Fluegel der Dunkelheit
Sicherheitsdienst um das
abgelegene Gelände. Sergiu kannte die Geschichte um das Krankenhaus
bereits.
Das Interessante
jedoch war ein zugemauerter Eingang, der bis dahin unentdeckt blieb.
Der Detektiv hatte die Mauer eingerissen und damit eine Treppe nach
unten zum Keller entdeckt. In den Kellerräumen verbargen sich ein
Büro, zwei Untersuchungsräume, zwei Operationssäle, fünf kleine
Krankenzimmer, ein Raum mit leeren Regalen sowie ein Labor. Für ein
Krankenhaus nichts Ungewöhnliches. Allerdings besaß keiner der
Räume ein Fenster, eine Luke oder eine Öffnung nach draußen.
Demzufolge kam die Idee nach einem möglichen Keller nicht auf.
Welchen Sinn diese Kellerräume einmal erfüllten, konnte Sergiu nur
vermuten. Vielleicht handelte es sich um eine Art Quarantänestation,
andererseits wurden dort auch offensichtlich Operationen
durchgeführt. Deshalb kam ihm die Überlegung, ob sich dahinter ein
Organhandel versteckt haben könnte. So abartig, wie es ihm anfangs
schien, doch er musste diese Alternative in Betracht ziehen, damit
dann auch die Aussicht, dass Nicolae mit seiner Familie dort ihr
Ende gefunden hatte. Eine ganz furchtbare Vorstellung. Allerdings
wäre diese Überlegung eine Erklärung, warum es keine Leichenfunde
gab. Seinem rumänischen Freund Ionut Mihai wollte er erst über
diese Vermutung aufklären, wenn er genügend Beweise zusammenhatte.
Sergiu war nur eines klar: Nach dieser langen Zeit konnte niemand der
Betroffenen davon ausgehen, einen der Vermissten noch lebend zu
finden.
Maier parkte den
Wagen am Straßenrand und zog den Zündschlüssel heraus und drehte
sich zur Seite, um seinem Beifahrer die Hand auf die Schulter zu
legen. Sergiu kehrte mit seinen Gedanken in die Gegenwart zurück.
Sein Blick fiel auf das kurze Krankenhaushemdchen. »Hast du
vielleicht ne Decke, die du mir kurz leihen könntest?«
Maier schüttelte
den Kopf, schaute sich aber trotzdem in seinem Auto um. »Wie wäre
es, wenn ich dir aus deiner Wohnung etwas zum Anziehen besorge?«
Das war eine gute
Idee. So unzureichend gekleidet fühlte sich erniedrigend an. »Mach
das.«
Maier hielt seine
Hand auf. »Dein Wohnungsschlüssel.«
Oh, scheiße! Sergiu
trug kaum was am Leibe, geschweige denn Papiere oder einen Schlüssel.
In dieser Situation konnte er nur noch auf Victor hoffen.
»Versuche zu
klingeln.« Wenn nur nicht diese hämmernden Kopfschmerzen wären.
»Häh? Hast du es
vielleicht vergessen? Du wohnst allein!«
»Maier! Tue es
einfach, in Ordnung?« Die Übelkeit verstärkte sich. »Ach egal.«
Eine vertraute Couch, auf der man sich ausstrecken konnte, danach
sehnte er sich jetzt, und nicht mit Maier über bestehende
Wohngemeinschaften zu diskutieren. Sergiu öffnete die Autotür.
Seine Kopfschmerzen wurden zunehmend heftiger, aber auch seine
Gliederschmerzen setzten ihm ordentlich zu. Seine Ungeduld nach Hause
zu kommen, drängte die Tatsache seiner auffallenden Kleidung in den
Hintergrund. Zum Glück war der Weg zur Haustür nicht weit. Nur
sechs oder sieben Meter. Sein nackter Hintern, der aus dem
Krankenhaushemdchen herausschaute, war so hässlich ja nun auch
wieder nicht. Mehr als ein Hausbewohner würde ihm im Treppenhaus
schon nicht begegnen.
»Warte! Ich helfe
dir.« Maier eilte zur Stelle, legte Sergius Arm um seinen Nacken und
brachte ihn ins Haus. Eine Treppe musste er sich hoch mühen, dann
war er zu Hause. Maier erwies sich dabei als unentbehrlich. Der
Schwindel nervte genug, aber seine fehlende Kraft machte Sergiu am
meisten zu schaffen. Endlich gelangten sie an die Wohnungstür. Jetzt
sollte er sich besser auf alles gefasst machen. Bestimmt hatten diese
Halunken sämtliche Sachen nach dem Stick durchwühlt.
In Gedanken ging
Sergiu diese Dateien durch, die er mit Victor angesehen hatte. Ihm
fiel die Exceltabelle ein, in der sie eine Liste über
Verbandsmaterial, Medikamente, Infusionsschläuche, Instrumente und
Untersuchungsmaterial, wie Objektträger für Mikroskope gefunden
hatten. Dazu Angaben von Preisen und Herstellern. Am Ende dieser
Aufstellung tauchten Einrichtungsgegenstände auf, wie Betten,
Operationstische, Röntgen- und Ultraschallgerät, Beatmungs- und
Reanimationsausrüstung sowie verschiedene medizinische
Bezeichnungen, mit denen die beiden Männer nichts anzufangen
wussten. Dann kamen ihm die unterschiedlichsten Dateien mit
Patientenakten, die Prof. Dr. med. Günter Hartung zusammengestellt
hatte, in den Sinn. Dabei fiel auf, dass all diese Patienten einen
Schlaganfall
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