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Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Außenministerium müssen eine zarte Konstitution haben, sage ich dir. Beinahe hätten sie in den coq au vin gekotzt. Am Nachmittag bekam ich die Einladung zum Flug nach D.C. um das Problem weiter mit ihnen zu besprechen.«
    »Das möchte ich erleben«, sagte ich. »Du und ein ganzer Saal voller Bürokraten. Wann fliegst du?«
    »Ich weiß noch nicht. Auf Abruf, sozusagen. Vielleicht morgen oder übermorgen. Zum erstenmal in meinem entsagungsvollen Leben Erster Klasse.«
    Er schaute mich besorgt an.
    »Wenigstens ist Moody jetzt aus dem Weg.«
    »Ja.« Ich seufzte. »Aber ich wollte, es wäre anders gekommen.« Dabei dachte ich an April und Ricky und was der Tod ihres Vaters für sie bedeuten würde. Wenn es tatsächlich Conley war, der ihn umgelegt hatte, wurde die Tragödie vollends unerträglich. Hardy kam aus der Küche zurück und berichtete.
    »Hätte noch schlimmer kommen können, aber es ist schon schlimm genug. Bei Durkin ist das halbe Haus abgebrannt. Er und seine Frau liegen im Krankenhaus mit Verbrennungen zweiten Grades und einer Rauchvergiftung, aber sie kommen durch. Bei Worthy hat der Feueralarm funktioniert und die automatische Sprinkleranlage ausgelöst. Er lebt in Pacific Palisades, ein großer Besitz mit vielen Bäumen. Einige davon sind nur noch schwarze Stümpfe.«
    Aber dort hätte es dann wohl auch genügend Deckung für einen Heckenschützen gegeben… Milo warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu. Hardy setzte seinen Bericht fort:
    »Bei der Richterin und bei Daschoff ist alles okay, also waren die restlichen Kanister im Wagen für sie bestimmt. Inzwischen hab’ ich Uniformierte in sämtliche Büros und Kanzleien geschickt, um dort nachzusehen.«
    Richard Moody hatte sein gequältes Leben in einem Feuersturm aus krankhafter Wut beendet.
    Milo pfiff durch die Zähne und führte Hardy das Szenario vor, in dem ein gewisser Delaware als Opfer fungierte. Hardy fand es durchaus plausibel, was meine Gemütsverfassung nicht gerade besserte.
    Sie danken mir für den Kaffee und standen auf. Hardy verließ das Haus, und Milo blieb noch einen Moment an der Tür stehen.
    »Du kannst hierbleiben, wenn du willst«, sagte er, »weil die Arbeit der Techniker fast ausschließlich draußen stattfindet. Aber wenn du woanders hinwillst, ist das auch okay.« Es war weniger eine Erlaubnis als ein Rat.
    Der Glen war jetzt erfüllt von Blinklichtern, Schritten und gedämpften Gesprächen. Ich war hier sicher - bis auf weiteres. Aber die Polizei würde nicht ewig bleiben.
    »Ich glaube, ich ziehe für ein, zwei Tage aus.«
    »Wenn du bei mir bleiben willst - das Angebot gilt noch. Rick hat in den nächsten zwei Tagen Bereitschaftsdienst, also wird es sehr ruhig sein.«
    Ich überlegte einen Augenblick.
    »Danke, aber ich bin lieber allein.«
    Er versicherte mir, daß er das gut verstehen könne, trank seinen Kaffee aus und kam näher.
    »Ich sehe einen unnatürlichen Glanz in deinen Augen, und das macht mir Sorgen, Kumpel.«
    »Es geht mir prima.«
    »Bis jetzt. Ich möchte, daß es auch so bleibt.«
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Milo. Wirklich nicht.«
    »Es ist wegen dem Jungen, nicht wahr? Du hast ihn noch nicht aufgegeben.«
    Ich schwieg.
    »Schau, Alex, wenn das, was heute abend hier geschehen ist, wirklich im Zusammenhang steht mit den Swopes, dann ist das erst recht ein Grund dafür, dich rauszuhalten. Ich meine damit nicht, daß du deine Gefühle unterdrücken sollst - aber du solltest deine Haut retten, verstehst du?«
    Er berührte sachte mein Kinn. »Das letzte Mal hast du Glück gehabt.
    Aber du darfst es nicht herausfordern, klar?«
    Ich packte eine Tasche mit dem Nötigsten und fuhr eine Weile durch die Gegend, ehe ich mich entschied, ins Bel-Air-Hotel zu gehen, um mich von meinem Schock zu erholen - und mich zu verstecken. Es war nur Minuten von meinem Haus entfernt, ruhig und abgeschieden hinter einer hohen Mauer und umgeben von subtropischem Buschwerk. Die Atmosphäre dort - von außen rosa, von innen waldgrün, mit im Wind schwankenden Kokospalmen und einem Teich, in dem Flamingos schwammen - erinnerte mich immer an das alte, inzwischen mythisch gewordene Hollywood: Romantik, traumhafte Phantasien und ein Happy-End. Das alles war in letzter Zeit knapp geworden.
    Ich fuhr auf dem Sunset in Richtung Westen, bog an der Stone Canyon Road nach Norden ab und kam an riesigen, von Mauern umgebenen Besitztümern vorbei, bis ich die Hoteleinfahrt erreicht hatte. Um zwanzig vor zwei in der Nacht

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