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Flügel aus Asche

Flügel aus Asche

Titel: Flügel aus Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaja Evert
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zwischen den Zelten hindurch auf ihn zu. »Adeen, sie haben mir und Yoluan erzählt, was geschehen ist. Du hast Magie angewendet? Wie kann das sein?«
    Ohne ein »Guten Morgen« kam sie gleich zum Punkt. Das war die Talanna, die er kannte. Der Schlaf hatte ihr gutgetan. Sie hatte die Kapuze abgestreift, wie um Keylas Leuten zu demonstrieren, dass sie zu stolz war, um ihre Wunden und ihre Fremdartigkeit vor ihnen zu verhüllen, egal wie feindselig man ihr auch begegnete. Ihr Haar war gerade genug nachgewachsen, um ihren Kopf mit einem feurigen Schimmer zu überziehen.
    Adeen lächelte. Sie war schön, auf eine Art, wie ein nebliger Morgen schön war. Wie gerne hätte er Leinwand und Farben gehabt, um sie zu malen. »Ich weiß nicht, wie das möglich war. Ich habe es ja nicht einmal bemerkt. Und übrigens, ich hoffe, du hast gut geschlafen.«
    »Wenn du Magie gewirkt hast, dann hast du es auch bemerkt.« Sie musterte ihn aus leicht zusammengekniffenen Augen. »Ich möchte alle Einzelheiten wissen. Vielleicht kann ich etwas für dich tun. Ein Magier ohne Kontrolle über seine Kräfte kann sich und andere verletzen. Am besten suchen wir uns einen Ort, wo wir ungestört sind.«
    Adeen sah Schwärmer fragend an.
    Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Das würde Keyla nicht gefallen, wenn ich euch zwei allein aus dem Lager fortlasse. Außerdem brechen wir gleich auf. Nein, ich fürchte, eure Unterhaltung muss bis später warten.«
    »Also gut. Können wir helfen, das Lager abzubrechen?«
    »Aber sicher. Fragt Itsi, was zu tun ist – das ist die große rothaarige Frau dahinten.« Er gab Adeen einen Klaps auf die Schulter. »Hat mich gefreut, mit dir zu reden. Wir philosophieren später weiter.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Warte«, sagte Adeen. »Du scheinst eine Menge zu wissen, auch über Magie. Meiner Freundin hier … geht es nicht besonders. Vielleicht weißt du, wie man ihr helfen kann?«
    Er hatte es nur gut gemeint, doch der Blick, den Talanna ihm zuwarf, ließ ihn erstarren.
    Für einen Moment herrschte unbehagliches Schweigen, dann fragte Schwärmer munter: »Worum geht’s?«
    Talannas Stimme klang eisig. »Ihr heißt Schwärmer?«
    Er deutete eine ungeschickte Verbeugung an. »Wen kümmert, wie ich heiße. So nennt man mich.«
    »Und wer oder was seid Ihr?«
    »Ein Schüler der Mysterien«, erwiderte Schwärmer, diesmal ernsthaft.
    Über Talannas Nase bildete sich eine misstrauische Falte. »Ich wusste nicht, dass es überhaupt noch welche gibt.«
    »Ein paar in Seyk, ein paar in Tama und dem Umland. In Rashija wurden sie schon vor Generationen ausgelöscht, richtig?«
    »Richtig. Also schön, wenn Ihr ein Mysterienschüler seid, dann habt Ihr Euch dem Guten verpflichtet. Zu fragen schadet wohl nichts.« Es kostete Talanna hörbar Überwindung, die nächsten Worte zu sprechen: »Ich weiß, Ihr und Eure … Keyla betrachtet mich als Eure Feindin. Ihr vertraut mir nicht. Jetzt sieht es aus, als wäre ich von Eurem Wohlwollen abhängig. Ich … habe meine Magie verloren und weiß nicht, weshalb.«
    »Und Ihr glaubt, ich könnte es wissen?« Schwärmer sah erst Talanna strafend an, dann Adeen. »Wofür haltet ihr beide mich? Für so weise, dass ich ein solches Rätsel lösen könnte? Ich habe nur gesagt, dass wir Erdenkinder auf dem festen Boden im Vorteil sind gegenüber den Himmelsgeborenen, das ist alles. Denn ich habe mich gefragt …« Der Blick, den er Talanna zuwarf, war zugleich fragend und listig. »… weshalb diese mächtigen Wesen ihre Kräfte uns gegenüber nicht gebrauchen. Ihr, Talanna, habt mir bestätigt, was ich immer vermutet habe.«
    Allmählich strapazierte er Adeens Geduld. »Wenn du etwas weißt …«
    »Nein, ich stelle nur Fragen. Von dem Wissen, das die Weisen der alten Zeit lehrten, habe ich nur einen kleinen Teil erfahren. Aber kommt jetzt, kommt, wir dürfen Keyla nicht noch länger warten lassen.«

13
    Magie
    V on Schwärmer erfuhr Adeen, welches Ziel Keyla hatte: Am Waldrand befand sich das Anwesen eines lokalen Fürsten namens Halan. Er unterstand zwar wie alle anderen Adligen Seyks den rashijanischen Herren, doch ihm war schon mehrfach das Kunststück gelungen, den Rebellen heimlich zu helfen und sich trotzdem das Vertrauen der Besatzer zu bewahren. Keyla hoffte darauf, sich mit ihren Leuten in einem verlassenen Steinbruch verbergen zu können, der sich im Verwaltungsbezirk des Fürsten befand. Dort hatten sie schon einmal Zuflucht gefunden, als die Truppen Rashijas die Wälder

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