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Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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der Sache zu tun haben, aber, zum Teufel, wenn man es genau nimmt, ist das Kaufen und Verkaufen menschlicher Körper die Grundlage im Leben dieser Stadt - habe ich recht? Kleine Mädchen vom Land, die in die Glitzermetropole kommen und sich die Köpfe verdrehen lassen. So was kommt schließlich täglich vor.«
    »Ich glaube, das ist der abgedroschenste Vortrag, den du jemals gehalten hast.«
    Er brach in schallendes Gelächter aus und schlug übermütig mit der Hand auf das Armaturenbrett, dann merkte er, daß ihm die Sonne in die Augen stach, und setzte sich eine Sonnenbrille auf.
    »Okay, Zeit, mal wieder so richtig Bulle zu spielen. Was meinst du?«
    »Du wirst sie zutiefst einschüchtern.«
    Jane Rambos Kommandostelle befand sich im zehnten Stockwerk eines fleischfarbenen Hochhauses am Wilshire Boulevard, ein wenig westlich vom Barrington. Auf der Hinweistafel in der Lobby waren an die hundert Firmen verzeichnet, die meisten mit Namen, die keinen Hinweis auf die Art des Betriebs lieferten. Hier ging man sehr freizügig um mit Begriffen wie ›Unternehmen‹, ›System‹, ›Kommunikation‹ und ›Gruppe‹. Ein gutes Drittel davon endete mit dem Zusatz ›Ltd.‹. Beschränkte Haftung. Jane Rambo übertraf sie alle und hatte ihrem Fleischmarkt den Titel Contemporary Communications Ltd. gegeben. Und wenn einen dieser Name noch nicht davon überzeugte, daß hier alles hochanständig vonstatten ging, so bewirkten das die Messingschrift und das Firmenzeichen, ein Blitz, ebenfalls aus Messing, auf der Teakholztür zu ihrem Büro.
    Die Tür war abgeschlossen, aber Milo klopfte so heftig dagegen, daß die Wände zitterten. Kurz darauf wurde uns geöffnet. Ein großer, gutgebauter Jamaikaner, Mitte Zwanzig, streckte den Kopf heraus und wollte etwas Unfreundliches sagen, aber Milo hielt ihm seine Plakette vor das mahagonifarbene Gesicht, woraufhin der Schwarze den Mund erst einmal zumachte.
    »Hallo«, sagte Milo jetzt und grinste dazu.
    »Was kann ich für Sie tun, Officer?« fragte der Schwarze und bemüht sich, dabei so arrogant wie möglich zu wirken.
    »Erstens können Sie uns mal reinlassen.« Ohne auf Antwort zu warten, drückte Milo gegen die Tür. Der Jamaikaner trat überrascht und überwältigt zurück, und wir betraten die Bürosuite.
    Es war kein sonderlich beeindruckender Empfangsraum, der sich uns darbot, kaum größer als ein Garderobenschrank, aber vermutlich gab es bei Contemporary Communications wenig Publikumsverkehr. Die Wände waren in einem stumpfen Elfenbeinweiß gestrichen, und die einzigen Möbelstücke im Raum waren ein Schreibtisch aus Chrom und Kunstleder, auf dem eine elektrische Schreibmaschine stand, und der dazugehörige Sekretärinnenstuhl dahinter.
    Die Wand über dem Schreibtisch war geschmückt mit einem Plakat, das ein kalifornisches Surferpaar in der Pose von Adam und Eva zeigte, darunter die Zeile ›Schick deine spezielle Botschaft an die spezielle Person…‹ Eva hatte ihre Zunge im Ohr von Adam, und obwohl der Ausdruck auf seinem Gesicht gelangweilt und verblödet wirkte, bauschte sich sein Feigenblatt beträchtlich.
    Auf der linken Seite des Schreibtisches war eine Tür. Der Jamaikaner baute sich davor auf, die Arme verschränkt, die Beine gespreizt, ein finster dreinschauender Wachposten.
    »Wir möchten mit Jane Rambo sprechen.«
    »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
    »Jesses«, sagte Milo angewidert, »ein jeder in dieser lausigen Stadt glaubt, eine Rolle im Fernsehkrimi zu spielen. ›Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?‹« imitierte er den anderen. »Das ist ein mieser B-Film-Dialog, Mann. Los, klopfen Sie an die Tür und sagen Sie ihr, daß wir da sind.«
    Der Jamaikaner rührte sich nicht von der Stelle. »Kein Durchsuchungsbefehl, kein Zutritt.«
    »Du meine Güte, auch noch wählerisch.« Milo pfiff durch die Zähne, steckte die Hände in die Hosentaschen und ging auf den Jamaikaner zu, bis seine Nase noch einen Millimeter von der des Schwarzen entfernt war.
    »Kein Grund, so unfreundlich zu sein«, sagte er. »Ich weiß, daß Ms. Rambo eine vielbeschäftigte Lady ist und so unschuldig wie frischgefallener Schnee. Wenn nicht, würden wir hier vielleicht eine kleine Durchsuchung veranstalten. Und dazu brauchten wir dann einen Durchsuchungsbefehl. Aber wir wollen ja nur mit ihr reden. Und da Sie bei Ihren juristischen Studien noch nicht so weit fortgeschritten zu sein scheinen, darf ich Sie darüber informieren, daß kein Durchsuchungsbefehl nötig ist, wenn man

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