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Flügel aus Asche

Flügel aus Asche

Titel: Flügel aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Evert
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Bitte.«
    Zögernd ließ Talanna die Hand mit dem Kristallsplitter sinken.
    »Hast du den Zauber? Vollständig?«
    Adeen atmete auf. »Ja.«
    Sie legte den Kopf auf die Seite, lauschte. »Da kommt jemand.«
    Auch Adeen hörte jetzt die aufgeregten Stimmen mehrerer Männer und ihre hastigen Schritte, die rasch näher kamen. Talanna schlüpfte lautlos hinter einen Pfeiler, und Adeen tat es ihr gleich. Diesmal ging von den Wachen – Adeen zählte fünf – jedoch keine Gefahr aus: Ihre ganze Aufmerksamkeit galt dem Feuer. Unter den Drachenhelmen waren ihre Augen weit aufgerissen vor Schrecken, und einer von ihnen schrie laut nach Löschwasser. Zwei von ihnen stürmten die Treppe hinauf, vermutlich um einen Teil des Schriftrollen-Vorrats mit bloßen Händen aus den Flammen zu bergen, während drei den Weg zurückrannten, den sie gekommen waren, unter anderem derjenige, der nach Wasser gerufen hatte.
    »Da hast du es!«, zischte Talanna in Adeens Ohr. »Sie werden Charral finden und sein verdammtes Leben retten! Erzähl mir später noch mal, wer von uns beiden recht hatte.« Ihre Finger verkrampften sich um den Kristall, den sie noch immer festhielt, und Adeen legte seine Hand auf ihre, sowohl um sie zu beruhigen, als auch, um sie zum Schweigen zu bringen. Sie warteten, bis die Schritte der Wachen nicht mehr zu hören waren, dann wagten sie sich aus ihrem Versteck hinaus.
    »Weißt du, wo die Akademie ihre Gefangenen festhält?«, fragte Adeen. Inzwischen machte er sich ernsthafte Sorgen um Schwärmer und Yoluan. Wer konnte wissen, was die Rashijaner ihnen antaten, um Informationen über die Eindringlinge zu gewinnen?
    »Vermutlich in den Kellern zu den Ritualräumen. Ich kenne sonst keinen Ort, der dafür geeignet wäre.«
    »Ritualräume?« Das Wort hatte einen unheilvollen Klang.
    Schatten glitten über Talannas Gesicht, während sie neben Adeen herging, leichtfüßig und mit unbewegter Miene. »Glaub nicht, du wärst der Einzige, der in Kontakt mit übernatürlichen Wesen steht – oder sich zumindest wünscht, er täte es. Ich habe dir von den Sagen erzählt, erinnerst du dich? Von den Elementarwesen, auf die wir Draquer unsere Herkunft zurückleiten.«
    »Was ist mit ihnen?«
    »Manche von uns versuchen, sie herbeizurufen und Macht über sie zu gewinnen.« Der Seitenblick, den sie Adeen zuwarf, hatte etwas beinahe Scheues, und ihm war, als betrachte sie den Aschevogel, nicht ihn. »Und sie rufen … Wesen. Oft genug solche, die sich jeder Kontrolle entziehen. Einige Gelehrte behaupten, dass es solche Wesen in Wahrheit nicht gibt, dass sie nicht gerufen werden, sondern aus unserem Inneren kommen und die Gestalt annehmen, die unser Verstand – oder was auch immer uns beherrscht – ihnen gibt. Aber davon verstehst du sicher mehr als ich.«
    Adeen schwieg.
    »Nun, diese Anrufungen gehen nicht ohne Blutopfer ab. Das ist schließlich der Stoff, der jeder Magie ihre Form gibt. Es ist kein Wunder, dass die Tinte für die Schriftrollen-Magie größtenteils daraus besteht, und auch, wenn ich meine Feuerzauber –«
    »Was?«, unterbrach Adeen sie entsetzt. »Die Tinte?« Die dickflüssige, vielfarbige Tinte, in die er sein Schreibrohr so oft getaucht hatte, um zuzusehen, wie sie langsam aus der Spitze quoll und auf dem Papier trocknete … schwarz, häufig schwarz. »Es gab Gerüchte, aber – ich dachte nicht, dass sie wahr sind!« Erst einen Atemzug später begriff er die Gefahr, in der seine Freunde sich jetzt befinden mussten. »Du … du willst doch nicht sagen, dass sie Yoluan und den anderen die Adern aufschneiden wollen …«
    »Es herrscht Krieg. Der Herrscher muss sich etwas einfallen lassen, wenn er Rashija verteidigen will.«
    Ihre Nüchternheit verstärkte Adeens Entsetzen nur noch. »Wusstest du es?«
    »Dass sie deine Freunde gefangen haben? Nein. Dass der Herrscher vielleicht plant, etwas … Mächtiges zu beschwören? Adeen, ich kenne diese Stadt und ihre Regeln. Komm, wir müssen hier hinunter.«
    Sie wies ihn an, eine Treppe hinabzusteigen, wo der Geruch nach Staub und widerwärtig süßen Gewürzen in der Luft lag und die Leuchtkristalle in düsterem Blauviolett brannten.
    »Charral hat die Schreiber umgebracht«, sagte Adeen, »alle. Ich habe ihre Leichen mit eigenen Augen gesehen.«
    Talanna nickte. »Das hatte ich befürchtet. Und trotzdem hast du ihn nicht getötet?«
    »Du hast es auch nicht getan.«
    Diesmal war sie es, die nicht antwortete.
    Inzwischen hatten sie sich ein gutes Stück von dem

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