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Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Wir haben die Umgebung durchgekämmt. Die Stelle, wo wir sie gefunden haben, befindet sich kurz vor dem Punkt, wo die Straße steil ansteigt, zum Valley. Der größte Teil des Benedict Canyon ist ziemlich dicht besiedelt, aber auf der Westseite ist ein kleines Nebental, das die Grundstückshaie noch nicht geschnappt haben. Es ist eigentlich eine Senke, wie eine Untertasse, mit Buschwerk bewachsen, der Boden bedeckt von getrocknetem Laub. Man kann die Senke leicht übersehen, weil der Blick von der Straße aus durch hohe Eukalyptusbäume abgeschirmt wird. Wir haben das Gelände dort netzartig Meter für Meter durchgekämmt. Merkwürdigerweise haben wir noch einen vergrabenen Leichnam entdeckt, doch der bestand fast nur noch aus Knochen. Nach dem Bau der Hüftknochen nimmt der Gerichtsmediziner an, daß es sich dabei um den Leichnam einer Frau handelt, der mindestens seit zwei Jahren dort gelegen hat.«
    Er konzentrierte sich auf die Details, um der emotioneilen Belastung dieses Doppelmords aus dem Weg zu gehen. Jetzt trank er einen großen Schluck Kaffee, rieb sich die Augen, und ein Schauer lief ihm über den Rücken.
    »Ich bin bis auf die Haut naß. Laß mich das da ausziehen.«
    Er zog den Regenmantel aus und drapierte ihn über einen Stuhl.
    »Und das soll das verdammte, sonnige Kalifornien sein«, zischte er.
    »Mir kommt es vor, als ob ich auf chinesischen Reisfeldern gewässert worden wäre.«
    »Soll ich dir ein trockenes, warmes Hemd geben?«
    »Nee.« Er rieb die Hände aneinander, trank Kaffee und stand dann auf, um sich nachzuschenken.
    »Von den Kindern keine Spur«, nahm er den Bericht wieder auf, während er zum Tisch zurückkam. »Also ergeben sich mehrere Möglichkeiten. Erstens: Sie waren nicht bei den Eltern und sind dem, was im Canyon passiert ist, entgangen. Als sie ins Motel zurückkamen, sahen sie das Blut und liefen entsetzt davon.«
    »Warum aber sollte die Familie nicht beisammengeblieben sein, wo sie doch nach Hause wollte?« fragte ich.
    »Vielleicht ist das Mädchen mit Woody ein Eis essen gegangen. Während die Eltern packten.«
    »Ausgeschlossen, Milo. Dafür war Woody zu krank.«
    »Ja, das habe ich ganz vergessen. Vielleicht hab’ ich es auch verdrängt, was meinst du?«
    »Es wäre möglich.«
    »Okay, dann also zu Hypothese Nummer zwei: Sie waren nicht beisammen, weil die Tochter den Jungen entführt hat. Du weißt von Beverly, daß sie ihre Eltern nicht mochte. Vielleicht ist es zum offenen Streit gekommen.«
    »Alles, was Bev über Nona sagt, muß man mit Vorsicht genießen. Nona hat es mit dem Mann getrieben, den Bev liebte. Bewußt oder unbewußt, sie haßt Nona bis aufs Blut.«
    »Du hast selbst gesagt, daß Nona Swope stocksauer war, als du sie auf dem Korridor im Krankenhaus gesehen hast, und daß sie Melendez-Lynch scharf angefahren hat. Und das Bild, das wir nach den Gesprächen mit der Rambo und mit Carmichael gewonnen haben, weist auf ein sehr merkwürdiges junges Mädchen hin, findest zu nicht?«
    »Du hast recht. Es hört sich an, als ob sie eine Menge Probleme hätte. Aber warum sollte sie ihren Bruder kidnappen? Es deutet doch eigentlich alles daraufhin, daß sie ihr eigenes Leben führen wollte, ohne sich um die Gefühle der Familie zu kümmern. Sie und Woody hatten keine sehr enge Beziehung zueinander. Sie hat ihn nicht gerade häufig besucht, und wenn, dann während der Nacht, wenn der Junge schlief. Daß sie ihn nicht zusammen mit den Eltern besuchte, könnte man sich noch erklären. Aber alles andere nicht.«
    »Es macht wirklich Spaß, mit dir zu diskutieren«, sagte Milo. »Wenn ich wieder mal jemanden brauche, der zu allen meinen Ideen nein sagt, ruf ich dich an.«
    Dann öffnete sich sein Gesicht in einem gewaltigen Gähnen. Nachdem er genügend Luft geschöpft hatte, fuhr er fort. »Alles, was du sagst, ist logisch, Kumpel, aber ich muß sämtliche Möglichkeiten in Betracht ziehen - auch die unlogischen. Ich habe Houten in La Vista angerufen, bevor ich hierherkam. Habe den armen Teufel geweckt und ihm den Auftrag erteilt, die Stadt und ihre Umgebung nach dem Mädchen und dem Jungen zu durchstöbern. Er war ziemlich erschüttert, als er das von den Eltern hörte, versicherte mir, daß er sich schon beim erstenmal sehr ausführlich umgeschaut habe, war aber bereit, es zu wiederholen.«
    »Einschließlich einer Überprüfung des Geländes, das sich im Besitz der Berührer-Sekte befindet?«
    »Ganz besonders. Vielleicht hat Melendez-Lynch von Anfang an recht

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