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Fluegelschlag

Titel: Fluegelschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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gewesen.
    Er habe sie gemieden, hatte er gesagt.
    Sie verstand sehr gut, warum. Außerdem hatten sie beide angenehmere Dinge zu tun gehabt, als sich unentwegt über diese weißen Rachevögel zu unterhalten. Juna schmunzelte bei der Erinnerung daran, wie sie die meisten Tage verbracht hatten. Keine Sekunde wollte sie davon missen, auch wenn sie jetzt jede zusätzliche Information über ihre Gegner gut hätte gebrauchen können.
    Die Arme vor der Brust verschränkt, betrachtete sie die Engel forschend. Sie hätten aus Marmor sein können, so wenig gaben sie von sich preis.
    »Und ich bin ein solches Ungeziefer, weil ich eure Kollegen von der Lebensrettung sehen kann?«
    »Sie meint die Schutzengel«, sagte der Kindermörder und zog nun ebenfalls ein Schwert hervor. Dieses Mal sah es weniger gefährlich aus als damals - allerdings nur, sofern man blanken Stahl kochendem Metall vorzog.
    »Was wird das hier? Kammerjägern für Einsteiger?« Juna hätte sich zumindest irgendeine Reaktion erhofft. Als die beiden sie weiter ausdruckslos anstarrten, begann sie einzusehen, dass die Gerechten wirklich zu keiner Gefühlsregung fähig waren.
    Finn, das sah Juna aus dem Augenwinkel, saß aufrecht am Ufer und betrachtete die beiden mit ebenso starrem Blick.
    Doch im Gegensatz zu ihr schien er keinerlei Furcht zu empfinden. Sie hätte ihn gern verscheucht, wagte es aber nicht, die Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Er soll erzählen können, wie tapfer ich untergegangen bin , dachte sie in
einem Anflug von Selbstironie. Klar wird er das. Er redet ja auch sonst wie ein Wasserfall.
    Bevor Juna in weiteren Betrachtungen über Finn versinken konnte, verdrängte sie lieber jegliche Gedanken an ihn. Bei ihrer letzten Begegnung hatte sie den Eindruck gehabt, der Engel hätte ihre Gedanken lesen können - und hätte er geahnt, wie wichtig ihr Finn geworden war, wer weiß, ob der eiskalte Bastard nicht versucht hätte, sich dieses Wissen zu Nutze zu machen. Respekt vor der Kreatur zählte sicherlich nicht zu den herausragenden Eigenschaften dieser sogenannten Gerechten.
    Besonders kommunikativ waren sie auch nicht, und Juna zermarterte sich das Gehirn, wie sie das Gespräch am Laufen halten sollte.
    »Bist du Michael?«, fragte sie den ersten Engel.
    Seine Pupillen weiteten sich. War das Erstaunen, oder schaute er immer so, wenn die Rede von dem Erzengel war, der als der Drahtzieher hinter der selbstgerechten Gruppe von Weltverbesserern galt?
    »Ich bin Micaal. Nenn mich, wie es dir gefällt«, entgegnete er schließlich.
    » Spielt jetzt auch keine Rolle mehr , willst du wohl damit sagen. Dann ist Michael euer Chef, habe ich Recht?« Das Lachen blieb ihr im Hals stecken, denn auf einmal spürte sie sehr deutlich, wie die letzten Sandkörner durch ihre Lebensuhr rannen.
    Flammen schlugen aus dem Schwert. Seine Schwingen öffneten sich angriffsbereit. Doch bevor er sich auf sie stürzen konnte, traf ihn eine unsichtbare Macht von der Seite, und er strauchelte.
    Verschwinde! Juna war es egal, ob dieser Befehl in ihrem
Kopf erklungen war oder im ganzen Tal. Sie machte einen Hechtsprung zur Seite und zerrte Finn so schnell sie konnte hinter den nächsten großen Felsen. Hier schien sie relativ sicher zu sein.
    »Scheiße, ist das der Marquis?«, flüsterte sie Finn ins Ohr und sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Aber in welche Richtung sie auch blickte, sie hätte über freies Feld laufen müssen, um den Waldrand zu erreichen.
    Gerade als sie es trotzdem erwog, schoss ein Feuerstrahl ins Unterholz. Drei Bäume gingen in Flammen auf und mit ihnen der Assistent des falschen Micaals.
    Leider aber nicht vollständig, erkannte sie kurz darauf, als der Engel mit nur unwesentlich angesengten Flügeln aus den Flammen trat und einen Angriff auf ihren Retter starten wollte.
    »Kommt überhaupt nicht infrage, mein Freund!« Juna hielt das Bild einer himmlischen Fackel in ihren Gedanken ganz fest und schleuderte allen Ärger sowie eine gehörige Portion Angst hinein. Die Flammen erschienen aus dem Nichts und fraßen sich so schnell durch das Gewand des Engels, dass nicht einmal mehr sein Schrei zu hören war, bevor er verschwand.
    Das war ich? Erschrocken legte Juna den Arm noch fester um Finn. Lass mich jetzt bloß nicht allein.
    Micaal ignorierte die unrühmliche Flucht seines Kollegen. Er schleuderte einen weiteren Feuerball auf den Marquis, der jedoch nur lachte und dem Geschoss elegant wie ein Torero auswich.
    »Grüß mir meinen alten Freund

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