Flüchtig!
für dich. Du mußt das tun.«
»Nicht, daß es mir großen Spaß machen würde, weißt du. In den ersten Tagen hat man mir viel gezeigt und mich ausgeführt, aber jetzt ist es ein reiner Geschäftsbesuch. Den ganzen Tag über bin ich in Studios und in Fabriken. Und es gibt keine männlichen Geishas, die mir nachts dabei helfen, mich zu entspannen.«
»Armes Baby.«
»Das kann man sagen.« Sie lachte. »Aber ich gebe zu, es ist ein faszinierendes Land. Und sehr straff organisiert. Das nächste Mal mußt du mich begleiten.«
»Das nächste Mal?«
»Alex, sie sind begeistert von meiner Arbeit. Wenn die Billy-Orleans-Gitarre ein Erfolg wird, werden sie sicher weitere Modelle haben wollen. Dann könnten wir zur Kirschblütenzeit hier sein. Du würdest begeistert sein. Es gibt wundervolle Gartenanlagen hier, größere Variationen vom unsrigen, in den öffentlichen Parks. Und ich habe Koi gesehen, die schon fast eineinhalb Meter lang waren. Vierkantige Wassermelonen und Sushi-Bars, daß du es nicht für möglich hältst. Es ist wirklich unglaublich, Schatz.«
»So hört es sich an.«
»Alex, was ist los mit dir? Und sag jetzt bitte nicht ›nichts‹.«
»Nichts.«
»Komm schon. Ich war so einsam und hab’ allein in diesem sterilen Hotelzimmer gesessen, habe Tee getrunken und ›Kojak‹ mit japanischen Untertiteln gesehen. Ich dachte, wenn ich mit dir rede, hilft mir das, und ich wache wieder auf und fühle mich lebendig. Aber nun macht mich dieses Gespräch nur noch trauriger.«
»Das tut mir leid, Baby. Ich liebe dich, und ich bin sehr stolz auf dich. Ich versuche mit aller Kraft, den Großmütigen zu spielen und meine Bedürfnisse zu unterdrücken. Aber es stellt sich heraus, daß ich nichts weiter als einer der unzähligen, selbstsüchtigen und sexbesessenen Schweinehunde bin, daß mich dein Erfolg beunruhigt und daß ich fürchte, es könnte nie wieder so sein wie zuvor.«
»Alex, es wird immer so sein. Das Kostbarste in unserem Leben sind wir zwei. Hast du selbst nicht einmal gesagt, daß all die kleinen Dinge, mit denen wir uns beschäftigen - die Karriere, der Besitz - nichts weiter als Verzierungen sind, Dinge, die bestenfalls den Rahmen zieren? Daß letztlich nur die Intimität zählt, die wir in unserem Leben erreichen? Ich hab’ das damals eingesehen. Und ich glaube wirklich daran.«
Ihre Stimme klang rauh. Ich wollte Robin umarmen, sie an mich drücken.
»Wie ist das mit vierkantigen Wassermelonen?« fragte ich.
Wir lachten, und die nächsten fünf Minuten waren für uns beide der Himmel, über Draht und Satellit.
Sie war durch das ganze Land gereist und hielt sich jetzt noch eine Woche in Tokio auf, bevor sie von dort in die Staaten zurückflog. Ich schrieb mir die Adresse ihres Hotels und ihre Zimmernummer auf. Ihr Reiseplan sah eine Übernachtung auf Hawaii vor, danach den endgültige Flug nach Los Angeles. Die Idee, sie in Honolulu zu treffen und danach gemeinsam mit ihr eine Woche auf Kauai zu verbringen, erschien mir als eine verlockende und zugleich durchaus ernsthaft in Betracht zu ziehende Möglichkeit. Sie versprach mit anzurufen, sobald ihr Abflugtermin endgültig feststand.
»Weißt du, was mich aufrecht erhält?« fragte sie und lachte.
»Erinnerst du dich an die Hochzeit in Santa Barbara, auf der wir letzten Sommer waren?«
»Im Biltmore, Zimmer drei einundfünfzig?«
»Wenn ich daran denke, wird mir ganz anders.«
»Hör auf, sonst kann ich mich den ganzen Tag nicht gerade aufrichten.«
»Das ist gut. Du kannst dich auf mich freuen.«
»Glaub mir, ich freue mich schon jetzt.« Wir verabschiedeten uns mit einer Folge von Grüßen und Küssen, dann hatte sie aufgelegt.
Ich hatte ihr nichts gesagt über die Swopes und die Probleme, die mich beschäftigten. Unsere Beziehung war von Anfang an offen und ehrlich gewesen, und ich wurde das Gefühl nicht los, daß ich das Verschweigen von Dingen, die mich beschäftigten, als eine Art Treuebruch betrachtete. Allerdings war es diesmal wohl das einzig Richtige gewesen, weil ihr ein Bericht aus weiter Ferne über so schreckliche Ereignisse nur unnötige Sorgen bereitet hätte.
Dennoch unternahm ich den Versuch, mein Schuldgefühl zu verdrängen, und verbrachte längere Zeit am Telefon im Gespräch mit einem etwas begriffsstutzigen Blumenhändler, der ein Dutzend korallenrote Rosen auf die andere Seite des Globus schicken sollte.
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Die Person am Telefon war weiblich und sehr aufgeregt, und ihre Stimme kam mir irgendwie bekannt
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