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Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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streng bewachen und ihn fernhalten von Streichhölzern, Messern, Stricken und Tabletten. Zumindest bis er therapeutisch behandelt wird. Und wenn der Junge seinen Zorn in irgendeiner Form ausdrückt, darf sie ihm das nicht verbieten. Nicht einmal, wenn er dabei schlimme Worte verwendet.«
    »Ich werde es ihr sagen. Aber es wäre mir sehr lieb, wenn du sie noch einmal besuchen würdest, sobald sie wieder in Los Angeles sind.«
    »Das geht nicht, Mal. Ich stehe der Sache zu nahe.« Statt dessen nannte ich ihm zwei andere Psychologen.
    »Na schön«, sagte er zögernd. »Ich werde sie ihr empfehlen und sehen, daß sie einen von ihnen anruft.« Dann ließ er eine Pause entstehen. »Wenn ich zum Fenster hinausschaue, komme ich mir vor wie in einem Grillofen. Die Feuerwehr hat die Mauern mit irgend etwas angesprüht, damit der Brandgeruch verschwindet, aber es stinkt noch immer fürchterlich. Dabei frage ich mich, ob es nicht anders hätte ausgehen können.«
    »Ich weiß nicht. Moody war auf Gewalt programmiert. Er ist in einer Umgebung von Gewalt groß geworden. Du erinnerst dich an seine Geschichte: Auch sein Vater war ein explosiver Mensch und ist bei einer Rauferei ums Leben gekommen.«
    »Die Geschichte, die sich selbst wiederholt.«
    »Sieh zu, daß der Junge behandelt wird, dann wiederholt sie sich vielleicht nicht noch einmal.«
    Lavendelfarbene Glühbirnen warfen indirektes Licht auf die weißgekalkten, mit alten Ziegelsteinen verzierten Mauern von ›Anita’s Café‹. Über dem Eingang spannte sich ein Spalier aus geflochtenem Holz. An dem Gittergeflecht rankten Zwergzitronenbäume empor, und die Früchte schimmerten türkis im künstlichen Licht.
    Das Restaurant war unbegreiflicherweise in einem Industriepark versteckt, wurde an drei Seiten von Bürogebäuden mit schwarzen Glaswänden flankiert und bot dafür auf der vierten Seite einen mehrere Morgen großen Parkplatz. Die Geräusche der Nachtvögel mischten sich Drinnen war es kühl und schummerig. Leise Harfenmusik aus der Barockzeit drang aus den Lautsprechern. Es roch nach Kräutern und Gewürzen: Kümmel, Majoran, Safran und Basilikum. Etwa drei Viertel der Tische waren besetzt. Die meisten Gäste sahen jung, schick und wohlhabend aus. Sie sprachen ernst und in gedämpftem Ton miteinander.
    Eine kräftige blonde Frau in einer bäuerlichen Bluse und einem bestickten Rock führte mich zu Maimons Tisch. Er erhob sich und setzte sich erst wieder, nachdem ich Platz genommen hatte.
    »Guten Abend, Doktor.« Er war so gekleidet wie bei unserer ersten Begegnung: ein makellos weißes Hemd, eine gebügelte Khakihose. Die Brille war ihm nach vorn gerutscht, und er schob sie wieder zurück bis an die Nasenwurzel.
    »Guten Abend. Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß Sie bereit sind, mit mir zu sprechen.«
    Er lächelte.
    »Sie haben Ihren Fall sehr eindrucksvoll vorgebracht.«
    Die Kellnerin, ein schlankes Mädchen mit langem, dunklem Haar und einem Modigliani-Gesicht, kam an unseren Tisch.
    »Hier gibt es ein vorzügliches Linsen-Wellington«, sagte Maimon.
    »Klingt gut.« Meine Gedanken waren nicht beim Essen.
    Er bestellte für uns beide. Die Kellnerin kam mit Eiswasser in geschliffenen Kristallbechern, dicken Vollkornbrotscheiben und zwei Töpfchen mit einer Gemüsepastete, die überraschend nach Gänseleber schmeckte.
    Er schmierte die Pastete auf eine Scheibe Brot, biß hinein und kaute langsam und bedächtig. Nachdem er den Bissen hinuntergeschluckt hatte, fragte er: »Wie kann ich Ihnen helfen, Doktor?«
    »Ich versuche, die Reaktionen der Swopes zu begreifen. Dazu muß ich wissen, wie sie vor Woodys Krankheit gewesen sind.«
    »Ich kannte sie nicht näher. Es waren sehr zurückhaltende Leute.«
    »Das höre ich überall.«
    »Kein Wunder.« Er trank einen Schluck Wasser. »Ich bin vor zehn Jahren nach La Vista gezogen. Meine Frau und ich waren kinderlos. Nach ihrem Tode habe ich meine Kanzlei aufgegeben und die Pflanzschule eröffnet. Der Gartenbau war seit jeher meine große Leidenschaft. Und nachdem ich mich hier niedergelassen hatte, aufzunehmen. Gärtner sowie Obst und Gemüseanbauer sind traditionell freundliche Menschen. Unsere Fortschritte beruhen zum großen Teil auf Zusammenarbeit - der eine gewinnt Sämereien von einer seltenen Art und gibt sie an die anderen weiter. Es ist im Interesse aller - wissenschaftlich wie ökonomisch. Eine Frucht, die nicht auf dem Markt erscheint, stirbt aus, wie das mit so vielen der alten amerikanischen Apfel und

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