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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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eigenes blasses Gesicht darin erkennen, aber nichts über ihn erfahren.
    Er lächelte, als ahnte er ihre Enttäuschung. »Wir werden noch ausgiebig Gelegenheit haben, uns näher kennenzulernen. Aber jetzt wirst du mir einen Gefallen tun, nicht wahr? Und wenn alles zu meiner Zufriedenheit läuft, dann darfst du dir auch etwas wünschen. Vielleicht schenke ich dir sogar die Freiheit deines Lovers.«
    Juna sah ihn entsetzt an. »Du hast uns beobachtet!«
    Nácar wirkte belustigt. »Vielleicht hätte ich das tun sollen. Womöglich hätte ich noch etwas lernen können, was meinst du?« Mit der Hand strich er sich über den Schritt und gab ein wollüstiges Stöhnen von sich. »Aber nein, ich denke, ich habe ein bisschen mehr Erfahrung vorzuweisen als ein frisch gefallener Engel.« Ihm schien diese Beschreibung zu gefallen. »Unberührt, wie der neue Schnee.« Er kicherte. »Du musst dich schrecklich gelangweilt haben.«
    Sein Lachen versiegte. »Komm her, Schätzchen!«
    Sie konnte sich nicht dagegen wehren und machte den ersten Schritt, dann einen zweiten. Als ginge sie dies alles nichts an, sah sie, wie er den Arm nach ihr ausstreckte, spürte seine Hand in ihrem Nacken und ließ sich widerstandslos von ihm heranziehen. Es war nicht unangenehm, die Wärme eines starken Körpers zu spüren. Sie sah zu ihm auf und versank in seinem gütigen Lächeln. Ein Licht hüllte
sie beide ein, und der Wunsch, ihm zu dienen, bestimmte auf einmal Junas gesamtes Denken und Fühlen. Ihr bisheriges Leben, Iris’ Tod - alles verblasste in ihrer Erinnerung. Selbst die Küsse waren nur noch eine entfernte Ahnung, ebenso wie die Leidenschaft Arians, als er ihr seine geschundene Seele zu Füßen gelegt hatte. Sie öffnete die Lider, sah ihr eigenes Feuer in den dunklen Augen ihres Gegenübers, und bevor er reagieren konnte, sprang sie zurück. »Niemals!«
    Sie sah nicht einmal, wie er ausholte, und war vollkommen unvorbereitet auf den Schmerz, den sein Schlag hervorrief. »Du wirst tun, was ich von dir verlange!«
    »Ich verrate niemanden … und wenn du mich erschlägst.«
    »Das gefällt dir also?« Erneut schlug er zu, und Juna stürzte zu Boden. »Steh auf!«
    Sie versuchte rückwärts kriechend zu entkommen, benommen, aber nicht willens, seine ausgestreckte Hand zu ergreifen. Das Bett gebot ihrem Fluchtversuch Einhalt. Nácars Griff in ihrem Haar war grob, und er riss sie brutal zu sich empor.
    Sollte ich hier jemals wieder lebend herauskommen, werde ich sie abschneiden. Der Dämon stand jetzt so dicht vor ihr, dass nicht einmal mehr eine Hand zwischen ihre Körper gepasst hätte, um ihn zurückzustoßen. Ihre Kniekehlen berührten die Bettkante, und ihr blieb nichts anderes übrig, als diese Nähe zu ertragen, wollte sie nicht wie eine reife Frucht nach hinten stürzen und sich ihm regelrecht darbieten. Ihre Unterlippe zitterte, und sie schmeckte Blut, als sie unbedacht mit der Zunge darüberfuhr. Ein zufriedener Ausdruck huschte über sein Gesicht, und während er ihren linken Arm auf den Rücken drehte, dass sie vor Schmerz am
liebsten geschrien hätte, umfasste er sie von der anderen Seite und rieb sich wollüstig an ihr. Juna erkannte schnell, wie aussichtslos ihr Versuch war, dennoch wehrte sie sich mit aller Kraft gegen ihn. Wie eine Würgeschlange hielt Nácar sie umfangen und ergötzte sich an ihren verzweifelten Versuchen, sich zu befreien.
    »Ich wusste, dass wir beide viel Spaß haben würden«, grunzte er, und sie hätte schwören können, dabei zwei Zungenspitzen zu sehen.
    »Ich will nicht stören …«
    Eine körperlose Stimme erreichte mit diesen vier Worten, was Junas gesamte Gegenwehr nicht geschafft hatte.
    Nácar zischte in ihr Ohr: »Halt den Mund!« Dann gab er ihr einen Stoß und wirbelte herum. Als er den Neuankömmling mit einer tiefen Verbeugung begrüßte, klang er ganz anders. »My Lord!«
    Jede andere Anrede hätte Juna auch überrascht. Natürlich, sie kannte sich mit den höllischen Gepflogenheiten nicht aus, doch das war gar nicht nötig, um die Macht erahnen zu können, die den Besucher umfing wie eine zweite Haut. Nur im Kampf und im Bett hatte sie Arian auf ähnliche Weise erlebt: selbstbewusst, ohne den geringsten Zweifel an seiner Überlegenheit und bis in die Fingerspitzen von einer geheimnisvollen Kraft erfüllt. Doch wo sich Arian stets bemüht hatte, sie nicht zu erschrecken, machte sich dieser gefallene Engel der ersten Stunde - und es gab für sie keinen Zweifel, dass sie es mit einem solchen

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