Fluegellos
Geschichte.«
Ich sah, wie sich ihre Brust hob, als sie tief einatmete. »Doch, Nina. Du wirst hingehen, mit mir zusammen. Du hast es gerade geschafft, mein Leben innerhalb von wenigen Minuten komplett zu zerstören, und du wirst das wieder gerade biegen. Das bist du mir schuldig.«
»Ich bin dir gar nichts schuldig«, entgegnete ich, wissend, dass ich log.
»Du glaubst dir selber nicht.« Emilia griff in ihre Hosentasche und holte ihr Handy hervor. Sie warf einen schnellen Blick auf das Display und lächelte. »Dann ist das entschiedene Sache.«
»Nein«, beharrte ich.
»Das war gerade die Zusage vom Verlag. Wir haben um fünf Uhr einen Termin.«
Ich schüttelte den Kopf und umschloss meine Handtasche fester. »Tut mir leid, Emilia. Aber da mache ich nicht mit. Ich habe dir angeboten, dir eine Abfindung zu zahlen. Ich habe dich gefragt, was ich sonst noch tun kann. Aber das geht zu weit. Dieser Artikel wird nicht veröffentlicht.«
Wieder rollten Tränen über ihre Wangen. Tränen der Wut. »Du wirst mitmachen.«
Ich stand ruckartig auf. »Nein.«
»Was hast du vor? Mit meinem Freund durchbrennen und darüber lachen, wie einfach du jemandem das Leben zerstören konntest?«, fragte sie, als ich mich zum Gehen wandte.
»Zwischen mir und Valentin läuft nichts, Emilia«, versuchte ich es weiter. Aber ich musste keine Wahrsagerin sein, um zu wissen, dass es keinen Zweck hatte. Ich wusste, wie es nach außen hin aussah.
»Du bist so eine elende, dreckige Hure«, zischte Emilia und wischte sich wieder über das Gesicht.
Ich schüttelte den Kopf, hatte aber keine Lust, auf sie einzugehen.
»Du bleibst hier«, brachte Emilia hervor, als ich auf den Türbogen zuging.
»Nein. Ich gehe.«
Ich sah aus den Augenwinkeln, wie sie die Hände zu Fäusten ballte. »Du bleibst. Und du kommst nachher mit zum Verlag.« Sie trat einige Schritte auf mich zu und ich sah die Wut in ihren Zügen. Alles an ihr zitterte. Jeder einzige Muskel war zum Zerbersten angespannt.
Wie eine Raubkatze, die zum Angriff bereit war.
Doch ich wandte den Blick ab, schüttelte den Kopf und verschwand im Flur. Gerade, als ich nach der Türklinke greifen wollte, spürte ich, wie sich scharfe Fingernägel in meinen Unterarm bohrten und mich zurückzerrten. Ich schnappte erschrocken nach Luft.
» Du bleibst! «, brüllte Emilia.
Ich spürte einen dumpfen Schlag auf meinen Hinterkopf.
Und danach gar nichts mehr.
19
Deswegen saß ich jetzt hier.
Deswegen saß ich jetzt hier im Keller, zwei Etagen unter Valentin, und konnte mich nicht bemerkbar machen.
Scheiße.
Das Brummen in meinem Schädel wurde lauter und ich schloss die Augen. Alles drehte sich. Mein ganzer Körper schien von der Angst eingenommen zu werden.
Emilia hatte mich niedergeschlagen. Sie hatte mich gefesselt und im Keller an ein Rohr gebunden. Sie war vollkommen wahnsinnig geworden! So wahnsinnig, dass sie nicht einmal mehr bemerkt hatte, wie mir das Handy aus der Hosentasche gefallen war.
Ich wollte nach Hilfe rufen, doch mein Schrei wurde von dem Paketband auf meinen Lippen gedämpft. Niemand würde mich hören!
Scheiße! , dachte ich wieder und schluckte. Ich musste irgendwie versuchen, mich zu befreien! Ich musste hier raus, um jeden Preis. Denn ich wollte nicht wissen, was sonst noch in Emilias krankem Kopf vorging. Was hatte sie mit mir vor? Würde sie mich zu ihrem Verlag schleifen, ohne, dass ich das wollte? Würde sie mich hier wochenlang festhalten, bis ich meine Meinung von mir aus änderte?
Würde sie mich töten?
Bei diesem Gedanken wurde mir eiskalt. Ich hatte mir meinen Tod gewünscht, die ganze Zeit über. Aber nicht so. Und nicht ohne die Aussicht auf eine Wiederbelebung.
Ich tastete mit den Fingern noch einmal am Seil entlang, das mich an das Rohr fesselte. Der Knoten saß fest und er ließ sich auch nicht lösen, egal, wie energisch ich daran zog. Ich hatte keine Chance, meine Hände loszukriegen. Ich war hier festgebunden, bis mich jemand befreite.
Ich atmete tief ein und versuchte, mich zu beruhigen. Ich musste einen klaren Kopf bewahren, damit ich einen Plan schmieden konnte. Es war gar nicht gut, die Panik so weit vordringen zu lassen.
Einen klaren Kopf.
Ich riss die Augen auf. Das war es! Ich entspannte mich, so gut wie möglich, und sorgte dafür, dass ich mit meiner Seele umherlaufen konnte! Dann konnte ich irgendjemanden um Hilfe bitten. Irgendjemandem in die Gedanken reden, dass jemand im Keller gefangen saß, der Hilfe brauchte!
Ich
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