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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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froh zumute. Das Wort Humor existiert in ihrem Sprachschatz überhaupt nicht , dachte er frustriert. Und Ironie wendet sie an, weil sie versteht, wie sie funktioniert, nicht weil ein irgendwie geartetes Gefühl dahinter steckt. Warum ihn diese längst bekannte Tatsache plötzlich schmerzte, verstand Arian nicht.
    »Wenn du nicht alles vergessen hast, dann wirst du wissen, dass eine solche Behauptung jeglicher Grundlage entbehrt. Ich scherze nicht.«
    Manchmal nahm Nephthys die Dinge so wörtlich, dass sie damit glatt jeden Dämon hätte in den Schatten stellen können.
    »Was hast du vor?«
    Und dann sagte Nephthys etwas ganz Erstaunliches: »Wer nicht auf die Veränderungen des Kosmos reagiert, verliert. Und das solltest du inzwischen wissen: Ich habe noch niemals verloren!« Damit wandte sie sich zum Gehen. »Dir bleibt wenig Zeit. Sobald du die Gefallenen gefunden hast, gibst du Gabriel Bescheid. Er wird mich informieren.«
    »Wieso …« Jetzt war Arian wirklich verstört. Wieso durfte Gabriel, der ebenfalls von ihr verstoßen worden war, ihr persönlich Bericht erstatten, er selbst aber nicht? Und wofür brauchte sie die Namen der irdischen Engel?

    »Geh!«
    Ohne noch etwas zu sagen, verschwand sie zwischen den Säulen wie ein Geist. Gabriel nickte Arian grimmig zu und folgte ihr.
     
    Juna und Lucian waren für den nächsten Tag verabredet. Er hatte vorgeschlagen, dass sie sich wieder am Ufer der Carron-Talsperre treffen sollten. Die Gegend zeigte sich um diese Jahreszeit fast menschenleer. Ein wichtiges Argument , fand Juna. Je weniger Zeugen es für ihr Training gab, desto besser war es für den Erfolg ihrer Mission. Sie bildete sich nicht ein, gegen einen Engel gewinnen zu können, aber sie konnte ihn überraschen und damit Zeit gewinnen.
    Zeit, hatte Lucian ihr erklärt, war ein wichtiger Faktor, den man bei keiner Auseinandersetzung vernachlässigen sollte. Richtig eingesetzt, würde man sie für sich arbeiten lassen.
    Juna hatte nicht genau verstanden, was er meinte, aber sie wusste aus der Vergangenheit, dass gutes Timing in der Tat entscheidend sein konnte.
    Am See angekommen, stellte sie ihren Wagen auf dem gleichen Parkplatz ab, verzichtete jedoch auf eine Wanderung und erreichte das Ufer bereits nach fünf Minuten Fußweg. Von Lucian war nichts zu sehen. Juna spielte ein wenig mit Finn, bis ihm langweilig wurde und er schnüffelnd am Wasser entlanglief.
    Mittags hatte er gesagt. Mittags wollten sie sich treffen, und Juna war früh losgefahren, denn sie brannte darauf zu erfahren, was er ihr als Erstes beibringen wollte. Außerdem lässt man einen Marquis doch nicht warten , hatte sie ihrem Spiegelbild erklärt, das darauf ebenso neutral reagiert hatte wie auf die vorherige Frage: Was ziehe ich an?

    Vielleicht gab es in Gehenna keine Uhren, oder er konnte sich nicht von einer seiner Orgien losreißen - was Dämonen vormittags halt so taten. Während sie am Ufer entlangspazierte, spekulierte sie über den Alltag in der Hölle.
    Bestimmt muss es doch auch dort einen Alltag geben? Sie dachte an Arian und hoffte, dass es ihm gutging.
    Er hilft mir nur zu überleben, bis du wieder bei mir bist, Geliebter! Juna wusste, dass es Arian trotzdem nicht gefiele, sie in Gesellschaft des Dämons zu sehen. Und tief in ihrem Inneren warnte ihre seherische Stimme davor, sich mit den Mächten der Dunkelheit einzulassen.
    Zwischendurch sah sie zum Himmel, als wollte sie sichergehen, dass von dort oben keinerlei Gefahr drohte. Auch die Wächter des Lichts waren nicht alle ihre Freunde.
    Ein Milan kreiste über dem See, und weil ihr dämonischer Trainer immer noch auf sich warten ließ, suchte sie eine Handvoll Steine zusammen, die sie über das Wasser springen ließ. Es zeigte sich, dass sie nichts verlernt hatte. Sie bückte sich, um einen besonders flachen Stein aufzuheben, und als sie wieder aufsah, stand Lucian vor ihr.
    »Musst du mich immer so erschrecken?« Ärgerlich gestand sie sich ein, dass es nicht nur der milde Schreck sein konnte, der ihren Puls derartig in die Höhe trieb.
    Das obligatorische Schwarz hatte Lucian zwar beibehalten, aber seine Kleidung war legerer als sonst. Natürlich sah er auch heute unverschämt gut und sehr gefährlich aus. Und als wüsste er genau, wie gern sie die glänzenden Federn berührt hätte, breitete Lucian seine Schwingen aus.
    »Hast du keine Angst, dass dich jemand sieht?« Juna blickte sich um. Vorhin hatte sie Wanderer beobachtet, die weiter vorn auf einer Landzunge

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