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Flügel aus Asche

Flügel aus Asche

Titel: Flügel aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Evert
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unmittelbaren Reichweite der Flammen. Von der Anstrengung verschwamm ihm die Sicht. Der Körper des Magiers hinterließ eine Spur roter Flecken auf dem Teppich. Sein Kopf war zurückgesackt, träge quoll das Blut aus seinen Wunden und färbte die Robe dunkler. Adeen wusste nicht, ob er hoffen sollte, dass seine Leute Charral finden und in Sicherheit bringen würden, ehe er verblutete – oder nicht.
    Etwas glitzerte an seinem Hals: Erst jetzt bemerkte Adeen die silberne Kette, die Charral trug, und den Schlüssel, der daran baumelte.
    Ein Gedanke, den die Schreie des Aschevogels schon beinahe vertrieben hatten, kehrte in seinen Kopf zurück:
Talanna.
Hatte Charral nicht gesagt, er habe sie in sein Quartier gebracht? Wenn dies der richtige Schlüssel war –
    – dann bin ich ein unverbesserlicher Dummkopf, sollte ich ihn benutzen und sie retten. Ich kann ihr nicht trauen. Ich darf nicht noch mehr Zeit verlieren, sondern muss nach Schwärmer und den anderen suchen. Gemeinsam können wir vielleicht von hier entkommen.
    Doch Adeen wusste, dass er genau das nicht tun würde. Er konnte Talanna nicht eingeschlossen in dem brennenden Gebäude zurücklassen. Und wenn sie zehnmal eine Verräterin war, wenn er nur konnte, würde er sie retten. Um den Truppen der Königin von Tama zu helfen, hatte er mehr getan, als er jemals von sich erwartet hätte: Vor ihm verbrannten die Schriftrollen, gingen in blauem und weißem Funkenregen auf, wenn das Feuer ihre Magie verzehrte. Nun musste er tun, was sein Herz ihm befahl.
    Er bückte sich, riss Charral die Kette ab und umklammerte den Schlüssel. Spitz drückte sich der gezackte Bart in seine Handfläche. Adeen presste den Umhang vor sein Gesicht, um sich vor dem Qualm zu schützen, und blickte sich um. Durch das Loch im Dach nährte die frische Luft das Feuer. Die Treppe führte jedoch noch weiter hinauf in die Türme der Akademie.
    Unter seinen Schritten knackten die Stufen bedenklich, und erneut rieselten Staub und Schutt von oben herab. Adeen hielt sich am Geländer fest und rang für einen Moment nach Atem, als sich ein Stachel aus Glut und Frost in seine Seite zu bohren schien. Charrals verdammte Blitzzauber! Dort, wo der Schmerz in seinen Körper stach, wies seine Rüstung nur einen versengten Punkt auf, aber er ahnte, dass der Zauber tief in seinen Körper eingedrungen war. Im Stillen dankte er der Königin für die Rüstung – ohne sie wäre er vermutlich nicht mehr am Leben gewesen.
    Aber ihm blieb keine Zeit, sich auszuruhen oder sich um seine Verletzungen zu kümmern. Sobald die Nebel vor seinen Augen zurückwichen, hastete er weiter die Treppe hoch.
    »Talanna.«
    Ihren Namen zu murmeln, gab ihm Kraft, während die Welt um ihn herum schwankte – oder waren es seine Füße, die ihn nicht mehr tragen wollten? Die Stockwerke, durch die er stolperte, nahm er kaum wahr. Vor jeder Tür, auf die er stieß, hielt er inne, lehnte sich dagegen, um aufrecht stehen zu bleiben, und schob mit zitternden Fingern den Schlüssel ins Schloss. Seine Linke hinterließ dunkle Flecken auf dem knochenfarbenen Holz. Endlich glitt der Schlüssel in eines der Schlösser hinein, ohne Funken zu sprühen oder sich in seiner Hand festzubeißen. Lautlos schwang die Tür auf, und fast wäre Adeen ihr hinterhergefallen.
    Ein wilder Kampfschrei gellte in seinen Ohren, ein Feuerstrahl zuckte auf ihn los und traf ihn in die Brust. Die Welt fiel in einen Punkt aus Schwärze zusammen.

18
    Gefangene
    A deen! Hörst du mich? Du Idiot! Wach auf!«
    Jemand ohrfeigte ihn. Farbiger Schnee wirbelte vor seinen Augen, rieselte herab und formte sich zu einem Gesicht: violette Haut, gelbliche Augen, weit aufgerissen vor Schreck oder Wut. Er versuchte, den Kopf abzuwenden, um sich nicht noch eine weitere Ohrfeige einzufangen, und verzog das Gesicht, als Glut durch seinen Schädel pulsierte.
    »Ta…lanna?«
    »Du bist wach! Was bei allen Mächten tust du hier? Ich hätte dich fast geröstet! Ich dachte, du wärst …«
    »… Charral?« Adeen stemmte sich hoch, presste die Kiefer aufeinander und versuchte, nicht wieder bewusstlos zu werden. So hatte er sich das Wiedersehen bestimmt nicht vorgestellt. »Er ist … außer Gefecht.«
    Dafür erntete er einen misstrauischen Blick von Talanna. »Wie das?«
    »Der Vogel.« Es war schwierig, einen klaren Gedanken zu fassen. »Er ist … zu mir zurückgekehrt.«
    »Du bist voller Blut und Asche!« Talanna klang vorwurfsvoll, und erst einen Moment später hörte Adeen die

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