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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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hellen Augen, deren leuchtendes Blau allen Bewohnern Elysiums zu eigen war.
    Er erblickte darin sich selbst, die Zeit nach der Verbannung und ein Feuer, aus dem ihm Juna entgegenlächelte. Unwillkürlich lächelte er zurück.
    Nephthys’ Missbilligung traf nicht nur Arian wie eine Eislawine. Gabriel strauchelte bei dem Versuch, unauffällig größeren Abstand zwischen sich und der verärgerten Herrin der Vigilie herzustellen.
    Offenbar war ihr nicht bekannt gewesen, welch tiefe Zuneigung Arian für Juna empfand. Und wenn Nephthys etwas verabscheute, dann war es, ungenügend informiert zu sein. Nephthys sah ihn durchdringend an. »Du hast eine Menge für diese Frau riskiert. Denkst du, sie ist es wert?« Sie hätte in seiner Seele lesen können, dass er alles für Juna tun würde, wollte es aber offenbar von ihm selbst hören.

    Arian musste sich beherrschen, um nicht die Fäuste zu ballen. »Ich bin nicht den weiten Weg zu Fuß gekommen, nur um Juna von dir beleidigen zu lassen.«
    Nephthys hob die Hand, und er spürte, wie seine Gliedmaßen schwer und unbeweglich wurden. Seine Gedanken blieben zum Glück unbehelligt, und er registrierte automatisch alle Details, wie er es als Wächter immer getan hatte. Interessant, sie hat immer noch Macht über mich. Gefallen konnte ihm diese Entdeckung allerdings nicht. »Was soll das? Hast du mich herbestellt, weil du eine neue Dekoration wünschst?« Die steinernen Engelsgestalten, die den Vorplatz des Tempels zierten, waren ihm nicht entgangen.
    »Sieh her, Arian!« Nephthys zeichnete einen Kreis in die dünne Luft und öffnete damit einen Blick auf die Welt der Menschen. Widerwillig gehorchte er und erkannte sofort Juna. Sie war nicht allein. Lucian kniete vor ihr, zwischen seinen Händen glomm ein warmes Licht.
    Mit zusammengepressten Lippen beobachtete Arian, wie der Dämon seine Heilkräfte anwandte und Juna dabei sacht berührte, wie eine fragile Kostbarkeit.
    Das Bild verschwand. »Ich frage dich noch einmal: Hat diese Frau deine Loyalität verdient?«
    »Was ist ihr passiert?« Arian fuhr sich durchs Haar. »Warum ist sie verletzt?« Er fühlte Angst in sich aufsteigen.
    Gabriels Stimme holte ihn in die Gegenwart zurück. »Beantworte die Frage!«
    »Ich würde ihr mein Leben anvertrauen.«
    »Das hast du ja wohl schon getan.«
    Arians Stimme klang wie ein gefährliches Grollen. »Ich verlange zu wissen, was da geschehen ist!«
    »Du hast überhaupt nichts zu verlangen!« Gabriels Flügel
öffneten sich in eine leicht gerundete Form, die ein deutliches Zeichen für seine Angriffsbereitschaft war.
    »Es reicht.« Nephthys’ melodische Stimme unterbrach den Streit mühelos. »Du weißt, dass ein Dämon wie er nur heilen kann, wenn man ihm vertraut?«
    »Natürlich weiß ich das. Aber er wird ihr nichts tun.«
    »Du traust dem Marquis?« Gabriel klang fassungslos.
    »Er hat noch nie gelogen!« Arian traute Lucian keineswegs, aber vor diesen beiden Engeln würde er sich ganz sicher keine Blöße geben.
    Und es stimmte ja. Lucian stand in dem Ruf, sein einmal gegebenes Wort zu halten. Allerdings war auch bekannt, dass er ein so geschickter Advokat war, dass man gut daran tat, jede seiner Formulierungen sorgfältig zu prüfen, bevor man sich auf einen Handel mit ihm einließ.
    »Ihr müsstet doch am besten wissen, dass sie in Gefahr ist. Lucian kann sie als Einziger beschützen, solange ich nicht in der Nähe bin. Natürlich hat er Hintergedanken. Er ist ein Dämon! Aber ich vertraue Juna, sie wird nicht auf seine Tricks hereinfallen.«
    Arian trat gegen einen großen Kiesel, der über die grauen Steinplatten sprang, und sah ihm nach, bis er in der Tiefe verschwand. »Du hast mich wochenlang durch menschenleere Landschaften marschieren und mich zu Fuß hier heraufsteigen lassen. Sag mir, was ich hätte tun sollen. Bei Juna bleiben und warten, bis du die Gerechten schickst?«
    »Ich arbeite nicht mit ihnen zusammen.«
    »Ach ja? Micaal hat uns aber bereits seine Aufwartung gemacht.«
    »Hast du ihn getötet?«
    »Nein. Aber glaube nicht, dass es mir leichtgefallen ist,
ihn zu verschonen.« Wahrscheinlich war es eine Sinnestäuschung, aber Arian glaubte, ganz kurz Erleichterung in Nephthys’ Blick zu sehen.
    »Du möchtest deinen Auftrag hören?«, fragte sie mit kühler Stimme. »Hier ist er: Du wirst die gefallenen Engel, die den Verlockungen Gehennas widerstanden haben, finden und mir ihre Namen nennen.«
    »Das ist ja wohl ein Scherz!« Arian lachte, aber ihm war nicht

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