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Flügel aus Asche

Flügel aus Asche

Titel: Flügel aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Evert
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besorgt.
    »Die andern haben sich schon drum gekümmert.«
    »Und Verstärkung?«
    »Darum kümmere
ich
mich.« Mit einem Laut, der fast wie ein Lachen klang, fügte der Mann hinzu: »Und natürlich Nemiz, Kaza und Talanna.«
    Unwillkürlich spürte Adeen einen Stich, als er den letzten Namen hörte. Die Begegnung mit der Draquerin, Charrals Verlobter, hatte er schon fast aus seinen Gedanken verdrängt. Es überraschte ihn, dass sich eine Draquerin den Rebellen anschloss. Oder sprach Yoluan von einer anderen Talanna?
    »Pass bloß auf dich auf, Yoluan«, sagte Rasmi, »nicht dass Miklar dir wieder einen Pfeil herausschneiden muss.«
    »Keine Sorge. Du weißt, ich bin zäh. Schau, da vorn ist es. Los jetzt!«
    Ab jetzt ging alles sehr schnell, so dass Adeen nicht einmal mehr Zeit blieb, sich zu fürchten. In der Schwärze der Nacht prasselten die Eindrücke so rasch auf ihn ein wie Regentropfen. Ein langgestrecktes Gebäude, der blaue Schein einer Leuchtkristall-Laterne, ein eisernes Gitter mit scharfen Spitzen, auf denen sich das Licht spiegelte, und vor dem Tor reglose Körper in den roten Umhängen der Wache. Es roch nach verbranntem Fleisch und angeschmortem Stoff. Instinktiv schnappte Adeen nach Luft, seine Kehle wurde eng. Erst auf den zweiten Blick sah er die Rebellen in ihrer dunklen Kleidung. Sie huschten hin und her, schleppten Leinwände und verhüllte Gegenstände zu einem Wagen, der auf der Straße wartete. Die Skada vor dem Wagen hatte ihre Halskrause gesträubt und ließ unruhig den Schweif auf das Straßenpflaster peitschen. Die Oberschicht Rashijas benutzte Skadas für viele Aufgaben, denn die schlanken, zweibeinigen Schuppenwesen waren freundlich, lernfähig und groß genug, um einen Mann in Rüstung zu tragen oder einen Wagen zu ziehen. Abgesehen von den Krallen, dem Schweif und den scharfen Zähnen ähnelten sie geschuppten Gänsen.
    »Viel Glück!« Der Mann namens Yoluan gab Adeen einen Klaps auf die Schulter, dann war er fort.
    Rasmi hatte bereits das Tor erreicht und betrat die Lagerhalle, Adeen folgte ihm hastig. Ein Geruch nach Staub und alter Farbe, nach ranzigem Öl und feuchter Leinwand schlug ihnen entgegen. Was auch immer sie hier an Bildern finden mochten, schon seine Nase verriet Adeen, dass sie sich nicht in gutem Zustand befinden würden. Er blickte sich um, versuchte zu erkennen, wer die Leute waren, die es mit ihm zusammen hierher verschlagen hatte. Die meisten von ihnen wirkten zierlich und waren offensichtlich keine Kämpfernaturen wie der Mann namens Yoluan, der Rasmi und ihn abgeholt hatte. Wo war Nemiz? Und konnte es sein, dass sich auch Talanna in der Nähe befand? Aber er entdeckte sie nirgendwo, deshalb schob er den Gedanken schnell beiseite. Er musste sich konzentrieren.
    Ein kleiner, magerer Bursche, fast noch ein Kind, lief auf Rasmi zu und drückte ihm eine brennende Fackel in die Hand. Der Feuerschein erhellte jedoch nur einen kleinen Teil des Raumes, in dem sie standen. Vor ihnen erstreckte sich die Halle tief ins Dunkel hinein, auch die Decke über ihren Köpfen verschwand in Schwärze. Das Fackellicht enthüllte eine Vielzahl unterschiedlich großer Kisten, dazwischen unförmige Gegenstände, doppelt so groß wie Adeen, die unter Laken verborgen waren. Vermutlich waren das Statuen. Auf einer Seite, nur wenige Schritte entfernt, lehnten Leinwände, die bemalte Seite zur Mauer gedreht. Adeen lief auf die Bilder zu und griff nach dem erstbesten. Das Gemälde war gut halb so groß wie er selbst und befand sich in einem Rahmen aus geschmiedetem Metall. Nur mit Mühe gelang es ihm, es hochzuheben. Schmerz stach durch seine verletzten Rippen, doch er biss die Zähne zusammen und achtete nicht darauf. Alles war so unwirklich, als sähe er selbst sich in einem Traum: Ein hagerer junger Mann in einer Schreiberrobe, der keuchend und mit verzerrtem Gesicht mit einer viel zu großen Leinwand rang.
    Unter Aufbietung aller Kräfte schleppte er das Bild zum Wagen und zwang sich, nicht auf die Körper der Wachen zu achten, die auf dem Straßenpflaster lagen. Die Frau auf dem Kutschbock rief ihm etwas zu, was er nicht verstand. Er wuchtete das Bild auf die Ladefläche, und plötzlich leuchteten im Laternenlicht die Farben auf.
    Es war, als würde die Zeit selbst den Atem anhalten.
    Adeens Blick wurde von dem Bild angesaugt, er konnte ihn nicht lösen. Er sah Grün, vielfältige Farben und Nuancen, aber was das Gemälde zeigte, erkannte er nicht. Farbtupfen reihten sich aneinander,

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