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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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wehten in der leichten Brise, die ihnen entgegenwehte, und seine Gewänder blähten sich, während er rasch voranschritt. Seit seiner Begrüßung war ihm der Hund nicht mehr von der Seite gewichen. Er trabte neben ihm, als habe er nach langer Suche endlich seinen Herrn wiedergefunden, und Arian war ganz froh, dass ihm auf diesem Weg die Verantwortung für das Tier abgenommen wurde. Endlich erreichten sie ihr Ziel. Cathure legte seine Hand auf einen Felsvorsprung, und eine bis dahin unsichtbare Tür schwang mit leisem Zischen auf. Arian folgte ihm in einen großen Raum. Er wirkte kühl und steril, eher wie ein Sektionssaal, in dem es auch gleich eine Schrankwand zur Aufbewahrung der Körper gab.
    Arian, der sich nicht zum ersten Mal in einer Pathologie befand, war allerdings überrascht, dass die einzelnen Kammern von durchsichtigen Türen verschlossen waren. Es widersprach seinem Schamgefühl, die Verstorbenen gewissermaßen auszustellen. Andererseits war dies gewiss praktisch für die Mitarbeiter.
    Er rief sich zur Ordnung. Das Feenreich funktionierte nach anderen Gesetzmäßigkeiten als die Welt der Menschen, und was er hier sah, bedurfte der Erklärung. Später.
    Er hatte John entdeckt, der auf einem einfachen Stuhl saß. Neben ihm zischte eine bläuliche Flamme aus einer großen Schale steil empor, und auf einem Tischchen lag Werkzeug, das für die Nekropsie zu grob wirkte. Die Fesseln
bemerkte er erst, als sich John bei seinem Anblick loszureißen versuchte. Was auch immer Junas Bruder ihm sagen wollte, es blieb, dank eines Knebels von der Größe eines Tennisballs, unverständlich.
    »Muss das sein?«, fragte er Cathure, der anstelle einer Antwort die linke Augenbraue leicht hob. Natürlich, er hatte um Unterstützung gebeten, also musste er die Feen nun auch gewähren lassen. »Er darf nicht sterben.«
    Cathure nickte und gab der Fee, die den Raum mit einer Wasserschüssel in den Händen betreten hatte und nun auf seinen Befehl zu warten schien, ein Zeichen. Sie kniete vor dem Gefangenen nieder, der sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Dann trennte sie seine Hosenbeine mit einer schnellen Bewegung auf und warf den vom Hund zerfetzten Stoff beiseite. Mit einem feinporigen Schwamm reinigte sie seine Beine vom getrockneten Blut. Seiner Reaktion nach zu urteilen, schien ihm dies keine allzu großen Schmerzen zu bereiten. John gab die Gegenwehr auf, doch sein Körper blieb bis aufs Äußerste gespannt.
    Plötzlich zuckte die Fee zurück. Sie sprang auf und stieß dabei die Schüssel um. Vom Blut rot gefärbtes Wasser ergoss sich über den Boden, doch Arian sah nur die Viper, die sich nach der erfolgreichen Attacke auf die Fee wieder träge um Johns Fessel wickelte. Und direkt daneben, am anderen Bein, prangte der Flügel eines Greifvogels.
    »Der Marquis.« Cathure hatte den Namen des Dämons gleichzeitig mit Arian ausgerufen.
    Jeder Dämon besaß drei Symbole, mit denen er ein Opfer zeichnen und als persönlichen Besitz markieren konnte. Viele hatten sich für gefährliche Tiere entschieden, doch die wenigsten besaßen die Macht, diese notfalls zum Schutz
ihrer Sklaven zu animieren. Marchosias, den die meisten nur als Der Marquis kannten, gehörte dazu.
    Eine männliche Fee näherte sich lautlos, und Arian erkannte in ihm einen der Männer, die John hierhergebracht hatten.
    Cathure flüsterte ihm etwas zu und wandte sich dann an seinen Gast. »Wenn du willst, werden wir ihn weiter befragen. Aber wir müssen Vorkehrungen treffen, um meine Leute nicht zu gefährden.«
    Arian warf John einen finsteren Blick zu und folgte Cathure hinaus, weitere endlose Gänge entlang, bis sie schließlich durch eine Tür traten und er sich im Büro des Feenprinzen wiederfand. Er ließ die Ereignisse unkommentiert und glitt in den Sessel, in dem zuletzt Juna bei ihrem gemeinsamen Besuch gesessen hatte. »Was weißt du über ihn?«
    Cathure ließ sich in dem anderen Sessel nieder und schlug ein Bein über. »Nicht viel. Ein gefallener Engel der ersten Stunde, soweit ich weiß. Er gilt als geschickter Kämpfer, und es gibt Gerüchte, er habe versucht, nach Elysium zurückzukehren.«
    »Davon habe ich auch gehört. Und dass er häufig in Auseinandersetzungen mit seinesgleichen verwickelt sein soll. Offenbar hat er Ambitionen, in Gehenna voranzukommen.« Arian lehnte sich vor und sah aus dem Fenster.
    Schließlich unterbrach Cathure seine Gedanken. »Aber würde er das Risiko eingehen, die Weltordnung zu gefährden, indem er

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