Fluegel der Dunkelheit
zudrückte
und sie ins Wohnzimmer begleitete. Sein hellgrauer Anzug saß perfekt
und gab mit seinem rosa Hemd ein anziehendes Bild ab.
»Bitte nehmen Sie
Platz. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
Liana sah in des
Anwalts braune Augen. »Bettina ist wieder aufgetaucht. Ich habe ihre
Mutter natürlich gleich informiert.«
Herr Bucuresti riss
seine Augen auf, sein Unterkiefer fiel ein Stück nach unten. »Das
freut mich sehr zuhören. So hat sich zumindest diese Angelegenheit
geklärt.« Er hielt kurz inne. »Sie hätten mich nur anrufen
brauchen und sich den langen Weg nach Potsdam sparen können.«
»Ja,«,
augenblicklich kam Liana ein Gedanke, der ihr mit jedem Moment besser
gefiel. Ihr wurde klar, dass sie zu diesem Rechtsanwalt Vertrauen
fasste. Er konnte ihr bestimmt helfen.
»Wissen Sie, wenn
die Menschen so vor mir sitzen, haben sie in der Regel ein Problem
und ich bin dafür da, es zu lösen.« Wie einladend das klang. »Ich
werde uns etwas zu trinken holen und dann erzählen Sie mir, was ich
für Sie tun kann.«
Liana nickte. Die
Idee mit dem Anwalt hätte ihr schon viel früher kommen sollen.
Sergiu kehrte mit einem Holztablett, auf dem Gläser, Saft, Wasser
sowie eine Flasche Wein standen, zurück. Wenige Minuten später
saßen sich die beiden gegenüber, Liana auf der Couch mit einer
Weißweinschorle vor sich und Sergiu auf dem Sessel mit einem Glas
Wein.
Aufgeweckt sah er
sie an. »Ich habe für alles ein offenes Ohr. Was kann ich für Sie
tun?« Er prostete Liana zu. Sie folgte seiner Aufforderung, nahm
einen kleinen Schluck, stellte dann das Glas ab. Sie spürte, dass
sie auf dem richtigen Weg war. »Kennen Sie sich im Arbeitsrecht
aus?«
»Ja, ich hörte von
ihrer Freistellung.« Er rückte seine rahmenlose Brille zurecht, die
sehr gut zu ihm passte.
Liana stutzte. »So
schnell spricht sich das herum?«
Er lächelte kurz.
»Um Bettina Gartetzky zu finden, musste ich irgendwo beginnen. Die
Station, auf der sie gearbeitet hatte, schien mir dafür ein guter
Anfang zu sein. Als ich erfuhr, dass Sie die einzige Arbeitskollegin
sind, die mit ihr auch privat Kontakt hatte, rief ich Sie an. Aber
nun zur Sache. Was ist vorgefallen?« Jetzt sollte sie versuchen, die
Angelegenheit zu erzählen, ohne Veit zu erwähnen.
»Ein Kollege hat
eine meiner Diagnosen gefälscht, um mich aus dem Weg zu räumen, was
leider wunderbar geklappt hat. Der Chefarzt verlässt sich
verständlicherweise auf seine erfahrenen Ärzte und ich habe keine
Beweise in der Hand.«
Der Anwalt nickte,
»Seit wann arbeiten Sie dort?« Seine ausgeglichene Art und dass er
sie nicht gleich für übergeschnappt hielt, schaffte eine gute
Basis.
»Seit über einem
Jahr. Das ist natürlich eine schlechte Grundlage, zudem ich für
eine Fachärztin noch sehr jung und unerfahren bin.« Ihr Mund fühlte
sich trocken an. Sie nahm einen Schluck von ihrer Schorle.
»Wie kommen Sie auf
die Vermutung, man wolle Sie aus dem Weg räumen?« Er sah sie
erwartungsvoll an. »Bisher haben die Kollegen meine Arbeit sehr
geschätzt. Nicht, dass Sie den Eindruck bekommen, ich mache keine
Fehler, aber ausgerechnet bei jener Patientin lag die Diagnose klar
auf der Hand. Zumal ich sie selbst in die Akte eingegeben habe.«
Liana konnte sich noch lebhaft an den Tag erinnern, vor allem an die
Patientin.
»Sie müssen sich
vor mir nicht rechtfertigen.« Sein Lächeln wirkte sehr charmant.
»Aber woher nehmen Sie den Verdacht, man wolle sie aus dem Weg
räumen?«
Liana presste die
Lippen aufeinander. Jetzt ging es ans Eingemachte. Bettinas Mutter
vertraute diesem Rechtsanwalt, vermutlich wusste er ohnehin von Veits
Existenz. Liana gab sich einen Ruck und erzählte von dem Tag, als
Klingberger seinen Sohn bei ihr abholen wollte.
»Dr. Klingberger?«
Bucuresti richtete sich hastig auf. »Dr. med. Michael Klingberger?«
Der Kerl schien ja einen weitreichenden Ruf zu haben.
»Genau der.«
Er lehnte sich
zurück. »Entschuldigen Sie, ich habe Sie unterbrochen.« In seinem
Gesicht hatte sich etwas verändert, nur konnte Liana nicht
bestimmen, was es war.
»Klingberger machte
mir eine Szene, drohte meine berufliche Laufbahn zu gefährden, wenn
ich ihm seinen angeblichen Sohn nicht übergeben würde. Veit
klammerte sich plötzlich ganz fest an mich, obwohl ich ihn zuvor
kaum anfassen durfte. Er mochte Klingberger nicht.« Von seiner
Ausgeglichenheit war nur noch wenig übrig. Liana musste ihm etwas
erzählt haben, was ihn sehr beunruhigte. Nach seiner
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