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Flüchtig!

Flüchtig!

Titel: Flüchtig! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Birnensorten geschehen ist. Kommt sie dagegen einigermaßen gut in Umlauf, wird sie überleben.
    Ich hatte gedacht, daß Garland Swope mich ebenso freundlich empfangen würde wie die anderen, insbesondere, da er mein Nachbar war. Doch das war eine sehr naive Vorstellung. Eines Tages tauchte ich bei ihm auf; er stand hinter seinem Gartentor, bat mich nicht hinein und war so kurz angebunden, daß es an Feindseligkeit grenzte. Überflüssig zu betonen, daß ich bestürzt war. Nicht nur wegen seiner Unfreundlichkeit, sondern auch weil er keine Neigung zeigte, sich mit seinen Produkten zu brüsten - die meisten von uns lieben es, die eigenen preisgekrönten Hybriden und seltenen Züchtungen herzuzeigen.«
    Das Essen kam. Es schmeckte überraschend gut. Die Linsen waren köstlich gewürzt und in Blätterteig gebacken. Maimon aß ein paar Bissen und legte die Gabel weg, bevor er weiter sprach.
    »Ich bin schnell weggegangen und nicht mehr wiedergekommen, obwohl unsere Häuser nicht einmal eine Meile voneinander entfernt liegen. Es gab andere Pflanzer in der Gegend, die an einer Zusammenarbeit interessiert waren, und ich vergaß Swope. Etwa ein Jahr später nahm ich an einem Kongreß in Florida teil, der sich mit der Kultivierung subtropischer Früchte aus Malaysia befaßte. Dort traf ich mehrere Leute, die ihn kannten und mir sein merkwürdiges Verhalten erklärten.
    Es war so, daß Swope nur dem Namen nach Gartenbau betrieb. Er war früher einmal recht bekannt gewesen, hatte jedoch seit Jahren nichts mehr auf dem Gebiet getan. Hinter dem Zaun befindet sich also gar kein Gartengelände, sondern nur ein altes Haus und mehrere Morgen staubiges Brachland.«
    »Und wovon hat die Familie bis jetzt gelebt?«
    »Eine Erbschaft. Garlands Vater war Senator des Staates Kalifornien und besaß eine riesige Ranch und viele Meilen Land an der Küste. Einen Teil davon verkaufte er dem Staat, den Rest an Baufirmen. Er verlor dann einen Großteil des Erlöses durch schlechte Investitionen, aber offenbar blieb noch genug übrig, daß Garland mit seiner Familie davon leben konnte.«
    Er schaute mich neugierig an.
    »Hilft Ihnen das?«
    »Ich weiß es nicht. Warum hat er den Gartenbau aufgegeben?«
    »Ebenfalls eine schlechte Investition, diesmal auf eigenem Grund und Boden. Haben Sie schon mal von der Cherimoya gehört?«
    »Es gibt eine Straße in Hollywood, die so heißt. Klingt wie der Name einer Frucht.«
    Er wischte sich den Mund ab.
    »Sie haben recht, es ist eine Frucht. Eine, die Mark Twain als ›Köstlichkeit der Köstlichkeiten‹ bezeichnet hat. Wer sie gegessen hat, ist geneigt, es zu bestätigen. Sie stammt aus den Subtropen und ist in den chilenischen Anden heimisch. Sieht aus wie eine Artischocke oder eine große grüne Erdbeere. Die Haut ist nicht eßbar. Das Fleisch ist weiß und von ähnlich cremiger Konsistenz wie bei der Annone, dazu mit vielen harten Kernen durchsetzt. Manche sagen, daß die Götter die Kerne in die Frucht gegeben haben, damit man sie nicht allzu hastig ist. Man ißt sie übrigens mit dem Löffel. Der Geschmack ist phantastisch, Doktor. Süß und kräftig, mit dem Aroma von Pfirsich, Birne, Ananas, Banane und Zitrusfrüchten, aber in einer Mischung, die einzigartig ist.
    Es ist also eine ganz herrliche Frucht, und die Fachleute damals in Florida meinten, daß Garland Swope geradezu besessen davon war. Er hielt sie für die Frucht der Zukunft und war überzeugt, daß die Öffentlichkeit danach verlangen würde, sobald sie auf den Geschmack gekommen war. Er träumte davon, für die Cherimoya das zu tun, was Sanford Dole für die Ananas getan hatte. Und er ging so weit, sogar sein erstes Kind danach zu taufen. Der volle botanische Name der Pflanze lautet Annona cherimola.«
    »War es ein realistischer Traum?«
    »Theoretisch ja. Es ist ein empfindlicher Baum, der gemäßigtes Klima und konstante Feuchtigkeit verlangt, aber er wäre durchaus in dem subtropischen Streifen zu züchten, der sich entlang der kalifornischen Küste erstreckt, von Mexiko bis zum Ventura County. Dort, wo Avocados wachsen, herrschen auch für die Cherimoya ideale Bedingungen. Aber es gibt Komplikationen, und auf die komme ich gleich zu sprechen.
    Er kaufte das Land auf Kredit. Ironie des Schicksals: Ein großer Teil davon hatte früher seinem Vater gehört. Dann ging er nach Südamerika auf Expedition und brachte ein paar Bäumchen mit. Er nahm Stecklinge davon und bepflanzte seinen Obstgarten damit. Es würde mehrere Jahre dauern,

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