf ihn am Eingang.
    »Hallo, Alex.« Seine große, gepolsterte Hand packte die meine.
    »Verdammte Sauerei da drinnen. Weiß noch nicht, was man dem Kind für einen Namen geben soll.«
    Er sah Beverly, ging zu ihr und stellte sich ihr vor.
    »Wenn Sie sich mit dem da zusammentun«, sagte er und deutete auf mich, »dann bekommen Sie nichts als Ärger.«
    »Wie man sieht.«
    »Haben Sie es eilig?« fragte er sie.
    »Ich gehe nicht zurück ins Krankenhaus«, antwortete Bev. »Ansonsten hab’ ich nur noch einen Langstreckenlauf vor mir, um halb vier.«
    »Laufen? Ach so, zur Stimulation der Herzkranzgefäße. Ja, das hab’ ich auch mal probiert, aber dabei hat mir die ganze Brust weh getan, und vor den Augen tanzten mir Visionen meines nahen Todes.«
    Sie lächelte ein wenig gezwungen und wußte offenbar nicht, was sie von ihm halten sollte. Es ist wunderbar und heilsam, mit Milo beisammenzusein, vor allem dann, wenn man allzu starre Vorurteile gefaßt hat.
    »Keine Sorge, bis dahin sind Sie längst hier raus. Ich wollte nur wissen, ob Sie warten können, bis ich Mr. - äh - « Er schaute auf seinen Block. »Bis ich Mr. Fahrizbadeh verhört habe. Das dauert bestimmt mit lange.«
    »Es macht mir nichts aus.«
    Er führte den Motelangestellten hinaus und hinüber zur Einheit fünfzehn. Beverly und ich blieben schweigend im Empfangsbüro sitzen.
    »Das ist schrecklich«, sagte sie nach einer Weile. »Dieses Zimmer, und dann das Blut.« Sie saß steif auf ihrem Sessel und preßte die Knie zusammen.
    »Vielleicht ist ja gar nichts passiert, und es geht dem Jungen gut«, sagte ich ohne große Überzeugung.
    »Ich hoffe es, Alex. Ich hoffe es sehr.«
    Nach einer Weile kehrte Milo mit dem Angestellten zurück, der sich ohne einen Blick auf uns hinter seine Theke begab und dann im angrenzenden Raum verschwand.
    »Ein höchst uninteressierter Kerl«, sagte Milo. »Aber ich glaube, daß er mehr oder weniger die Wahrheit sagt. Scheinbar gehört der Laden hier seinem Schwager. Er studiert in Abendkursen an einer Wirtschaftsakademie und arbeitet hier statt zu schlafen.« Er schaute Beverly an. »Was können Sie mir über diese Familie Swope sagen?«
    Sie gab ihm einen Bericht, der weitgehend dem entsprach, was sie mir im Krankenhaus mitgeteilt hatte.
    »Interessant«, sagte er nachdenklich und kaute dabei an seinem Kugelschreiber. »Es kann also alles mögliche bedeuten. Zum Beispiel Hypothese A: Die Eltern brachten das Kind in Eile weg von hier, was noch kein Verbrechen wäre, es sei denn, das Krankenhaus erstattet Anzeige. Aber in diesem Fall hätten sie wohl kaum den Wagen hiergelassen. Hypothese B läuft darauf hinaus, daß diese Sektenmitglieder das Kind mit Erlaubnis der Eltern entführt haben, und auch das ist kein Verbrechen. Falls die elterliche Erlaubnis fehlt, wäre es das altbekannte Kidnapping.«
    »Und was ist mit dem Blut?« fragte ich.
    »Ja, das Blut. Die Techniker vom Ermittlungsdienst behaupten, es sei Null positiv. Sagt Ihnen das etwas?«
    »Ich glaube, ich erinnere mich an die Notizen in der Patientenakte. Woody und seine beiden Eltern haben meines Wissens Blutgruppe Null.
    Was den Rhesusfaktor angeht, bin ich mir nicht sicher.«
    »Na ja, das war’s dann also. Es ist übrigens nicht viel Blut, nicht so viel, wie entsteht, wenn jemand angeschossen oder durch Stiche verletzt wird…« Er bemerkte den Ausdruck auf Beverlys Gesicht und hielt inne.
    »Milo«, sagte ich, »der Junge hat Krebs. Er ist bei ihm noch nicht unheilbar, jedenfalls war er es gestern noch nicht. Aber seine Krankheit ist unberechenbar. Kann sein, sie breitet sich aus und dringt in ein größeres Blutgefäß ein, oder es entsteht Leukämie. In beiden Fällen könnte er einen plötzlichen Blutsturz erleiden.«
    »Mein Gott«, sagte der Kriminalbeamte und schaute betreten drein.
    »Armer kleiner Bursche.«
    »Können Sie denn nichts unternehmen?« fragte Beverly.
    »Wir tun unser Bestes, ihn zu finden, aber ehrlich gesagt, es ist nicht leicht.

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