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Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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anfühlte, auf einem
Pferderücken zu sitzen. Mühelos hielt er sich in seiner Position.
Er flüsterte dem Tier ein paar Worte der Beruhigung ins Ohr und
schon ließ sich das Tier leiten.
    Traian galoppierte
von der Koppel Richtung Straße. In der Ferne erkannte er die
Rücklichter eines Autos. Das musste der dunkelblaue Wagen sein.
Jetzt wollte er aber hinterher, wählte deshalb eine Abkürzung über
Gärten und Seitenwege. Bald bemerkte er einen kreisenden Freund über
sich. Auf die Fledermäuse war wirklich Verlass. Er folgte den Tieren
über ein Feld, durch eine sumpfige Wiese, mal parallel zur Straße,
mal etwas Abseits. Er gewann Zeit, da er die Kurven sowie die Umwege
der Straße abschnitt. Schnell ahnte Traian, welches Ziel der
dunkelblaue Wagen ansteuerte.
    Um vor dem Auto an
der Lindower Klinik zu sein, musste er die Landstraße überqueren.
Auch die Fledermaus lockte Traian Richtung Fahrbahn. Scheinwerfer
eines entgegenkommenden Autos blendeten ihn kurz.
    Traian versuchte die
Entfernung, die Geschwindigkeit des Autos einzuordnen, ob es ihm
gelingen würde noch vor dem Wagen auf die andere Seite zu kommen?
Einen Zusammenstoß könnte für das Pferd tödlich und für ihn
schmerzhaft verlaufen. Je näher er der Straße kam, desto näher kam
auch das Auto. Jetzt gab es kein Zurück mehr. So schnell würde das
Tier nicht stehenbleiben können. Traian trieb sein Pferd weiter an.
    Ein Vampir. Diesmal
waren die Empfindungen so deutlich, dass ein Irrtum ausgeschlossen
war. In dieser Nacht schien in jedem Auto ein Vampir zu sitzen. Die
Hufe des Rappen klackerten über den Asphalt.
    Das Auto raste
direkt auf das Tier zu.
    Reifen quietschten.
Traian schaute kurz zurück. Nur knapp war er dem Zusammenstoß
entkommen. Der Wagen war mit den Vorderrädern auf der Wiese zum
Stehen gekommen. Dieses Gefühl faszinierender Lebendigkeit breitete
sich in Traian aus. Selbst wenn er keinen Halbvampir in dem
dunkelblauen Wagen finden würde, diese prickelnde Situation war
diesen Spaß wert.
    Traian ritt weiter
Richtung Klinik. Er brachte das Pferd dazu, langsamer zu werden. Die
zahlreichen blauen Polizeilichter vor dem Klinikgelände zeigten ihm
deutlich, wie effektiv sein Anruf gewesen war. Wo war nur der
dunkelblaue Wagen? Intensiv suchten seine Blicke die Umgebung ab. Das
Auto musste hier sein.
    Da!
    Er war in einen
Waldweg abgebogen und hatte das Licht ausgeschaltet. Auf seine
Wahrnehmung konzentriert, leitete Traian das Pferd am Waldrand
entlang auf den Wagen zu. Der Polizei wollte er jetzt nicht unbedingt
über den Weg laufen. Einige Meter vor dem Auto glitt er leise vom
Rücken des Tieres. Seine Sinne waren geschärft. Auch diese leichte
spirituelle Ausstrahlung war zu spüren sowie das Weinen des Kindes.
Diesmal wesentlich deutlicher. Dank seines sensiblen Hörsinnes, dem
er seine ganze Aufmerksamkeit schenkte, konnte er dem Gespräch der
zwei Männer aus dem Wagen gut folgen.
    »... wegen
Kindesentführung in den Knast.«
    »Du kapierst
wirklich gar nichts. Dieser Knirps ist unentbehrlich für unsere
Forschung. Hong hat mich als sein Assistent zwar noch nicht ins
Vertrauen gezogen, aber ich habe in seinen Dateien herumgeschnüffelt.
Der Typ ist einer bahnbrechenden Geschichte auf der Spur.«
    Traian sträubten
sich die Nackenhaare.
    »Man! Das Geplärre
von dem Gör geht mir echt auf den Zünder.«
    »Ich kann ihm ja
noch mal eine Ladung Äther verpassen.«
    Traian fühlte sich
genötigt, sofort einzugreifen. Über den Außenspiegel beobachtete
er, wie der Fahrer sich zur Mitte des Wagens drehte. Traian schlich
an die Fahrertür, betätigte so leise wie möglich den Türgriff.
Blitzschnell riss er die Tür auf, drückte beinah gleichzeitig den
Kopf des Fahrers herunter. Der Kopf donnerte seitlich gegen das
Armaturenbrett, fiel damit nach unten auf das Tuch, welches der
Fahrer gerade mit Äther getränkt hatte. Betäubt von seinem eigenen
Gift, sank der Kerl nur einen Augenblick später in sich zusammen.
    »Verdammte
Scheiße!«, fluchte der Komplize, flüchtete dabei Hals über Kopf
aus dem Auto. Traian sah ihm nach, überlegte dem Kerl zu folgen.
Vermutlich hatte der sowieso die Hosen voll. Sein Blick wanderte auf
die Rückbank. Tatsächlich lag dort ein Kleinkind. Eingewickelt in
grünen OP-Tüchern, zusammengeschnürt wie ein Paket. Lediglich der
Kopf schaute heraus. Der Anblick der OP-Tücher rief sehr lebendige
Erinnerungen in Traian wach.
    Er spürte den
brennenden Schmerz des Skalpells an seinen Rippen, der mit

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