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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Ihren Diensten.«
    Juna erstarrte.
    »Bist du enttäuscht? Ich habe den Namen Lucian eigentlich immer recht gern gemocht.«
    Da wurde ihr klar, dass er nicht Luzifer gesagt hatte. Ein perlendes Lachen stieg in ihr auf, so erleichtert war sie.

    Zuerst sah Lucian sie verwirrt an, dann öffneten sich seine Schwingen, und die Sonne selbst schien in seiner Dunkelheit zu versinken.
    Juna war verunsichert. Hatte sie ihn beleidigt? Sie wollte schon zu einer Erklärung ansetzen, da stahl sich ein Lächeln in seine Augenwinkel. Dann grinste er verschmitzt, und schließlich lachte Lucian lauthals.
    Er hatte ihre Gedanken gelesen. »Zu viel der Ehre, meine Schöne. Ich bin nur ein einfacher Diener des Lichtbringers, er ist mein Chef.« Mit einer ausladenden Handbewegung vertrieb er die Wolken, die seit der Ankunft der Gerechten tief über dem See gehangen hatten. Das Licht kehrte zurück in die Welt, die ganz still wurde, als hätte sie diesen mächtigen Engel der Finsternis noch nie zuvor in einer ähnlichen Stimmung erlebt.

20
    W as aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse.«
    Arian schreckte aus seinen Fantasien auf. »Wer sagt das?« Noch hielt ihn Junas Wärme sanft im Arm, doch die Erinnerung schwand ebenso schnell, wie die Gegenwart ihn eingeholt hatte.
    »Friedrich Nietzsche.« Gabriel legte seinen Arm um Arians Schulter. »Da hast du es ja doch noch geschafft. Und ich dachte schon, ich müsste mir eine Ausrede für dich einfallen lassen.«
    »Was hast du damit zu tun?« Arian runzelte die Stirn. »Ach, sag nichts. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass ihr unter einer Decke steckt.«
    »Pass auf, was du sagst.« Gabriel warf ihm einen merkwürdigen Blick zu.
    Beschwichtigend hob Arian die Hände. Er wollte nicht darüber nachdenken, in welchem Verhältnis sein ehemaliger Kampfgefährte und ihre gemeinsame Chefin standen.
    Offenbar besänftigt, ließ sich Gabriel zu einer Erklärung herab. »Bevor Nephthys dir den eigentlichen Auftrag übertragen konnte, musste sie zuerst deine Loyalität testen.« Er sah zum Himmel. »Genug davon, wir müssen uns sputen.«
    Hoffnung keimte in Arian auf, zart und verletzlich, aber
stark genug, um seinen Puls zu beschleunigen. Sollte er etwa nach Elysium zurückkehren dürfen? Das muss ich Juna erzählen! Unnachgiebig wie Nachtfrost senkte sich dieser Gedanke in seine Seele. Eine Rückkehr würde bedeuten, dass er Juna niemals wiedersehen durfte. Ein unerträglicher Gedanke, der ihn erschaudern ließ.
    Arian begriff vielleicht erst in diesem Augenblick, wie tief seine Liebe zu Juna tatsächlich war. Plötzlich wusste er, dass es alles geben würde, um bei ihr zu bleiben.
    »Kommst du?«
    »Nein.« Die Füße fest auf dem Boden, war er auf alles gefasst. Arian öffnete die Schwingen.
    Gabriel sah ihn erst verständnislos an, dann erschien ein bitterer Ausdruck auf seinem Gesicht. »Du hast dich für Gehenna entschieden?«
    »Bist du verrückt geworden?« Arian flog auf einen Felsen und ging in die Hocke. Von hier aus sah er hinab. »Aber ich werde Juna nicht verlassen!«
    Gabriel flog ebenfalls ein Stück höher, und hätte man sie von weitem beobachten können, so hätten sie wie zwei gigantische Vögel ausgesehen, die noch spielerisch, aber selbstbewusst ihr Revier absteckten.
    »Das musst du auch nicht.«
    Arian erhob sich. »Schwöre es!«
    »Reicht dir mein Wort nicht mehr, Arian?« Gabriels Stimme klang verärgert. »Du wirst dich aber damit begnügen müssen. Wenn du Nephthys weiter warten lässt, wirst du dir noch wünschen, tief in Gehenna deine Fronarbeit für den Marquis verrichten zu dürfen.« In einem merkwürdigen Tonfall fügte er hinzu: »Und Lucian wird dir keinen Ausgang zu deinem Mädchen gewähren, das kannst du mir glauben.«

    Was immer er auch damit meinte, es konnte nichts Gutes sein. Am liebsten hätte Arian auf dem Absatz kehrtgemacht und wäre zu Juna geflogen.
    »Nun komm endlich, je eher wir es hinter uns bringen, desto besser!« Ohne sich umzusehen, vertraute sich Gabriel den Lüften an, und nach kurzem Zögern folgte Arian ihm.
    Schnell hatten sie ihr Ziel hoch über den Wolken erreicht. Ein Wallfahrtsort, vor Jahrhunderten von Menschenhand in den Felsen gehauen und heute längst vergessen. Arian war niemals zuvor hier gewesen.
    Nachdem sie auf dem Plateau vor dem Tempel gelandet waren, trat Nephthys zwischen hohen Säulen hervor und ging ihnen entgegen. Sie winkte Gabriel an ihre Seite und betrachtete Arian mit den typisch

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