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Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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zum Prozeßgewinn verhalf, egal, mit wem er es sich dabei verdarb. Er hat manche Trennung á la Hollywood mit viel Geld im Hintergrund über die Bühne gebracht und hielt sich selbst für einen Star. Sehr imagebewußt: fuhr einen Excalibur und einen Corniche, trug auffallend teure Kleidung, hatte eine Blondine an jedem Arm, rauchte Dunhill Latakia durch eine Tausend-Dollar-Meerschaumpfeife…«
    »Derzeit ist er offenbar mehr an geistigen Werten interessiert.«
    »Ja, hab’ davon gehört. Er leitet so eine Verrücktengruppe, unten an der Grenze. Nennt sich selbst den Großen Bonzen oder so ähnlich.«
    »Den edlen Matthias. Warum, glaubst du, hat er die Pflege des Gesetzes aufgegeben?« Er lachte gezwungen.
    »Man könnte sagen, das Gesetz hat ihn aufgegeben. Das war vor fünf oder sechs Jahren, und es stand in allen Zeitungen. Wundert mich, daß du dich nicht daran erinnerst. Matthews vertrat damals die Frau eines bekannten Dramatikers. Der hatte gerade den ganz großen Erfolg gelandet - einen Hit am Broadway! -, endlich Kaviar nach zehn Jahren trockener Sandwiches. Aber als er an diesem Punkt angelangt war, fand die Frau einen anderen Verlierer, den sie bemuttern konnte, und reichte die Scheidung ein. Matthews hatte ihr alles verschafft, was sie wollte:
    einen beträchtlichen Anteil an den Tantiemen für das Stück und einen Prozentanteil an allem, was der Mann in den nächsten Jahren herausbringen würde. Der Fall wurde sehr ausführlich in Presse und Öffentlichkeit besprochen, und es gab gleich nach der Verhandlung, noch auf der Treppe vor dem Gerichtssaal, eine Pressekonferenz. Matthews und die geschiedene Frau kamen heraus, als der Ex-Ehemann aus dem Nichts auftauchte, mit einer Zweiundzwanziger-Flinte. Er hat beide in den Kopf geschossen. Die Frau starb, Matthews überlebte, nach einem halben Jahr auf Messers Schneide.
    Dann tauchte er unter und kam zwei Jahre später als maharishi wieder an die Oberfläche. Die übliche Geschichte aus Kalifornien.«
    Ich danke ihm für die Information und drehte mich um zum Gehen.
    »He«, fragte er, »warum interessierst du dich für ihn?«
    »Nichts Wichtiges. Sein Name ist bei einem Gespräch aufgetaucht.«
    »Der stürmische Norman.« Er lächelte. »Geheiligt durch Gehirnschaden.«

13
    Am nächsten Morgen klopfte Milo an meine Tür und weckte mich um Viertel vor sieben. Der Himmel war grau wie eine streunende Katze. Es hatte die ganze Nacht über geregnet, und die Luft roch wie feuchter Flanell. An den Hängen des Glen hing eine Kälte, die bis ins Knochenmark drang, sobald man die Tür öffnete.
    Er trug einen dünnen, glänzend schwarzen Regenmantel über einem zerknitterten weißen Hemd, eine braun-blau gestreifte Krawatte und eine braune Hose. Sein Kinn war bläulich von den Stoppeln, die Augenlider schwer von Müdigkeit. An den Schuhen klebte eine Dreckkruste, die er am Rand der Terrasse abstreifte, bevor er eintrat.
    »Wir haben zwei von den Swopes gefunden, Mutter und Vater, oben im Benedict Canyon. Schußverletzungen am Kopf und im Rücken.«
    Er sprach sehr schnell, ohne mit mir Augenkontakt aufzunehmen, und ging an mir vorbei in die Küche. Ich folgte ihm und setzte Kaffee auf. Während der Kaffee durch den Filter lief, wusch ich mir das Gesicht in der Spüle, und er kaute an dem Rest eines trockenen Baguettes. Keiner von uns sprach ein Wort, bis wir uns an meinen alten Eichenholztisch gesetzt und unsere Gurgeln mit kräftigen Schlucken heißen Kaffees geschunden hatten.
    »Ein Alter mit einem Metalldetektor hat sie kurz nach ein Uhr nachts gefunden. Es handelt sich um einen reichen Mann, einen pensionierten Zahnarzt; er besitzt ein großes Haus in der Gegend des Benedict Canyon, aber er liebt es, nachts herumzustreichen und auf Schatzsuche zu gehen. Sein Gerät reagierte auf die Münzen in den Hosentaschen des Vaters - die Leichen war nicht sehr tief eingescharrt worden. Der Regen hatte überdies etwas Erde weggespült, und der Pensionist konnte einen Teil des Kopfes im Mondlicht sehen. Der arme Teufel war völlig verstört.«
    Er blickte entmutigt zu Boden.
    »Ein anderer Kriminalbeamter übernahm zunächst den Fall, aber als die Toten identifiziert waren, erinnerte er sich daran, daß ich mich schon einmal damit befaßt hatte, und rief mich an. Er war ohnehin mit einem Bein im Urlaub und deshalb froh, daß er mir die Sache übergeben konnte. Ich war seit drei Uhr morgens dort.«
    »Aber keine Spur von Woody und Nona?« Milo schüttelte den Kopf.
    »Nada.

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