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Fluegellos

Fluegellos

Titel: Fluegellos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Cardinal
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wusste er noch immer nicht, was vorgefallen war.
    Er sah auf sein Handy und starrte erwartungsvoll auf das schwarze Display. Klingel jetzt. Er brauchte Gewissheit. Er musste wissen, ob es besser für sie war, wenn er sie von hier fort schaffte, oder, ob genau das Gegenteil der Fall war. Ob sie in Gefahr war, wenn sie allein war.
    Woran dachte er gerade? Drehte er jetzt vollkommen durch?
    Valentin schüttelte diese Gedanken ab und vergrub das Gesicht in den Händen. Er war vollkommen wirr im Kopf. Diese ganze Situation machte ihn fertig.
    Entschlossen stand er auf, packte sein Handy wieder in die Hosentasche und zog sich eine Jacke über, die auf dem Bett lag. Er konnte hier nicht einfach sitzen bleiben und hoffen, dass Alex irgendwann einmal einen Blick auf sein Handy warf, und dann noch die Lust hatte, ihn zurückzurufen. Valentin musste wissen, was geschehen war, und das so schnell wie möglich. Er durfte keine Zeit verlieren.
    Er lief um das Bett herum, drückte die Tür auf und stand wieder im Wohnzimmer. Sofort erwischte ihn Emilias wütender Blick.
    »Was …«
    »Ich besuche Alex. Bin bald wieder zurück.«
    Er sah zu Nina, bevor er in den Flur verschwand. Ihr Blick war noch immer leer. Ausdruckslos.
    Tot.
    Valentin wischte den Gedanken fort und streifte sich hastig die Schuhe über. Er musste zu Alex.
    Er riss den Autoschlüssel von seinem Haken und verließ die Wohnung.

13
    Ich hörte die Tür ins Schloss fallen. Irgendjemand hatte kurz geredet, aber die Worte waren nicht an mich gerichtet gewesen. War es Valentin gewesen? Emilia?
    Wer auch immer. Es spielte keine Rolle.
    »Du hast keine Namen für mich, oder?«, fragte Emilia.
    Ich schüttelte leicht den Kopf. »Nein«, erwiderte ich, ohne sie anzusehen. Mein Blick lag in der Ferne, vermutlich irgendwo auf der Wand. Aber ich hatte nicht das Gefühl, irgendetwas zu erkennen. Ich hatte nicht die Kraft, das, was ich sah, zu deuten. Ich hatte nicht einmal mehr das Gefühl, Kraft zum Atmen zu haben. Und wäre es kein Reflex, würde mein Herz vermutlich schon lange aufgehört haben zu schlagen.
    Aber das spielte auch keine Rolle. Atmen oder nicht atmen, wo war der Unterschied.
    »Schade«, hörte ich Emilia nur sagen.
    Schick mich nicht fort , dachte ich. Bitte, schick mich nicht fort. Nachdem ich Alex’ Wohnung verlassen hatte, war ich direkt zu Emilia gefahren. Warum? Das wusste ich selbst nicht mehr wirklich. Vermutlich, weil ich Angst vor den Gedanken hatte, die mich einholen konnten, wenn ich alleine war. Wenn es keine Stimme gab, die mich regelmäßig zurück in die Realität holte.
    Ich hatte Angst vor dem, was ich womöglich tun würde.
    »Hast du sonst noch etwas für mich?«, fragte sie.
    Ja. Eine Menge. Ich könnte einen Roman füllen , dachte ich und schluckte. Nein, ich hatte gar nichts mehr für sie. Und das hieß, dass sie mich bald aus ihrer Wohnung werfen würde, um sich wieder an ihren Artikel zu setzen.
    »Nein«, murmelte ich. »Was ist mit den Fotos?«, fragte ich. Irgendwie musste ich den Moment des Alleinseins hinauszögern. Er durfte jetzt noch nicht eintreten, denn ich wusste nicht, ob ich schon bereit dafür war. Ich hatte noch nicht genug Zeit gehabt, mir über Alex’ Worte Gedanken zu machen.
    »Sie sind sehr gut geworden!« Ich nahm eine Bewegung war, konnte aber nicht sicher sagen, was genau es gewesen war. Emilia, die sich aufgerichtet hatte? »Möchtest du sie sehen?«
    Ich nickte beiläufig. Das spielte doch genauso wenig eine Rolle, wie alles andere in diesem Augenblick. Erkennen würde ich die Bilder ohnehin nicht.
    »Gut, komm mit!«
    Ich stand auf, ohne es wirklich mitzubekommen, und folgte einer schemenhaften Gestalt durch die Wohnung. Ich hatte das Gefühl, einem Geist zu folgen. Und es hätte vermutlich auch keinen Unterschied gemacht, wenn dieser mich durch eine massive Wand geführt hätte. Ich wäre vermutlich einfach weitergelaufen, so lange, bis der Hunger jeden Rest Fett aus meinem Körper gesogen oder der Schlafmangel mich in die Ohnmacht gerissen hätte.
    »Siehst du?«
    Irgendwo leuchtete ein helles Licht auf, als wir stehen blieben. Ich legte meinen Blick darauf, aber das änderte nichts daran, dass es für mich nicht mehr als ein Leuchten war. Der Monitor? »Schön«, murmelte ich.
    »Ja? Ich werde wahrscheinlich eher dieses hier nehmen.« Das Licht wurde fast unmerklich dunkler.
    »Auch schön.«
    »Welches ist besser?«
    Ich hob die Schultern.
    Emilia seufzte. »Das denke ich auch.«
    Dann herrschte wieder

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