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Flügel aus Asche

Flügel aus Asche

Titel: Flügel aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Evert
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wohl kaum auf unseren Armen zum Himmel tragen können, nicht wahr?« Schwärmer sah sie durchdringend an.
    »Du glaubst, dass ich es weiß? Ich habe keine Ahnung!« Talanna seufzte. »Ich werde mit meinem Vater sprechen. Nicht dass mir
das
gefallen würde, aber er war ein wichtiger Mann. Ich bin sicher, er hat die Informationen, die wir brauchen.«
    »Ich komme mit dir«, sagte Adeen. Auch er selbst hatte noch einige Fragen an den Ratsherrn.

    »Ich würde dich hassen, wenn ich könnte«, sagte Talannas Vater. »Ich würde dich töten, wenn es einen Sinn hätte. Ich würde
mich
töten, wenn sie mich nur lassen würden. Geh weg und quäl mich nicht länger. Ich will dich nie wiedersehen.«
    Dem ehemaligen Ratsherrn von Rashija war ein Zelt am Rand des Lagers zugewiesen worden. Dort lag er auf einer Pritsche unter einer einfachen Felddecke. Soldaten formten einen Zaun aus Klingen, den er nicht einmal in gesundem Zustand hätte durchbrechen können. Aber mit seinen schweren Verletzungen konnte er sich ohnehin kaum rühren. Nahezu sein gesamter Körper war mit Verbänden bedeckt, auch sein Gesicht war mit Schnitt- und Brandverletzungen übersät und hatte eine bläuliche Farbe angenommen. Das lange, ergraute Haar, das sich hinter ihm auf dem Kissen ausbreitete, war ungewaschen und noch von einem stumpfen Ascheschleier bedeckt.
    Adeen betrachtete Talanna besorgt. Sie ließ sich nicht anmerken, ob die Worte ihres Vaters sie verletzten – aber wie sollte es anders sein? Sicher hatte er sie durch eine harte Schule geführt, so hart, wie seine eigene gewesen war.
    »Vater, wir wollen nichts anderes, als die Stadt zu retten«, sagte sie. »Wir möchten sie zurück an ihren Platz in den Himmel bringen. Bitte erzähl uns, was wir dafür wissen müssen.«
    Talannas Vater schloss die Augen und lag lange reglos da. Adeen fürchtete bereits, er sei eingeschlafen, da erwiderte er kaum hörbar: »Es ist vorbei. Ich hätte nicht geglaubt, dass es geschehen könnte. Die Erdgeborenen schienen immer so schwach, und wir fühlten uns, als müssten wir sie so wenig beachten wie den Kies am Boden. Das war unser Fehler. Wir verdienen es nicht besser. Aber zu erleben, wie meine eigenen Töchter … das ertrage ich nicht.«
    Er strahlte noch immer Würde aus, vielleicht umso mehr in seinem Elend. Adeen fühlte sich unbehaglich und hätte das Zelt am liebsten verlassen, wollte aber Talanna helfen, diese schwierige Unterredung durchzustehen. Und das gab ihm die Gelegenheit, selbst Fragen zu stellen.
    »Warum habt Ihr das getan? Die Lehren des Herrschers waren menschenverachtend und grausam. Aber Ihr habt dafür gesorgt, dass alles so blieb, wie es war, auch nachdem er gestorben war … warum?«
Ich sehe doch, dass Ihr nicht dumm seid, und ich kenne Eure Tochter,
hätte er am liebsten hinzugefügt. Aber er beließ es dabei.
    Der alte Mann öffnete die Augen wieder und maß Adeen mit seinem trüben Blick. Seine Mundwinkel verzogen sich leicht, wie aus Abscheu über den Anblick seiner schwarzen Haut. »Weil ich es für richtig hielt, Krähe«, antwortete er, »für logisch, für notwendig. Jetzt sehe ich, dass die Erdkriecher uns besiegt haben.«
    Er klang gequält, und Adeen bemerkte, wie Talanna die Lippen zusammenpresste.
    »Hilf uns, Vater«, bat sie erneut, diesmal sanfter. »Du weißt doch auch, dass es das Richtige ist.«
    »Rashija zu retten? Damit die Erdkriecher darin herrschen?«
    »Eure Heimat«, sagte Adeen, »und die Heimat Eurer Tochter.«
    »Wenn du es nicht tust, wird Rashija nicht mehr lange Bestand haben«, fügte Talanna hinzu. »Erst gestern wurde eine Frau abgefangen, die fest entschlossen war, die Stadt zu vernichten. Und es werden weitere folgen.«
    Der Ratsherr schwieg lange. »Ich kenne die Funktion der magischen Maschinerie, die Rashija lenkt«, sagte er schließlich, »die Kombinationen der Schriftzeichen, die den Fels mit Magie tränken. Nur der Rat und diejenigen, die sie bedienen, wissen darüber Bescheid. Ich bin bereit, eurer … Königin … mein Wissen zur Verfügung zu stellen, um die Stadt zu retten. Es kommt nicht mehr darauf an. Mein Leben ist so oder so zerstört. Denk nicht, dass ich es dir zu Gefallen tue …
Tochter.
«
    Trotz seiner Bitterkeit atmete Talanna vor Erleichterung hörbar auf. »Es ist eine gute Entscheidung. Du wirst sehen.«
    »Eine magische Maschinerie?«, wiederholte Adeen. »Das ist alles? Wir haben etwas Ähnliches auf der Insel Gabta gesehen … leuchtende Stelen, in denen die Kraft der

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