Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flügel aus Asche

Flügel aus Asche

Titel: Flügel aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Evert
Vom Netzwerk:
Sorge in ihrer Stimme. »Was ist hier los? Ich habe Lärm gehört, als würde die Akademie auseinanderbrechen, und du rennst hier herein und kippst mir vor die Füße …«
    »Du hast … nachgeholfen.« Er tastete sich über die Brust. Dieses Mal hatte der magische Angriff die Rüstung in verschmorte Überreste verwandelt, sie hing nur noch dank der Ledergurte mehr schlecht als recht an seinem Oberkörper. »Wie konntest du überhaupt …«
    »Oh, mein Mann hatte einige halb aufgeladene Kristalle hier herumliegen, ein paar Splitter, nichts Besonderes. Aber ich konnte bei der Wahl meiner Waffen nicht wählerisch sein.« Ihr Blick verdüsterte sich. »Das war ein schwacher Angriffszauber. Du verträgst nicht viel.«
    Er wollte über ihre Worte lachen, konnte aber nur keuchen und sich krümmen, bis er keine Luft mehr bekam. So elend er sich fühlte, sosehr sie beide in Gefahr sein mochten, es tat gut, ihre Stimme zu hören. Sie klang fast wie früher, und dass sie Charral hatte angreifen wollen, erfüllte ihn mit Erleichterung. »Wir müssen verschwinden! Komm, hilf mir hoch. Meine Beine –«
    Wieder fiel dieser Schatten über ihr Gesicht, den er nur allzu gut kannte. »Wenn du gekommen bist, um mich zu retten, tut es mir leid. Ich kann nicht mit dir gehen, bevor ich nicht etwas Bestimmtes erledigt habe.«
    Er hatte ihr die Hand hingestreckt, um sich von ihr aufhelfen zu lassen, und zog sie nun langsam wieder zurück. »Was soll das heißen?«
    Sie antwortete mit einer Gegenfrage. »Du sagst, Charral sei außer Gefecht. Wo ist er?«
    »Weiter unten, bei der Treppe. Ich weiß nicht einmal genau, ob er noch lebt.« Adeen richtete sich aus eigener Kraft auf, froh, dass er sich auf den Beinen halten konnte. »Was hast du vor? Du bist doch nicht zu ihm zurückgekehrt, um dich mit ihm auszusöhnen – du hättest keinen Feuerstrahl auf ihn geschleudert –«
    »Ich hätte getan, was nötig war, aber dein Auftauchen macht es nicht gerade einfacher. Ich will nicht darüber reden. Wie bekomme ich dich jetzt heil hier hinaus, ehe dich jemand zu fassen kriegt?«
    Sie schien noch immer nicht zu verstehen, dass sie es war, die hier festgesessen hatte, und er sie befreit hatte – oder nicht? Adeen spürte wieder die düstere Glut in sich, die der Aschevogel in seiner Seele hinterlassen hatte. »Jedenfalls nicht ohne dich.«
    Talannas Miene wurde nun reglos. »Das ist verrückt. Du weißt doch, dass ich eine Verräterin bin. Die Mörderin deines Ziehvaters. Eine Draquerin, der man nicht trauen kann.«
    »Ja«, sagte Adeen, »aber ich liebe dich nun einmal. Wahrscheinlich bin ich wirklich verrückt.«
    Sie starrten einander an, und in Talannas Augen sah Adeen dieselbe Wut und Verbitterung, die er empfand – auf sich, auf sie, die Umstände, auf alles. Und doch war es, als reiche eine Geste, eine einzige Berührung, aus, um diese Mauer zusammenfallen zu lassen. Was dann geschehen würde, wusste er nicht, und jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um es herauszufinden.
    »Wo sind Schwärmer, Yoluan und die anderen?«, fragte Talanna.
    »Sie wurden gefangen genommen. Talanna, ich bitte dich – was auch immer passiert ist, was auch immer du hier machst, hilf mir, sie da herauszuholen!«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du denkst wie ein Kind. Es gibt viel Wichtigeres zu tun.«
    »Was denn?« Adeen schrie fast. »Wie kann ich dir vertrauen, wenn du es mir nicht sagst?«
    »Es ist meine Sache«, erwiderte sie hitzig, »mein Leben. Ich will dich da nicht mit hineinziehen. Geh du und hilf deinen Freunden, oder besser: Versteck dich und warte, bis alles vorbei ist! Ich habe keine Freunde, und ich kann nichts verlieren. Und jetzt geh mir aus dem Weg!«
    Sie machte Anstalten, ihn beiseitezustoßen. Adeen trat einen Schritt zurück und versperrte mit seinem Körper die Tür. Endlich verstand er, was die ganze Zeit über in Talanna vorgegangen war. Er war so abgelenkt gewesen von seinen Erinnerungen, seinem Leid …
    »Ich bin dein Freund«, sagte er. »Wenn ich dir schon nicht vertrauen darf, bitte vertrau
mir,
und wenn es nur jetzt ist, nur in dieser Stunde. Ich helfe dir.«
    »Wie sollst du mir helfen? Sieh dich doch an!« Ihre Stimme war schneidend, aber ein schlecht verborgenes Zittern lag darin. Plötzlich hob sie die Hand, als wolle sie sein Gesicht berühren, ihm das Blut abwischen. Doch ihre Finger streiften seine Haut nicht. »Also gut«, murmelte sie plötzlich mit veränderter Stimme, und ihre Schultern sanken herab. »Also gut. Lass

Weitere Kostenlose Bücher