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Flügel aus Asche

Flügel aus Asche

Titel: Flügel aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Evert
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Stoßtrupp!«, keuchte sie. »Siehst du das silberne Abzeichen?«
    Sie hatte mit ihrem Gepäck einen Pfeil abgefangen, und nun schoss in hohem Bogen Wasser aus einem durchlöcherten Schlauch. Sofort riss sie sich den Rucksack von den Schultern, fasste den Schützen ins Auge – offenbar sah sie ihn, auch wenn Adeen nichts erkennen konnte – und streckte beide Arme vor sich aus, die Hände zu einer Schale geformt. Er hatte schon einmal gesehen, wie sie das tat, beim Kampf vor der Brücke nach Gabta. Damals hatte sich eine Hülle aus Feuer um ihren Körper geschlossen, Flammen waren aus ihren Schultern geschlagen, bis sich ein greller Feuerstrahl aus ihren Händen gelöst hatte und auf den Feind zugeschossen war. Nun stand sie da, das Gesicht vor Anstrengung verzerrt, und nichts geschah.
    »Nicht! Bring dich in Sicherheit!« Adeen schrie, aber der Lärm ringsum übertönte seine Stimme, und Talanna wandte nicht einmal den Kopf nach ihm. Mit dem Mut der Verzweiflung kehrte er um, entschlossen, sie in Deckung zu ziehen, ob es ihr gefiel oder nicht. Aber noch bevor er sie erreicht hatte, surrte der nächste Pfeil herab und traf sie in die Schulter. Talanna wurde niedergeworfen, rollte über den Boden und hinterließ eine Spur von Blutflecken auf dem gelben Laub.
    Wie er so rasch zu ihr gekommen war, wusste er nicht. Sie klammerte sich an ihn und ließ sich von ihm aufhelfen. Zu seiner Erleichterung steckte der Pfeil nicht tief in ihrem Körper, auch wenn sie heftig blutete. Er stützte sie, und gemeinsam stolperten sie auf die Büsche zu. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Reiter ihre Skadas die Felswand hinabtrieben. Mit ihren breiten Klauenfüßen fanden die Tiere auch auf abschüssigem Gelände leicht Halt und konnten mit dem langen Schwanz das Gleichgewicht halten. »Vorsicht!«, rief er und wies auf den Trupp. Wirbelnde rote Umhänge verrieten, dass es sich um Magier handelte. Es waren fünf, oder sieben? Schon stürzte der erste rücklings von seinem Reittier, von einem Pfeil in die Kehle getroffen.
    »Eine Waffe!«, ächzte Talanna. Ihre Finger gruben sich in Adeens Schulter. Er folgte ihrem Blick und sah ein Bündel Lanzen, das im Tumult fallen gelassen worden war.
    »Aber du …«
    »Gib sie mir!«
    Ihm blieb nur ein Augenblick, um sich zu entscheiden. Talannas Gesicht war graublau und fahl von Schmerz und Blutverlust, und er fürchtete, dass sie sich ohne seine Hilfe nicht lange auf den Beinen halten können würde. Doch die Magier mussten jeden Moment hier sein, dann benötigte Keyla alle Kräfte, um sich zu verteidigen. »Nein«, sagte Adeen, »du gehst in Deckung.« Und dann fügte er zu seiner eigenen Überraschung hinzu: »Ich werde kämpfen.«
    Du bist verrückt! Verrückte Krähe!
Während sich Talanna widerwillig zwischen den Büschen verkroch, hob Adeen eine Lanze auf und schloss seine Finger um den Schaft. Wie handhabte man diese Waffe? Musste man sie werfen? Oder damit zustechen? Die Magier trieben ihre Skadas nun mitten durch die Schlucht und schlugen mit Stäben auf jeden ein, der sich ihnen in den Weg stellte. Einige setzten ihre Schriftrollen in der vollen Geschwindigkeit des Rittes ein und brüllten die Worte, die die Zauber aktivierten. Kurz erhellte eine Kaskade von Blitzen die Schatten, Schreie hallten von den Felswänden wider, und es roch nach verbranntem Fleisch.
    Adeen blickte sich nach Yoluan um, konnte ihn jedoch nirgends entdecken. Wenigstens sah er Keyla. Sie hatte eine Gruppe ihrer Leute um sich geschart, die noch unverletzt waren, und rückte auf die Magier zu. Gegen Zauber und Geschosse schirmten sie sich mit ledernen Schilden ab, die zum Teil schon voller Pfeile steckten oder Brandflecken aufwiesen. Adeen lief zu ihnen. Wahrscheinlich konnte er nicht viel tun, um der Anführerin zu helfen, doch er musste es versuchen. So unsicher er sich auch über Keylas Motive war, sie hielt diese Leute zusammen, und ohne sie waren sie auf jeden Fall verloren.
    Die Gruppe nahm ihn auf, ohne Fragen zu stellen. »Da kommt einer!«, hörte Adeen Keyla sagen. »Gebt mir Deckung!«
    Die Umstehenden schirmten sie mit ihren Schilden ab. Adeen beobachtete, wie Keyla einen knotigen Holzstab in die Luft reckte und dann in den Boden stieß. Mit unvermittelter, erschreckender Intensität schoss ein Hitzestoß von unten her durch ihn hindurch. Es war, als habe sich ein Teil der Kraft, die Keyla angesammelt hatte, in seinen Körper entladen. Gleißendes grünes Licht flutete seinen Kopf und schrieb Muster auf

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