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Flügel aus Asche

Flügel aus Asche

Titel: Flügel aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Evert
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nach ihnen durchkämmt hatten. Direkt unter den Augen der Besatzer hatten sie sich verborgen, wo niemand nach ihnen suchte.
    Fürst Halans Wohnsitz lag am Grenzgebiet von Seyk. Dahinter, jenseits eines Flusses und einer Bergkette befand sich eine Region namens Tama, die noch nicht von Rashijas Truppen erobert worden war. Auch Tama, hieß es im Lager, sollte bald dem Reich der Himmelsgeborenen einverleibt werden, und so sammelte die Königin dieses Landstrichs Truppen, um Rashija zu attackieren, sobald die Stadt gelandet war. Sie war nicht die einzige Macht, die sich zum Kampf entschlossen hatte, aber die nächstgelegene. Über das Gebiet des Fürsten Halan sollten ihre Truppen nach Seyk gelangen. Schon vor langer Zeit hatte Keyla Kontakt zu ihren Kommandanten aufgenommen. Nun wollte sie kurz im Schutz des Steinbruchs abwarten, bis die Truppen eintrafen, um sich dann mit ihren Leuten dem Kampf anzuschließen. Adeen hatte bereits auf der Flucht so viele Kämpfe erlebt, dass es ihm für sein restliches Leben genügte, und er war nicht sicher, ob diese Leute viel besser waren als der Feind, den sie bekämpften. Doch im Augenblick blieb ihm wohl nichts übrig, als abzuwarten und zu beobachten, was geschehen würde.
    Ihr Ziel befand sich nur etwa eine Tagesreise entfernt. Talanna, Yoluan und Adeen liefen in der Mitte des Zuges. Yoluan schleppte eine Rolle Tau und schwitzte unter seiner Last. Auch Talanna und Adeen hatten Keylas Leute reichlich Gepäck aufgeladen. Nur Schwärmers Unterstützung verdankten sie es, dass sie sich nach wie vor ohne gefesselte Hände bewegen durften. Seit dem Vormittag trotteten sie nun hinter den anderen über Wurzeln und durch Gestrüpp, wateten manchmal knöcheltief durch Schlamm oder Laub. Inzwischen waren sie in bergiges Gebiet gelangt. Zu beiden Seiten türmten sich Felswände auf, an deren steinigen Hängen Dornbüsche wucherten. Die Sonne sank, und allmählich wurden die Schatten schwärzer und kälter.
    Adeen stolperte und wäre gestürzt, wenn Talanna ihn nicht rasch am Arm gefasst hätte. Dankbar lächelte er ihr zu. Er war erschöpft und sehnte sich nach einer Pause. An den Schatten unter Talannas Augen sah er, dass es ihr ebenso erging; schlimmer vermutlich, nach den Schlägen, die sie hatte einstecken müssen. Doch wenn es so war, ließ sie es sich nicht anmerken. »Denen tue ich nicht den Gefallen, mich zu beschweren«, hatte sie Adeen beim Aufbruch zwischen zusammengebissenen Zähnen zugezischt, nachdem ein Mann einen weiteren schweren Wasserschlauch an ihrem Rucksack festgebunden hatte. Obwohl sie einen großen Teil der Ausrüstung zurückgelassen hatten – Keyla sagte, mit etwas Glück würden sie nichts mehr davon brauchen –, blieb noch immer genügend Gepäck übrig, um Talanna zu zeigen, dass sie nicht erwünscht war.
    Eine Lücke in der Felswand ließ die Abendsonne in die Schlucht herabscheinen und tauchte den Weg in goldbraunes Licht. Die Wärme streichelte Adeens Gesicht, und er ließ seine Gedanken forttreiben, zu einem Abendessen und einem weichen Schlafplatz, wo er sich neben Talanna an einem Feuer zusammenrollen und vergessen konnte, was sie oder Schwärmer heute über ihn und die Magie gesagt hatten. Mehr erwartete –
    »Runter!«, brüllte einer der Männer plötzlich. »Das ist ein Hinterhalt!« Ein scharfes Surren, ein Knall: Nur zwei Armlängen von Adeen entfernt steckte ein Pfeil in der Erde. Fassungslos starrte er auf den zitternden Schaft, dann war Yoluan da und riss ihn zu Boden. »Bleib unten!«, brüllte er ihm ins Ohr und drückte ihn nieder, mit dem Gesicht ins Laub, so dass er nur noch mit Mühe Luft bekam.
    Ringsum ertönten Schreie, dann die ersten Befehle. Adeen meinte Keylas Stimme herauszuhören. »Lass mich los!«, brüllte er Yoluan an.
    Wider Erwarten leistete Yoluan seiner Aufforderung sofort Folge. Adeen spuckte ein Blatt aus und rappelte sich auf. Einige von Keylas Leuten hatten ihr Gepäck fallen lassen und die Waffen gezogen. Nun rannten sie umher und hielten Ausschau nach einem Feind, den sie nicht sehen konnten. Andere suchten Schutz unter Zeltplanen oder Buschwerk. Der Angriff musste von den höher gelegenen Felsen aus erfolgt sein, und hier unten boten sie ein hervorragendes Ziel für die Pfeile des Feindes. In Panik rannte er los, ließ sein Gepäck liegen, stürzte auf die schattigen Flecken zu, wo Büsche und niedrige Bäume Deckung versprachen. Doch auf halbem Weg blieb er stehen und drehte sich um.
    »Talanna!«
    »Ein

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