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Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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zwischen
die Schenkel, dann riss er die Folie auseinander und nahm die
Nasensonde heraus. Was für ein erhebendes Gefühl, heute über die
Freiheit zu verfügen, diesem Arzt seine eigene Grausamkeit spüren
zu lassen. In seinen kühnsten Phantasien hatte er sich nicht
vorstellen können, welche befriedigende Empfindung er erfahren
würde. Emotionslos stopfte er die Sonde Klingberger in das linke
Nasenloch. Dieser würgte, röchelte, würgte nochmals, diesmal
heftiger, als müsse er ersticken.
    Oh nein! Dieses Mal
passte er auf, lies sich seine Rachepläne von keinen
unvorhergesehenen Ereignissen verderben. Hastig riss Traian den
Knebel vom Mund, schob gleichzeitig die Sonde weiter hinein.
Klingberger musste leben, um ganz bewusst jede Minute wahrzunehmen.
Traian verfügte über keinerlei medizinische Kenntnisse, er konnte
sich nur auf seine eigenen Erfahrungen stützen. In diesem Augenblick
kamen die Empfindungen an die Oberfläche, wie man ihm einst diesen
Schlauch, unter seinem damals begrenzten Protest, in den Körper
eingeführt hatte. Anfangs hatte er das Gefühl, man würde ihm das
Teil ins Gehirn schieben. Dennoch war das noch das geringste Übel
gewesen im Gegensatz zur bevorstehenden Tortur, die er seinerzeit
überstanden hatte.
    Erst als die Sonde
nur noch eine Handbreit aus dem Nasenloch herausragte, glaubte
Traian, er hätte sie bis in den Magen geschoben.
    »Lass mich gehen«,
flüsterte Klingberger. Er wirkte ziemlich erschöpft.
    Diese Macht, den
Arzt in seiner Gewalt zu wissen, über sein Schicksal zu verfügen,
schien Traian zumindest ein wenig gerecht. Er bemerkte sein Lächeln,
hatte fast vergessen, wie es sich anfühlt. Er knebelte Klingberger
und verschwand.

    Um alle Spuren zu
verwischen, wollte Traian Klingbergers Wagen zurück in die Stadt
bringen. Als er gerade den Schlüssel in die Autotür steckte, hielt
er inne. Deutlich spürte er einen Vampir in der Nähe, deshalb
schaute er sich um. Zwischen dem Gestrüpp links von ihm kam ein
junger Mann zum Vorschein.
    »Deine Karre?«
Traian antwortete nicht. Ausgerechnet jetzt konnte er auf
Gesellschaft gut verzichten.
    »Hey? Ich kenn dich
doch. Du bist doch der Hirni, der nichts über Selbstheilung wusste.«
    Großartig. Auch
noch ein Bewohner von Popescu. Der junge Vampir war nur ein winziges
Stück kleiner als Traian und bestimmt nicht viel älter.
    »Und ich dachte,
Manuel hat dich damals krepieren lassen.« Er kam dicht an Traian
heran, was ihm so gar nicht gefiel. Leute, die ihm unsympathisch
waren, musste er nicht um sich haben.
    »Verschwinde!«
    »Klar, Mann! Hast
du immer so schlechte Laune?« Er stieß Traian derb gegen den Wagen.
»Hey Mann. Du bist ganz schön scheiße drauf, was? Hör mal, Manuel
hat mich aus Popescu rausgeschmissen. Wir sind beide so was wie
Verstoßene. Wir müssen zusammenhalten. Verstehst du?«
    Traian würde sich
mit Sicherheit mit niemandem verbünden und mit diesem dämlichen
Kerl erst recht nicht.
    »Lass uns ne
Spritztour machen.« Ehe Traian reagieren konnte, riss der Kerl die
Autotür auf und pflanzte sich hinter das Lenkrad. Eigentlich sollte
es ihm sogar lieb sein, wenn der Kerl das Auto verschwinden ließ.
Traian drehte sich um und ging auf den Waldweg zu.
    »Hey«, brüllte
der Vampir ihm nach, »komm schon, du Schlappschwanz. Lass uns Spaß
haben.«
    Traian hatte das
Konzept des Spaßhabens schon lange verlernt und mit einem
aufgeblasenen Scheißkerl wie diesem Typ, wollte er nichts zu tun
haben. Auf dem Weg hielt der Vampir mit dem Wagen kurz neben Traian
an.
    »Steig ein. Ich
fahre dich, wohin du willst.«
    »Bring die Kiste
einfach nur weit weg.« Am besten bis Timbuktu und da konnte er gerne
hundert Jahre bleiben.

    Erst am nächsten
Morgen kehrte Traian mit einem Kanister Wasser und einer Tasche zu
jenem Versteck zurück, und damit auch dieses befriedigende Gefühl,
das Schicksal dieses Mediziners in den Händen zu halten. An dem
herausragenden Ende der Sonde befestigte er einen mit Wasser
gefüllten Plastikbeutel. Noch gestern befand sich darin eine
köstliche Blutkonserve, die Traian gezwungenermaßen trinken musste,
damit er sie für Klingberger mit Wasser füllen konnte.
    Unverständliche
Laute blieben im Knebel gefangen. Es war ohnehin nur unwichtiges
Zeug, was der Arzt von sich gab. Die Erfahrung, die Klingberger jetzt
machen würde, hielt Traian dagegen für sehr wichtig. Er öffnete
den Beutelmechanismus, um die trübe Flüssigkeit über die Sonde in
Klingbergers Magen laufen zu lassen. In

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