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Fluegellos

Fluegellos

Titel: Fluegellos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Cardinal
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gehabt: Sie hatte Verdacht geschöpft. Sie hatte mitbekommen, was er für mich empfand. »Was?« Jetzt war ich diejenige, die nicht wusste, was sie sagen sollte.
    »Du hast Valentin gestern angerufen. Von meinem Handy aus. Und er ist nicht rangegangen. Worum ging es?«
    Ich schluckte. »Er hilft mir bei dieser Sache«, murmelte ich. »Ich habe mich ihm anvertraut und ihn um Hilfe gebeten.«
    »Einen Scheiß hast du«, zischte sie. Plötzlich vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen und trat mit voller Kraft gegen die Wand. » Einen Scheiß hast du! «, wiederholte sie brüllend.
    »Emilia, ich …« Ich wollte mich aufrichten, aber mir schien jede Art der Bewegung ein Fehler zu sein. Ich durfte mich bloß nicht bewegen. Auf keinen Fall.
    »Sei still«, hauchte sie und wischte sich Tränen aus dem Gesicht. »Sei einfach still, du dreckige Hure.« Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, doch genau das war der Grund, wieso mir ein eisiger Schauer über den Rücken lief. Menschen, die laut wurden, waren nicht gefährlich. Hunde, die bellen, beißen nicht. Aber Emilia bellte nicht. Sie war ganz leise.
    Ich erstarrte. Nein, Valentin hatte ganz und gar nicht Unrecht gehabt. Ich wünschte ihn mir gerade mehr an meine Seite, als je zuvor.
    Ich hatte Angst . So enorm viel Angst, dass sie jede Müdigkeit aus meinem Kopf vertrieb.
    »Das Ganze war nur ein dreckiger Trick«, murmelte Emilia vor sich hin, während sie aus dem Fenster sah. Sie hatte mir den Rücken zugewandt, doch ich wagte es noch immer nicht, aufzustehen. Nichts riskieren. »Das war von Anfang an geplant.«
    »Was?«, fragte ich leise. »Was habe ich geplant?«
    Sie wandte sich zu mir um und ich erschrak, als ich ihren Blick sah. Entschlossenheit. Wilde Entschlossenheit, gepaart mit Wut und Hass.
    Ich umschloss meine Handtasche und sah beiläufig zum Türrahmen, der in den Flur führte. Wie schnell konnte ich wohl aufstehen, aus dem Zimmer rennen und die Wohnungstür aufreißen?
    Moment. Rechnete ich gerade damit, dass Emilia auf mich losging? Das war absurd. Unmöglich. Würde niemals passieren.
    »Das mit Valentin. Du wolltest von Anfang an nur an ihn rankommen. Das war alles nur eine einzige Lügengeschichte. Nichts mit Provokation. Nichts mit Engeldasein. Es ging von Anfang an nur um den Kerl.«
    Ich schluckte. Sie hatte es vollkommen falsch aufgefasst! »Nein«, sagte ich sofort. »Das ist alles wahr. Ich bin ein Engel. Ich wollte provozieren. Ich hatte keine Ahnung von deinem Freund!«
    Sie lachte. »Klar.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Wirklich. Und das ist auch vollkommen unmöglich. Ich kann nicht lieben! Was meinst du, warum ich das loswerden will? Weil ich es lästig finde, die Gedanken anderer Menschen mitzukriegen?« Ich schüttelte wieder den Kopf. »Nein, Emilia. Ich kann schlicht und ergreifend nicht lieben. Deswegen habe ich dich auf diesen Artikel angesetzt. Deswegen habe ich so mit dir gespielt! Ich könnte gar nichts von deinem Freund wollen!«
    Sie sah mich hasserfüllt an. An ihrem langsamen, abwertenden Kopfschütteln erkannte ich, dass sie mir nicht glaubte. »Klar. Jetzt bekommst du kalte Füße. Aber das kannst du vergessen. Deine Ausreden sind läppisch. Lachhaft. Nur ein verzweifelter Versuch, mich ruhiger zu stimmen. Aber das kannst du so was von knicken.« Sie presste die Kiefer aufeinander und trat einen Schritt auf mich zu. Ihr Gesicht war vor Wut und Tränen gerötet. »Ich kaufe dir gar nichts mehr ab.«
    »Ich konnte doch deine Gedanken lesen!«, erwiderte ich. »Das ist alles wahr gewesen! Ich bin wirklich ein Engel!«
    Sie hob die Schultern. »Gut, dann erklärst du das nachher persönlich meinem Verlag. Du leierst die ganze Nummer noch einmal runter. Erzählst von deinem Unfall, deinen tollen Abrakadabra-Zauberkünsten, deinen Kupplungsversuchen. Dann versuchst du nachher, sie zu überzeugen, dass in meinem Artikel nicht nur bloßer Humbug steht. Ich lasse sie einfach entscheiden, ob da etwas dran ist oder nicht.«
    Ich erstarrte. Was? Verlag?! Mein Mund wurde ganz trocken und ich hasste mich dafür, den Tee nicht angenommen zu haben.
    »Welcher Verlag?!«, fragte ich schnell.
    »Du weißt, dass ich einen Verlag gefunden habe, der den Artikel raus bringen will. Das habe ich dir vor Tagen erzählt. Und ich habe heute einen Termin.«
    Mist. »Ich werde nicht hingehen, Emilia«, murmelte ich. »Und du auch nicht. Ich werde meine Unterschrift nicht unter diesen beschissenen Vertrag setzen. Niemals. Dieser Artikel ist

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