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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Stunden abgeschnürten Hände zurückkehrte … und damit der Schmerz sowie die Erkenntnis, dass es sein Blut war, das über die Fingerspitzen zu Boden tropfte und an dem sich das einohrige Ungeheuer gerade labte. Panisch hatte er nach ihm getreten.
    Das Ergebnis waren zwei zerfetzte Hosenbeine, eine pochende Bisswunde in der Wade und eine gefühlte Ewigkeit Strammstehen. Von Letzterem schien er erlöst zu sein, obwohl er bisher wenig Freiraum hinzugewonnen hatte. Auf jeden Fall würde er in die Klinik gehen müssen, um sich gegen Tollwut behandeln zu lassen. So gesehen war das Auftauchen von Junas Freund letztlich ein großes Glück.
    Finn ließ sich zu Arians Füßen nieder, dann legte er die weiche Schnauze auf die Pfoten. Arian erlaubte sich ein
kurzes Lächeln, das ebenso schnell verschwand, wie es gekommen war.
    »Wo ist Juna?« Er klang fast, als interessiere ihn die Antwort darauf nicht.
    »Was weiß ich? Hör mal, ich würde jetzt gern ins Krankenhaus und diese Bisse behandeln lassen. Außerdem ist es spät. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe einen Job zu verlieren, wenn ich nicht pünktlich im Büro sitze.«
    So ganz stimmte das nicht, denn den Job hatte er seit ein paar Tagen nicht mehr. Selbst Nácars Macht war offenbar nicht groß genug, um seinen Chef, der ihm ebenfalls wie ein Vertreter der Hölle vorgekommen war, dazu zu bewegen, John weiter zu beschäftigen. Aber das musste er ja diesem Schönling nicht auf die Nase binden, der sich den Anschein geben wollte, als sei er einer von ihnen. Als ließe sich ein begnadeter Nekromant wie er so leicht täuschen! Dieser Typ war nicht nur reich, seiner Sprache nach zu urteilen, stammte er auch aus Kreisen, zu denen selbst Johns adlige Familie keinen Zutritt hatte. Von so jemandem ließ er sich bestimmt nicht zurückhalten.
    Er wollte einen Schritt nach vorn machen, aber seine Beine schienen gelähmt zu sein. Tollwut! , war sein erster Gedanke, aber das konnte einfach nicht sein. Er versuchte sich zu konzentrieren, und plötzlich begriff er. »Du bist auch einer von denen!« Angewidert spuckte er aus.
    Es mochte ein Fehler gewesen sein, sich mit Nácar einzulassen, aber immerhin ging er nicht mit Dämonen ins Bett, wie seine liebreizende Schwester es offenbar tat. Gleich und gleich gesellte sich eben gern. Er hatte nicht vergessen, wie in der Hand des Dämons plötzlich ein Feuerball erschienen war. Schade um diese Iris. John wusste es zu schätzen, wenn
eine Frau einen leichten Hang zur Gewalttätigkeit besaß. Iris hatte gekämpft wie ein Profi, und dennoch hatte Nácars Feuerball sie buchstäblich pulverisiert.
    Gehörte nicht genau so ein Feuer zu Junas teuflischen Talenten? Vielleicht hatte sie nie wirklich Engel, sondern immer nur Dämonen gesehen. Wie er sie hasste. All das wäre nicht geschehen, wenn sie ihm das bisschen Geld und den Schmuck der Großmutter gelassen hätte. Aber nein, sie wollte alles für sich selbst. Ihre Gabe, das Geld - einfach alles. Das Schicksal war am Ende doch auf seiner Seite: Jetzt saß endlich auch die feine Juna einmal in der Klemme. Es geschah ihr ganz recht.
    Arian war so schnell bei ihm, dass John nicht einmal Zeit hatte, Genugtuung darüber zu empfinden, dass er offensichtlich mit seiner Vermutung ins Schwarze getroffen hatte: Junas Freund war kein Mensch.
    »Und wer, denkst du, bin ich?«
    »Dämon!« John spuckte ihm das Wort ins Gesicht und nahm erstaunt das kurze Zögern wahr, bevor sich der eiserne Griff an seinem Hals lockerte. Doch er hatte sich zu früh gefreut.
    »Was weißt du über Dämonen?«
    Die Stimme an seinem Ohr klang drohend, und er beeilte sich zu sagen: »Nichts. Lass mich los! Ich weiß gar nichts.«
     
    »Wo ist Juna?« Arian verlieh seinen Worten Nachdruck, indem er sich drohend vorbeugte und John das Engelsfeuer sehen ließ, das heiß in ihm loderte.
    Er konnte Johns Angst ebenso riechen wie das Blut aus seiner Wunde - eine Verletzung, die sein Mitgefühl hätte wecken sollen. Doch nun, da er auch diese Emotion tatsächlich
hätte empfinden können, fühlte er nichts dergleichen. Nur die Sorge um Juna quälte ihn, und ein beängstigend rasch anschwellendes Gefühl, das er alsbald als Wut identifizierte. Johns Furcht hatte noch einen weiteren Effekt, mit dem er nicht gerechnet hatte: Seine Gedanken und Erinnerungen schienen sich auf einmal vor ihm auszubreiten wie auf einem reich gedeckten Tisch. Doch es war nichts Schönes an diesen Anblick. Er sah den Verrat und die heimliche

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