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Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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oder einen Herzinfarkt erlitten hatten. Mitunter fanden
sich auch junge Menschen unter den Kranken. Bei dem Jüngsten
handelte es sich um einen Fünfundzwanzigjährigen, der nach seinem
Schlaganfall halbseitig gelähmt war und nun seit mehr als fünf
Jahren im Rollstuhl saß. Der Name des Patienten brachte Licht ins
Dunkle, Guido Hartung.
    Auch wenn Sergiu und
Victor nicht sonderlich viel von Medizin verstanden, fanden sie es
eigenartig, warum Hartung als Chirurg eine Patientensammlung von
Schlaganfällen und Herzinfarkten angelegt hatte. Was sie noch nicht
herausgefunden hatten, war, ob dieser Guido Hartung vielleicht ein
Verwandter von Doktor Hartung war. Möglicherweise war Guido Hartungs
Sohn und durch den Organhandel versuchte der Arzt nun, Geld für eine
besondere Therapie aufzubringen. Jedenfalls fanden sich in den
Krankenakten zwei unterzeichnende Ärzte wieder: Prof. Dr. Ivor
Jurischenkow, Arzt für Neurologie und Dr. med. Michael Herzschlag,
Internist. Weder tauchte Hartung als operierender Arzt noch als
behandelnder Arzt auf. Diese Zusammenstellung ergab keinen Sinn. Das
bewegendste Dokument auf dem Datenträger, besonders für Victor,
trug die Bezeichnung ›D. V.‹, was so viel wie ›wissenschaftliche
Definition Vampir‹ bedeutete.

    Sergiu klopfte an
die Tür. Ein zweites und ein drittes Mal. Erschöpft von dem kurzen
Weg zu seiner Wohnungstür, sank er auf die Treppenstufe.
    »Weißt du Buci, du
wohnst allein, vielleicht hast du das ja wirklich vergessen.«
    Warum hielt Maier
nicht einfach seine Klappe?
    »Fünf Häuser
weiter wohnt meine Putzfrau, sie hat einen Schlüssel.« Zur Not
konnte man auch auf der Treppe schlafen, das war allemal besser, als
sich im Krankenhaus von abartigen Ärzten in Einzelteile zerlegen zu
lassen.
    »Ähm, Buci, ich
...« Maier legte seine Hand auf seine Schulter.
    Sergiu schaute auf.
Unbemerkt war die Wohnungstür aufgegangen.
    »Zum Drac...! Das
hatte ich befürchtet.« Victor packte Sergiu unter die Achseln, um
ihm hoch zu helfen. Erst nach einem Augenblick fand Maier seine
Fassung wieder und folgte Sergiu in die Wohnung. Sergius Knie
zitterten, aber sein Hämmern im Kopf nervte sehr.
    »Victor, ist alles
in Ordnung?«, hörte er sich stammeln. Sein Mund fühlte sich
furchtbar trocken an.
    »Seltsam, dass
ausgerechnet du mich das fragst.« Victor setzte Sergiu auf der Couch
ab.

Razvan

    A m frühen
Freitagabend machte sich Traian auf den Weg zu jener Stelle, an der
Klingberger immer noch gefesselt am Baum lag. Der Arzt gehörte zu
seinen ganz besonderen Trophäen. Mit außergewöhnlicher Grausamkeit
wollte er den Ärzten, den Hauptdrahtziehern, begegnen. Sie sollten
so lange wie möglich leiden, sich quälen, Todesängste ausstehen,
vor allem aber an den Rand des Wahnsinns getrieben werden. Sie
mussten mindestens jetzt seine Empfindungen von damals
nachvollziehen. Natürlich gab es Nichts, was diese verlorene Zeit
und seine Eltern wieder zurückbringen konnte, Nichts, was seinen
inneren Schmerz, seine quälenden Erinnerungen lindern würde.
Trotzdem hoffte er, zumindest nach seinem Rachefeldzug, ein halbwegs
normales Leben zu führen. Als er den Waldweg zu Klingberger entlang
ging, war die Begegnung mit Liana sehr präsent.
    Liana! Ja, sie
mochte ihn, das spürte er deutlich, allein schon, wie sie ihn
angesehen hatte. Ein Gefühl von unstillbarer Sehnsucht nach ihr
breitete sich in seinem Inneren aus. Es schmerzte heftig und doch
fühlte es sich ganz anders an, als das Leid seiner Vergangenheit. Er
brannte darauf sie wiederzusehen, sie näher kennenzulernen und alles
über sie zu erfahren. Möglichst bald wollte er sie aufsuchen,
vielleicht sogar noch heute Nacht. Traian schloss die Augen, sah
Liana vor sich mit ihrer auffallend starken Aura, die ihn an die
Wahrsagerin aus seiner Kindheit erinnerte. Der Anblick von Liana
hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt, besonders ihre
Augenpartie mit ihren mandelförmigen, wachen Augen und den schmalen
Augenbrauen. Je mehr er an sie dachte, desto mehr fühlte er dieses
eigenartige Prickeln in seinem Inneren.
    Ein unbekanntes
Gefühl, welches eine bizarre Mischung aus Wohlbehagen und Qual zu
sein schien. Er musste zu ihr. Jetzt sofort. Mit diesem Gedanken
schaute Traian auf, wobei sein Blick auf Klingberger fiel. Dieses
Monster sollte seine gerechte Strafe erhalten. Das Verlangen mit
diesem Arzt endlich abzurechnen, ließ die Sehnsucht nach Liana
verblassen. Er beendete den hypnotischen Zustand, um Klingberger
bewusst die

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