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Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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Bettina ausgerechnet
zu ihr gekommen, was genau vorgefallen war und ob Liana nichts über
die Peiniger wüsste. Eine günstige Gelegenheit endlich von
Klingberger zu erzählen. Doch all die Überlegungen, die sie schon
zuvor verfolgt hatte, kehrten mit der bewegenden Frage zurück, was
in diesem Fall dann mit Veit passieren würde. In ihren lebhaften
Vorstellungen sah sie ihn in einem großen Saal unter dreißig
anderen Kindern im Heim im Bettchen liegen und weinen.
    Nein! Das wollte sie
verhindern. Veit in diesem Gespräch zu erwähnen, schien ihr falsch,
sogar überflüssig. So rückten die drei Beamten nach der Befragung
wieder ab.
    Liana kehrte ins
Wohnzimmer zurück und begann den umgefallenen Stuhl, den Blumentopf,
eben das Chaos, das Bettina in ihrer Hysterie angestellt hatte, in
Ordnung zu bringen. Unter dem kleinen Couchtisch fand sie einen
Schlüssel. Bestimmt war das Bettinas Wohnungsschlüssel. Sie könnte
sich dort umsehen, um ein paar Antworten finden. Doch Bettina
gegenüber wäre das nicht fair. Außerdem verbot ihre gute
Kinderstube, in einer fremden Wohnung herumzuschnüffeln. Gemächlich
kehrte wieder Ruhe in ihr Gemüt. Sie hatte Bettina verletzt, ihr weh
getan, aber nur, um ihr zu helfen. War das nicht grotesk?
    Nein, ihr Verhalten
war richtig gewesen. Sie atmete tief durch, schaute dabei auf den
ausgeschalteten Fernseher, während sie sich setzte. Für einen
Moment sah sie Traians Gesicht darin.
    »Ganz ruhig. Du
hast auch ein paar Nerven gelassen in letzter Zeit. Schau in den
Spiegel.« Liana ging zum Flur, dort würde sie sich selbst sehen und
niemand anderen. Wie sie gehoffte hatte, erkannte sie lediglich ihr
eigenes Spiegelbild. Doch meinte sie, eine Veränderung zu erkennen.
Nur was sah nicht so aus, wie sonst? »Wahrscheinlich bekommst du ja
deine ersten Falten, Frau Doktor.« Sie war schlichtweg übermüdet.
Ein tiefer Schlaf sollte ihr gut tun. Vorher wollte sie sich aber
noch vergewissern, dass es Veit gut ging. Ein Gedanke schoss ihr
durch den Kopf, der sie innehalten ließ. Möglicherweise hörte man
ihr Telefon ab. Aus Filmen kannte man genügend Möglichkeiten.
Eindringlich hatte sie Hannah gebeten, sich nicht zu melden, nur im
Notfall. Folglich gab es mit Veit keine Probleme. Gleich am Dienstag
hatte sie ein Päckchen mit den Fusionsbestecken aus dem Krankenhaus
an Hannah geschickt. Für die Bluttransfusion war gesorgt, alles war
bestens und sie konnte sich jetzt hinlegen.
    Liana hörte wie aus
der Ferne ein Klingeln. Es vergingen einige Augenblicke, bis sie das
Geräusch zuordnen konnte. Es war ihr Telefon. Sie musste sich fast
ein bisschen zwingen, endgültig aufzuwachen. Ungewöhnlich fest
hatte sie geschlafen. Noch leicht schlaftrunken bemühte sie sich zum
Telefon. »Majewski.«
    Eine helle
Männerstimme klang durch die Leitung. »Mein Name ist Sergiu
Bucuresti, ich bin Anwalt und vertrete Frau Gartetzky.«
    Liana wusste nicht,
dass Bettina einen Rechtsanwalt beauftragt hatte. Diese Tatsache
überraschte sie. »Frau Gartetzky?«
    »Ja, Frau
Gartetzky, die Mutter ihrer Arbeitskollegin. Sie sorgt sich um ihre
Tochter, die sie seit Tagen nicht mehr erreichen kann. Vielleicht
können Sie mir weiterhelfen?«
    Bisher gab es nicht
mal eine Telefonnummer zu der Mutter und nun gleich ein Anwalt? Da
stimmte doch etwas nicht. Steckte Klingberger dahinter? »Ich bin
vermutlich in dieser Sache nicht der richtige Ansprechpartner.«
    »Und wer wäre
das?« Seine Stimme hatte eine beruhigende Tonlage. Liana fiel
niemand ein, wer auch? Sie selbst hatte versucht, Angehörige oder
enge Freunde von Bettina ausfindig zu machen. »Hören Sie, sagen Sie
mir, wo ich Ihre Kanzlei finde, dann komme ich vorbei.« Den
Rechtsanwalt persönlich aufzusuchen, schien ihr der geeignete Weg zu
sein. Entweder deckte sie den Schwindel auf oder erfuhr sogar einige
Hintergründe zu Bettina, etwas über die Beziehung zu ihrer Mutter.
    Er klang, als würde
er zögern. »Die Kanzlei war in der Tizianstraße, aber dort hat ein
Feuer alles zerstört. Wenn Ihnen das lieber ist, treffen wir uns an
einem öffentlichen Ort.«
    Und wenn die Sache
mit dem Feuer ein Trick war. Der Typ gab sich vielleicht nur als
Rechtsanwalt aus. »Das mit dem Feuer tut mir leid. Ich möchte nicht
unhöflich erscheinen, aber woher soll ich wissen, dass sie die
Wahrheit sagen?« Ihr Gesprächspartner drückte sich zu gewählt
aus, kam zu sympathisch rüber, um einfach aufzulegen. Aber die Tour
schien ihr sehr fragwürdig. Für eine Weile blieb

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