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Flügel aus Asche

Flügel aus Asche

Titel: Flügel aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Evert
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Truppen den Befehl zum Angriff geben.
    Talanna war seinem Blick gefolgt. »Generäle. Und die Drachen … Urväter der Draquer, wie es heißt.« Ihre Worte wurden von den Wänden als Gemurmel zurückgeworfen, und sie senkte die Stimme. »Gehen wir.«
    »Gibt es keine Wachen?«
    Talanna blickte sich unbehaglich um. »Das hatte ich auch erwartet. Aber alles ist still wie in einer Gruft.«
    Als sie die Halle durchquerten, glommen Leuchtkristalle an den Wänden auf. Sie verbreiteten ein düsteres, violettes Licht und ließen ihre Umgebung noch unwirklicher erscheinen. Zu Adeens Verwunderung flackerten einige oder waren gar erloschen. Sollte man in einem Palast nicht erwarten, dass sich die Einrichtung in einem tadellosen Zustand befand? Er bemerkte auch, dass der Boden mit einer Staubschicht bedeckt war, die höher wurde, je weiter sie gingen. Dennoch waren sie nicht die Einzigen, die diesen Ort in letzter Zeit betreten hatten, denn deutlich zeichneten sich weitere Spuren im Staub ab: Stiefel mit Absätzen. Es mussten mehrere Personen gewesen sein, und dass sich noch keine weitere Staubschicht in den Spuren angesammelt hatte, verriet, dass sie erst vor kurzem hier gewesen waren. Der Rat von Rashija, der im Regierungssitz getagt hatte, ehe die Stadt gelandet war, musste sie hinterlassen haben. Aber welchen Grund konnte es dafür geben, dass sich die mächtigsten Männer Rashijas an einem Ort trafen, der offenbar im Verfall begriffen war? Auch die Wandteppiche, die von den Leuchtkristallen erhellt wurden, waren so verstaubt, dass die Bilder darauf kaum noch zu erkennen waren.
    »Das gefällt mir nicht«, murmelte Talanna. »Ich glaube nicht, dass wir richtig sind. Wahrscheinlich hält sich der Herrscher längst woanders versteckt und amüsiert sich über alle, die dumm genug sind, hier nach ihm zu suchen.« Ihre Hand hatte sich um den Schwertknauf gekrampft, und ihre Miene verriet zunehmende Frustration.
    »Aber wozu trug Charral dann diesen Schlüssel auf der Haut?«, gab Adeen zu bedenken.
    »Woher soll ich das wissen – vielleicht ist auch das nur ein Trick des Herrschers.«
    Plötzlich erstarrte sie und schob Adeen rückwärts, hinter den Sockel einer Statue. Aus der Dunkelheit vor ihnen näherte sich ein Geräusch, ein dumpfes Stampfen, zu gleichmäßig, als dass es von einem Tier stammen konnte.
    Mit angehaltenem Atem drückten sie sich gegen den Stein, Seite an Seite. Im violetten Licht wurde eine monströse Gestalt sichtbar. Das Wesen sah aus wie einer der Magierkrieger in seiner Drachenrüstung, nur dass es viermal so groß war wie ein Mensch und ganz und gar metallisch schimmerte. Mit steifen Schritten bewegte es sich vorwärts, ein Schwert in der Hand, das doppelt so lang war wie ein erwachsener Mann. Über die gesamte Rüstung und sogar über die Schwertklinge liefen eingeprägte Schriftzeichen. Hinter den Schlitzen des Helms glitzerten keine Augen.
    Sein Leben lang hatte Adeen gelernt, diejenigen zu fürchten, die Drachenrüstungen trugen. Doch unter dieser Hülle verbarg sich kein lebendes Wesen, und diese Erkenntnis erfüllte ihn erst recht mit Schrecken. Und obwohl sie beide keinen Laut von sich gaben und der Schatten der Statue sie vor Blicken schützen musste, bewegte sich das … Ding mit schwerfälligen, hallenden Schritten direkt auf sie zu. Adeen konnte sehen, dass es seine Waffe nicht in der Hand trug, sondern die breite Klinge mit seinem Arm verwachsen zu sein schien. Dicht vor ihnen blieb es stehen, und sie starrten in die Schwärze hinter den Augenschlitzen. Ein zischendes Flüstern, fast unhörbar, schien das Wesen zu umgeben, aktivierte Magie. Dann hob es langsam den Arm mit der Waffe, die doppelt so lang war wie Adeen – wen auch immer es damit traf, es würde ihn in Stücke hauen.
    »Den Zauber!« Adeen folgte einer plötzlichen Eingebung und stieß Talanna an, die mit aufgerissenen Augen nach ihrem Schwert tastete, eine tapfere, aber sinnlose Geste. Er spürte, wie sich ihr Körper anspannte. »Zeig ihm den Zauber!«
    Im ersten Moment verstand Talanna offenbar nicht, was er meinte, dann riss sie anstelle der Klinge die Schriftrolle hervor, öffnete sie und streckte sie dem Angreifer entgegen.
    Der hielt mitten in der Bewegung inne. Ein Schauer rotblauer Funken lief über den Schriftzauber und über den Metallkörper des Wesens und erlosch wieder. Einen schrecklichen Augenblick lang verharrte die Klinge über ihren Köpfen, dann senkte der Gegner seine Waffe, wandte sich ab und schritt

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