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Fluegellos

Fluegellos

Titel: Fluegellos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Cardinal
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übrigens.«
    Ich verharrte im Türbogen und sah ihn fragend an. »Hm?«
    »Wenn du wissen willst, wie es mit Emilia steht, hier hast du meine Nummer.« Er nahm einen Filzstift von der Ablage und notierte eine Handynummer auf dem kleinen Whiteboard an der Tür. »Ruf mich einfach an.«
    Ich lächelte dankbar und nickte. »Danke. Das werde ich vielleicht sogar machen.«
    »Das will ich hoffen.« Valentin öffnete die Tür und verschwand nach draußen ins Treppenhaus. »Bis dann!«, sagte er und hob die Hand zum Abschied.
    Ich tat es ihm nach. »Bis dann!« Als er die Treppe nach unten verschwand, beobachtete ich ihn noch, im Türbogen lehnend. Erst, als seine Schritte im Erdgeschoss verstummt waren, seufzte ich und schloss die Tür.
    Die Stille, die sich in meiner Wohnung breit gemacht hatte, schien mich plötzlich einzuhüllen wie ein Eisbad. Sie schnürte mir die Luft ab. Gedanken stiegen in mir auf, Gedanken, die ich eigentlich hatte verdrängen wollen. Emilia, die ausrastete. Meine Situation, die mich vielleicht irgendwann auf den Seziertisch brachte, wenn sie grundlegend daneben ging. Valentin, den ich eiskalt anlog. Punkt vier, den ich nicht auszuschreiben wagte.
    Ich schluckte die aufkochende Panik hinunter und hastete ins Wohnzimmer. Handy. Wo war mein Handy.
    Ich hielt es nicht aus, allein zu sein. Gestern hatte es funktioniert. Da war ich noch sturzbesoffen gewesen. Heute Nachmittag hatte der Kater mir jede Möglichkeit genommen, einen klaren Gedanken fassen zu können. Aber jetzt gab es nichts, das die Bilder bremsen konnte, mein Gedächtnis einzunehmen. Das verhinderte, dass ich vor Sorge um meine Situation wahnsinnig wurde.
    Kaum hatte ich das flache Stück Plastik ertastet, schlossen sich meine Finger darum und ich stürmte zurück in den Flur. Sofort setzte sich mein Blick auf der Nummer fest, die vor wenigen Minuten auf dem Whiteboard notiert worden war. Mit feuchten Händen gab ich sie in mein Handy ein, wählte den grünen Hörer und wartete.
    Nach nicht einmal zwei Sekunden hob er ab. »Ja?«
    »Ich bin es. Nina. Mein Termin fällt aus. Könnten wir vielleicht etwas unternehmen? Von mir aus auch einfach nur stundenlang durch die Stadt laufen? Ich halte es hier nicht aus.«
    Ich konnte ihn fast lächeln hören. »Ich bin in einer Minute bei dir.«
    Er legte auf.
    Und keine fünf Sekunden später hörte ich, wie unten die Haustür ins Schloss fiel, als hätte er draußen gewartet.

10
     
    Während wir bei fast vollkommener Dunkelheit durch die Kölner Innenstadt liefen, fragte ich mich, wieso ich mich sonst um diese Uhrzeit lieber im Haus aufhielt und nicht raus ging. Es war wunderschön. Kaum vorstellbar, dass hier tagsüber eine Hektik herrschte, die mir einen Schauer über den Rücken jagte. Es musste an meiner männlichen Begleitung liegen. Jetzt war ich – zumindest nach außen hin – vergeben und wurde so kein Opfer billiger Anmachen.
    »Ich finde, der Dom sieht nachts immer so unwirklich aus«, murmelte ich, als wir am Fuß des Bauwerks standen und die verzierte Fassade hinaufsahen, die von Scheinwerfen nahezu taghell erleuchtet wurde.
    Valentin nickte. »Es ist schön, wenn du das nachts aus der Luft siehst. Nur die Straßen und der Dom erleuchtet. Er wirkt fast wie ein Geist.«
    Ich sah ihn forschend an. »Wie hast du denn Köln von oben gesehen?«
    »Durch meinen Job.« Wir schlenderten über die Domplatte, in Richtung Hohenzollernbrücke, und Valentin sah nachdenklich in die Ferne. Es wirkte, als verband er Schmerz mit dieser Erinnerung.
    Ich entschied mich dazu, nicht zu riskieren, in einer Wunde herumzustochern und nickte nur. »Du scheinst ein Ziel zu haben«, warf ich ein, als mir auffiel, dass er tatsächlich sehr zielstrebig aussah.
    »Das habe ich«, lächelte er und kam gedanklich wieder im Hier und Jetzt an.
    »Darf man es erfahren?« Ich hob erwartungsvoll die Brauen.
    »Den Rheinboulevard.«
    Ich schluckte. »Du meinst da bei den Kranhäusern?«, fragte ich, obwohl ich genau wusste, was er meinte. Die östliche Rheinseite. Auf die man nur gelangte, indem man über eine Brücke ging.
    »Nein, die andere Seite«, bestätigte Valentin meine Befürchtung.
    Deswegen steuerten wir die Brücke an. Er hatte nicht vorgehabt, die Liebesschlösser zu betrachten und sich dabei auf diese Seite zu beschränken.
    Er hatte wirklich vor, den Fluss zu überqueren.
    »Hast du ein Problem damit?«, fragte Valentin und legte plötzlich seine Hand auf meine Schulter. »Du antwortest mir ja gar

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