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Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ganzen Vormittag in einer Verhörzelle und spielen guter und böser Bulle mit ihm.«
    »Meinen Glückwunsch zu dem Erfolg. Können Sie ihm sagen, er soll mich anrufen, sobald er Zeit hat?«
    »Was gibt’s?«
    Ich berichtete ihm von dem Telefonat.
    »Moment mal. Ich sehe nach, ob er vielleicht demnächst eine Pause einlegt.«
    Sekunden später kam er wieder an den Apparat.
    »Er sagt, Sie müssen sich noch eine halbe Stunde gedulden. Er wird Sie anrufen.«
    »Vielen Dank, Del.«
    »Gern geschehen. Übrigens, die Strato macht mir noch immer viel Spaß.«
    Hardy war ein Freizeit-Gitarrist, ein erstklassiger Musiker, der nach Dienstschluß mit einer Rhythm-and-Blues-Gruppe auftrat. Ich hatte ihm eine klassische Fender Stratocaster geschenkt, als Dank für seine Kunst als Scharfschütze.
    »Freut mich. Wir sollten mal wieder miteinander strummen, was meinen Sie?«
    »Absolut. Kommen Sie einfach in den Klub, und bringen Sie Ihren Hobel mit. Ich muß jetzt weiter.«
    Danach rief ich Helen an und sagte ihr, daß es noch ein wenig dauern würde. Ihre Stimme zitterte, also redete ich eine Weile mit ihr und versuchte, ihre Gedanken auf die Arbeit zu lenken. Als die Stimme frostig wurde, wußte ich, daß sie sich beruhigt hatte - wenigstens für eine Weile.
    Eine halbe Stunde danach rief Milo an.
    »Ich kann nicht lange reden, Alex. Wir haben das Arschloch festgenagelt. Ein Student aus Saudi-Arabien, mit der Königsfamilie verwandt. Es kann haarig werden für uns, aber ich will verdammt sein, wenn uns der über die diplomatische Immunität entschlüpft.«
    »Wie habt ihr ihn erwischt?«
    »Ich wollte, ich könnte sagen, es war brillante Polizeiarbeit. Er hat eine Frau überfallen, und die hatte MACE in ihrer Handtasche. Sie hat den Idioten angesprayt, bis er gepfiffen hat, dann hat sie ihm das Knie in den Unterleib gerammt und uns angerufen. Ein ganz kleines, zartes Ding, übrigens«, fügte er mit Bewunderung hinzu. »Wir haben Gegenstände in seiner Wohnung gefunden, die den anderen Opfern gehörten. Wenn er aufgeregt ist, scheißt er sich in die Hose. Kein Vergnügen, das Verhör, das kann ich dir sagen. Das einzige Glück ist, daß sein Anwalt dabeisein und den Gestank ebenfalls ertragen muß.«
    »Scheint wirklich kein sonderliches Vergnügen zu sein. Hör zu, wenn du jetzt nicht sprechen kannst…«
    »Nein, schon gut. Ich hab’ eine Pause eingelegt. Muß ein bißchen frische Luft schnappen. Del hat es mir schon erzählt, von dem Kubaner. Und ich habe mit Houten gesprochen, der mir berichtet hat, was passiert ist. Dein Freund scheint ein ziemlicher Hitzkopf zu sein. Ist heute früh dort aufgekreuzt wie Gary Cooper vor dem großen Showdown. Hat Houten beschimpft und verlangt, er solle diese Berührungs-Leute wegen Mordes an den Swopes festnehmen; außerdem behauptete er, daß der kranke Junge und Nona bei der Sekte festgehalten würden. Houten erklärte ihm, daß die Sektenmitglieder bereits von ihm verhört worden seien, und auch ihr Besitz sei durchsucht worden. Melendez-Lynch hörte ihm nicht zu, sondern wurde immer beleidigender. Schließlich mußte ihn Houten regelrecht hinauswerfen. Daraufhin setzte er sich in seinen Wagen und fuhr von der Polizeistation direkt zur ›Zuflucht‹.«
    Ich stöhnte.
    »Warte, es kommt noch besser. Anscheinend gibt es dort ein großes Eisentor, das verschlossen ist. Melendez-Lynch hielt davor und brüllte, man solle ihn einlassen. Daraufhin kamen zwei Sektenmitglieder heraus, um ihn zu beruhigen, und es gab eine Schlägerei. Dabei hat allerdings er das meiste einstecken müssen. Aber das schien ihm nichts auszumachen. Die zwei gingen wieder hinein, er aber ließ den Wagen an und fuhr damit gegen das Gitter. Inzwischen hatten die Leute von der Sekte Houten angerufen, und der mußte Melendez-Lynch festnehmen wegen unerlaubten Eindringens, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch und körperlicher Bedrohung sowie Beleidigung und wegen was weiß ich noch allem. Houten meinte, der Mann habe sich wie ein Verrückter benommen, und er glaubte, daß wir daran interessiert seien, ihn zu verhören. Also nahm er ihn zunächst in Haft, versuchte, ihm einen Anwalt zu vermitteln, dessen Hilfe er ausschlug, und gestattete ihm dann den üblichen Anruf.«
    »Unglaublich.« Milo lachte.
    »Nicht wahr? Wenn ich an ihn denke, dazu an Valcroix und an die Geschichten, die mir Rick so erzählt, verliere ich den Rest meines Glaubens an die moderne Medizin. Ich meine, solche Leute sind doch alles andere als

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