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Fluegel der Dunkelheit

Fluegel der Dunkelheit

Titel: Fluegel der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Planert
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durch den Wald. Er
sollte sich hier ein Haus nach seinen Vorstellungen bauen lassen,
dafür waren die Menschen ja ganz nützlich, aber wollte er lieber
eine Holzhütte oder ein gemauertes Haus, mehr schlicht oder etwas
Ausgefallenes? Über seine Gedanken musste er schmunzeln, wie
beschwingend es war, sein Leben selbst in der Hand zu haben, das
Gefühl von Freiheit bewusst zu erleben! Nur zu gut wusste er, wie
kostbar dieses Recht sein konnte. Traian sah nach oben und
beobachtete seine zwei Freunde, die ihn durch ihre Rufe, in eine
bestimmte Richtung zu locken schienen. Nach gut einem Kilometer
erreichte Traian den Waldrand. Ein riesiges Rapsfeld erstreckte sich
dahinter und links von ihm sah er ein leerstehendes Gebäude. Der
verwilderte Garten bot kaum noch Zugang zum Haus. Über die
geschlossenen Fensterläden bis hin zum abbröckelnden Putz hatten
weiß blühender Knöterich und dunkelgrüner Efeu Einzug genommen.
Nur ein schmales Kellerfenster auf der Rückseite des Hauses war noch
erkennbar. Als Traian den Efeu zur Seite zog, entdeckte er eine
zerbrochene Fensterscheibe. Die Glasscherben lagen auf dem
Kellerboden zerstreut. Dort unten im Keller würde ihn bestimmt
niemand entdecken, auch am Tage nicht. Die Lage war perfekt, zumal
ihm hier keiner nervende Fragen stellen würde. Die Waldnähe bot ihm
und seinen zwei vertrauten Fledermausfreunden Gelegenheit, sich
uneingeschränkt zu bewegen, denn das Blut war nicht nur für Traian
ein bedeutender Teil seiner Nahrung, sondern für seine geliebten
Freunde lebenswichtig. Wenn sie nicht gerade ihre Runden flogen,
suchten sie unter seinem schwarzen Mantel Schutz. Traian liebte die
Beiden abgöttisch. Sie waren für ihn Gefährten, Talismane und
Andenken zugleich, vor allem aber symbolisierten sie für ihn die
Freiheit. Ihr Wohlergehen bedeutete ihm mehr, als sein Eigenes. An
dem Innenfutter seines Ledermantels gab es speziell für den Winter
eine geeignete Innentasche, wo die Tiere vor der Kälte geschützt
waren.

    Einige Nächte
vertrieb sich Traian mit seinen Fledermäusen hier die Zeit, er
genoss diese Unbeschwertheit und die klare Luft des Waldes. An jenem
Morgen trieb ein kräftiges Gewitter mit heftigen Böen Traian zu
seinem Unterschlupf. Seine zwei kleinen Freunde zeigten sich
ungewöhnlich unruhig und zappelten an seinem Kragen. »Scht! Euch
passiert schon nichts«, flüsterte er den beiden zu, während er
durch das zerbrochene Kellerfenster kletterte. Er verspürte einen
stechenden Schmerz unter dem rechten Rippenbogen, den er zunächst zu
ignorieren versuchte. Als seine Fledermäuse sich im Kellerraum
langsam beruhigten, fiel sein Blick auf das Fenster. An einem
restlichen Glassplitter lief Blut herunter. War es sein Blut?
Augenblicklich schaute er auf seine rechte Flanke. In seinem weißen
T-Shirt klaffte ein Loch und darum färbte sich der Stoff zusehends
rot.
    Na großartig! Wie
ungeschickt von ihm. Was sollte er jetzt unternehmen? Er konnte nur
hoffen, dass die Wunde von selbst heilen würde, es gab ja
schließlich keine Alternative. Traian entschloss, sich hinzulegen
und auszuruhen. Trotz des pochenden Schmerzes sank er bald in einen
tiefen traumlosen Schlaf.

    Traian erwachte mit
unbeschreiblichem Durst, der ihn fast um den Verstand brachte. Jede
Faser seines Körpers schien kurz vor dem Zerreißen zu stehen, die
qualvolle Erscheinung des Blutverlustes. Innere Hitze stieg ihm ins
Gesicht, als er sich aufsetzte. Das teilweise angetrocknete Blut
seiner Verletzung klebte wie eine feste Schicht auf seiner Haut, die
bei jeder Bewegung zwickte. Die beiden Fledermäuse kreisten drei Mal
über seinem Kopf, verschwanden danach durch das Kellerfenster hinaus
in die Nacht. Traian stand langsam auf. Es kostete ihn ungewöhnlich
viel Kraft. Seine Knie begannen zu zittern. Die körperliche Qual des
Blutverlustes wies ihn schnell in seine Grenzen. In diesem Zustand
waren seine übermenschlichen Kräfte herabgesetzt. So würde er
heute keinen Rehbock einholen und doch brauchte er dringend Blut, um
wieder auf die Beine zu kommen. Blut, das man ohne Anstrengung
bekommen konnte. Traian fiel nur ein Ort ein, wo er hingehen konnte,
wo er unter Vampiren in Sicherheit war. Jede Bewegung verlangte ihm
eine große Portion Disziplin ab, als er ins Freie kletterte, um sich
auf den Weg nach Popescu zu machen. Erst gegen Morgen, es dämmerte
bereits, erreichte er die vertraute Nische. Das Zittern in seinen
Knien war schlimmer geworden, von dem schrecklichen Durst ganz
abgesehen.

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